Geschichten und Musik

Schlagwort: Fantasy Seite 1 von 7

Rückblick

Anfang August, kurz vor Urlaub, ist die beste Jahreszeit für einen Rückblick auf das erste halbe Jahr. Na gut, ein Halbjahr plus.

In dieser Zeit wurde eine größere Übersetzung fertig, »Das Reis-Buch« von Sri Owen. Es erscheint im September und kann bereits vorbestellt werden (im Autorenwelt-Shop zum Beispiel). Außerdem gibt es Neues aus der Waldläufer-Saga. Die Übersetzung von Band 12 biegt in die Zielgerade ein, bei Amazon erschienen sind inzwischen die Bände »Die Türkiskönigin« (8), »Verrat im Norden« (9) und »Das Waldläuferkonzil« (10). Dazwischen kam noch etwas kleineres Musikalisches, auch dieses Jahr wieder Händel.

Geschrieben habe ich seit Mai (Einsendeschluss für das PAN-Stipendium) nicht mehr viel. Eine Kurzgeschichte ist zum Verlag OhneOhren gewandert. Die betreffende Ausschreibung läuft noch, wer also einen inspirierenden Vertipper auf Lager hat, kann ihn bis Ende September kreativ verwursten. Eine wesentlich kürzere Geschichte soll sich in den nächsten Tagen auf den Weg machen, und für den Herbst sind noch zwei in Arbeit (Ausschreibung eins und zwei). Ich hoffe, dass ich im Urlaub mit »Das Schwert des Wilden Landes« weiterkomme. Wie schon öfter bin ich überzeugt, dass es bis zur fertigen Fassung nicht mehr weit ist und ich diesmal aber den richtigen Dreh habe, um alles zum guten Ende zu bringen.

RückblickMeine Garten-Versuche waren nicht von großen Erfolgen gekrönt. Es gab etliche daumenkuppengroße Karöttchen und eine Handvoll Kirschtomaten – alles lecker, aber halt in recht übersichtlichen Mengen. Bei den Tomaten ist Nachschub unterwegs, auch in etwas größerem Format. Mal sehen, wie sie das aktuelle Regenwetter überstehen. Andererseits zieren sich derzeit sogar die Zucchini, sie kommen über Blüten nicht hinaus.

Etwas mehr Erfolg habe ich beim Teepilz-Züchten. Die Kombucha-Beschaffung hier vor Ort ist nicht ganz einfach, der hiesige Laden hat keinen, der in Fahrradentfernung nimmt die leeren Flaschen nicht zurück. Also bin ich in die Produktion eingestiegen (mit einem Starter-Set von Fairment). Derzeit entwickelt sich der dritte Ansatz, diesmal mit Schwarztee. Den zweiten mit Earl Grey finde ich ausgesprochen lecker, aber das soll den beteiligten Mikroben nicht gut bekommen. Und die spielen bei der Aktion schließlich die Hauptrolle, also probiere ich weiter herum. Die nächste spannende Stelle wird der Urlaub. Angeblich hilft, Pilz und Ansatzflüssigkeit in einem dicht verschlossenen Glas im Kühlschrank zu parken. Wir werden sehen.

RückblickIn Winneweh habe ich festgestellt, dass ich auch in meinem eUp übernachten kann. Die Methode lässt sich noch optimieren, aber auf dem ziemlich flachgelegtem Vordersitz war es schon recht gemütlich. Vor allem, während draußen ein Gewitter tobte. Immerhin konnten wohl alle wieder ohne fremde Hilfe von der Wiese fahren. (Ein Wink mit dem Methorn nach Wacken …)

Als nächstes geht es zum Burgfest, dieses Jahr mit Drohnenshow statt Feuerwerk. Aktuell dürfte die Waldbrandgefahr zwar gebannt sein, aber bis vor ein paar Wochen sah es noch deutlich anders aus, und weniger böllern schadet nie.

Im September werde ich dann wohl wieder aus der Versenkung auftauchen, vermutlich mit der einen oder anderen Back-Aktion.

