Es wird mal wieder Zeit für etwas zu essen, das letzte Rezept kam ja schon vor Ostern. Zu diesem hier gibt es außerdem eine Geschichte: Sie trägt den Titel

Dörrpflaumen

„Dörrpflaumen“

 

Am Hof des Königs der Hohen Nomen bereitete man sich auf das Fest der Sommersonnenwende vor. Loma, die Schülerin des Hofzauberers Karas, wollte ihre Handlangerarbeiten so schnell wie möglich hinter sich bringen. Es war kein Tag, um im Haus herumzusitzen.

Sie warf ihr schmutzigweißes Zaubergewand über und rannte über den hof zu Karas‘ Turm. Auf der Treppe, als sie noch mit ihrem Gürtel kämpfte, fiel ihr siedenheiß ein: Sie hätte schon gestern Abend anfangen müssen. Etwas einweichen? Schnippel und trocknen lassen? Es war eben viel spannender gewesen, bei den Vorbereitungen für das große Feuer zu helfen. Loma hatte ein paar Kracher zwischen den Scheiten versteckt. Die würden heute Nacht aus den Flammen hüpfen wie die Frösche.

Karas war noch nicht da, als Loma das Studierzimmer betrat. Sehr gut. Auf dem Lesepult lag das Rezept, das sie vorbereiten sollte. Ein Liebeszauber, der in Form von Törtchen verabreicht wurde. Oh ja, sie hätte gestern schon Dörrpflaumen in Branntwein einweichen müssen. Kein Problem, wenn Aduniel auch für dieses Fest wieder ihren üblichen Sparkuchen buk. Loma lauschte, ob sich Karas schon rührte.

Stille.

Sie huschte die Treppen wieder hinunter. Im Hof machte sie sich unsichtbar – das heißt, sie brachte die Leute dazu, an ihr vorbeizuschauen.

Aus der Küche drangen allerlei Düfte, die auf ein Festmahl für den Abend hindeuteten. Loma musste warten, bis der Gärtner mit einer hoch beladenen Gemüsekarre kam. Er öffnete die Küchentür bis zum Anschlag und klemmte sie fest, so dass Loma unbemerkt hineinschlüpfen konnte. Bei den vielen Leuten, die in der Küche umherliefen, war es schwierig genug durchzukommen, ohne jemanden anzurempeln.

Schließlich erreichte Loma den großen Backofen, wo Aduniel regierte. Nicht weit von ihr standen abgedeckte Schüsseln. Loma wartete, bis Aduniel den Ofen ausräumte und ihr dabei den Rücken zukehrte. Dann lüpfte sie die Abdeckungen und fand bald die kleingeschnittenen Dörrpflaumen in Branntwein. Sie nahm die Schüssel und machte sich auf den Rückweg.

Wieder jeden Zusammenstoß in der Küche vermeiden, warten, bis jemand mit einer großen Last die Tür aufsperren musste, über den Hof, ohne verdächtige Fußspuren in Pferdeäpfeln zu hinterlassen. An der Tür des Zaubererturms wurde sie wieder sichtbar, um hinein zu gelangen, und schlich hinaus ins Studierzimmer.

Karas war noch immer nicht da. Loma atmete erleichtert aus und stellte ihre Beute auf den Arbeitstisch. Sie wandte sich zum Lesepult, um zu sehen, wie es weiterging.

Dort stand Karas.

„Gut, dass Roven-Asa gewissenhafter ist als du“, sagte der Zauberer. „Nicht nur, dass du zu spät mit deinen Vorbereitungen begonnen hast, du hast auch deine Lektionen nicht gelernt.“

Loma grübelte. Alles Wichtige hatte sie bestimmt behalten, zum Beispiel diesen praktischen Unsichtbarkeitszauber.

„Liebestörtchen“, schnaubte Karas. „An so was glauben doch nur die Küchenmädchen. Und du, offenbar. Aber da du wenigstens die Unauffällige Gestalt beherrschst, will ich nicht so streng sein. Wenn du auch noch das Flammenlose Feuer hinbekommst, haben wir gleich ein sehr gutes zweites Frühstück.“

* * *

 

… und hier das versprochene

Rezept
  • 100 g gemischtes Trockenobst
  • 50 g Rosinen
  • 3 EL Rum
  • 250 g Butter
  • Prise Salz
  • 150 g Honig
  • 5 Eier
  • 100 ml saure Sahne
  • 1 ½ TL Zimt
  • 200 g Weizenvollkornmehl
  • 50 g Hirse, fein gemahlen
  • 3 TL Backpulver
  • 100 g Mandeln, gehackt
  • Butter und Mehl für die Form

Trockenobst und Rosinen unter warmem Wasser kurz abspülen und trockentupfen. Die Früchte sehr fein schneiden und mit den Rosinen in eine Schüssel geben. Den Rum darübergeben und zugedeckt quellen lassen.

Den Backofen auf 180 °C vorheizen.

Die Butter mit Salz und Honig schaumig schlagen und einzeln die eier einrühren. Saure Sahne und Zimt unterheben. Weizen- und Hirsemehl mit dem Backpulver mischen und diese Mischung mit der Buttermasse verrühren. Das Trockenobst und die Rosinen samt Rum sowie die Mandeln unterheben.

Eine Kranzform einfetten und mit Mehl ausstreuen.

Den Teig in die Form füllen und diese auf der untersten Schiene des Ofens 50 min. backen. Mit einem Holzspieß probieren, ob der Kuchen fertig ist.

Den Kuchen in der Form kurz abdampfen lassen, dann auf einen Draht stürzen und vollständig abkühlen lassen.

 

Mehr Geschichten, auch eine von meinen, gibt es zum Beispiel hier.