Drei Lesungen

In den letzten zwei Wochen war ich bei drei Lesungen, inklusive meiner eigenen, die hier ja schon erwähnt wurde.

Lesung Nr. 1

Die erste fand am 27. Mai in Lindenfels im ökumenischen Gemeindesaal statt, organisiert von der Ideenwerkstatt der evangelischen Kirchengemeinde. Gelesen haben Stefanie Bender aus Rückkehr des Wächters und Die Hexe von Crumbach sowie Cat Lewis aus Schatten über Havensbury.

Drei Lesungen, Nr. 1

Beute aus Lindenfels

Rückkehr des Wächters ist Engelsfantasy für fortgeschrittene Fans dieses Untergenres. Die Hexe von Crumbach ist ein Sammelband mit den historischen Mystery-Geschichten „Das Todesmal‟ und der Fortsetzung »Der Todesritus«, die im 16. Jahrhundert im Odenwald spielen (Mümling-Grumbach übrigens, um Verwechslungen zu vermeiden). Es wird finster und blutig …

Schatten über Havensbury spielt, wie sich anhand des Titels vermuten lässt, in England, auch wenn die Autorin aus Brandenburg stammt. Es handelt sich um einen Familiengeheimnis-Roman, der in die 1950er und 60er Jahre zurückführt. Das Ambiente ist eher heimelig, und natürlich gibt es mindestens eine große Liebe.

Der Saal war gut besetzt, im Anschluss wurde gefragt und geredet, und es gab Pizzaschnecken. Also eine gelungene Veranstaltung, die vielleicht den Auftakt für mehr und Ähnliches darstellt.

Lesung Nr. 2
Drei Lesungen, Nr. 2

Vorlesestunde

Die zweite Lesung war meine eigene. Aus diesem Anlass gibt es jetzt auch wieder eine Printversion meines Erstlings Der Jahrmarkt zu Jakobi, zu bestellen in der Buchhandlung des Vertrauens. Auch hier haben sich viele Zuhörerinnen eingefunden – mehr als Musiker, wie erhofft. Die Band hat die Gelegenheit genutzt und nach den vier mehr oder weniger mittelalterlichen Stücken zur Lesung noch etwas Tanzmusik gespielt, offenbar zur Freude des Publikums.

Hier kamen die Gespräche eher unter den Zuhörenden in Gang, die klassischen Lesungsfragen blieben aus, es wollte auch niemand wissen, was denn die Drehleier für ein Instrument wäre. Die Verpflegung kam in diesem Fall von der hauseigenen Küche. Sowohl die Band als auch die Autorin stehen dem Vernehmen nach für weitere Aktionen dieser Art zur Verfügung.

Lesung Nr. 3

Lesung Nr. 3 fand in einem eher ungewöhnlichen Rahmen statt, im Vogelpark Viernheim, zwischen dem geschlossenen Restaurant, der Wellensittich-Voliere und dem Kranichgehege. Ein Besuch dort lohnt sich auch, wenn gerade nicht gelesen wird. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Autorengruppe Vernes Federn. Es lasen Katja Rocker aus ihrer Kurzgeschichte „Paradise Lost‟ in der Anthologie Generationen aus den letzten paar Jahrgängen der Story-Olympiade, Bettina Ickelsheimer-Förster, Verlegerin des Shadodex Verlags aus Das Pegasosgen von Eve Grass, Odine Raven aus ihrem Roman Das Geheimnis des Monsieur Arnaud und Christian Metzger aus seiner Kurzgeschichte „Wer den Rebstock nicht ehrt, ist die Trauben nicht wert‟ in der Anthologie Fantastische Elemente: Erde, die hoffentlich bald bei der Geschichtenzisterne erhältlich sein wird. Es ging also von Science Fiction mit der Besiedlung fremder Planeten über Mystery und Urban Fantasy zum High-Fantasy-Krimi mit hohem Weinanteil.

Drei Lesungen, Nr. 3

Zuhörer

Die ständigen Bewohner des Parks hatten ihr Wörtchen mitzureden, insbesondere ein Pfau und ein Trompeterhornvogel; letzterer weint allerdings eher, als dass er trompetet. Auch hier bog die Band – Bockstein mit Odine Raven als Sängerin – im Anschluss an die Lesungen in ein kurzes Konzert ab. Die Verpflegung musste kurzfristig umgekrempelt werden, da der prinzipiell empfehlenswerte Kiosk des Vogelparks krankheitsbedingt geschlossen blieb. Trotzdem gab es Kaffee und Kuchen sowie die nötigen Kaltgetränke.

Ich habe bei dieser Gelegenheit unter anderem Selbst Feen können sterben von Christian Metzger gekauft, ebenfalls ein High-Fantasy-Krimi, den ich dann in einem Rutsch durchlesen musste. Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung.

PAN-Stipendium 2023

Seit heute – und bis zum 15. Mai – ist es möglich, sich um das PAN-Stipendium 2023 zu bewerben. (Zum Kleingedruckten geht es hier entlang.) Damit sind hier die Geschichten an der Reihe.

Letztes Jahr habe ich es in der Sparte Kinder- und Jugendliteratur immerhin auf die Shortlist gebracht. Die Geschichte liegt noch bei der einen oder anderen Agentur. Wie es danach mit ihr weitergeht, wird sich zeigen.

In diesem Jahr will ich es mit einer Geschichte aus meiner dienstältesten Fantasywelt versuchen. Ich habe letztes Jahr angefangen, sie zu schreiben, vor allem zum Abtauchen und Wohlfühlen. Es gab nur einen Fixpunkt: Wenn ich nicht mehr weiterweiß, kommt nicht etwa jemand mit Pistole zur Tür herein, sondern meine Heldin geht an den Teich und singt dort mit den Fröschen im Chor. Damit habe ich es es auf über 140 Seiten gebracht, und jetzt versuche ich, das Ganze mit einem nachvollziehbaren Plot, glaubhaften Figuren und wiedererkennbaren Schauplätzen auszustatten.

Über die Welt, in der das Abenteuer spielt, schreibe ich seit etwa vierzig Jahren (eine Geschichte von dort gibt es in »Der Weg nach Hause«; die ist auch schon etwas älter), in den letzten Jahren auch immer mal im NaNoWriMo. In dieser Zeit hat sich natürlich einiges weiterentwickelt, manches ist aber noch so, wie es von Anfang an gedacht war. Das Volk, zu dem meine Heldin gehört, dessen Reiselust und seine ausufernde Sprache zum Beispiel, auch die verschiedenen Möglichkeiten, Magie zu wirken, das politische Grundgerüst … Diesen Weltenbau, und 83 Seiten eher peinlichen alten Text versuche ich jetzt zu einem ansprechenden neuen Roman zu verarbeiten. Noch bin ich da optimistisch.

Eine gewisse Diskussion läuft gerade um einen Punkt der Ausschreibungsbedingungen: Das eingereichte Projekt soll ohne die Hilfe einer KI geschaffen worden sein. So weit, so gut. Dem Vernehmen nach haben bereits Herausgeber das Handtuch geworfen, weil sie in computergenerierten Einsendungen ertrinken. Nun ist hier allerdings von »eindeutige[n] Nachweise[n] zur konventionellen Erstellung« die Rede. Auf der Textebene sollte sich das machen lassen, erst recht, wenn es jemand mit der kürzestmöglichen Abkürzung versucht. Schwieriger wird es, wenn die KI nur am Plotgerüst oder an der Recherche beteiligt war. Ich bin gespannt, wie sich diese Frage klären wird.

Auftakt zum neuen Jahr

Auftakt zum neuen Jahr

Burg Lindenfels grau in grau

Am 15. Januar wird es langsam Zeit für den offiziellen Auftakt zum neuen Jahr, auch wenn noch nicht alle Bestandteile der Feiertagsmenüs aufgegessen sind.

Das Weihnachtsessen war diesmal aus Versehen vegan, nach Rezepten aus diversen Kochbüchern, die ich in letzter Zeit übersetzt habe. (Noch nicht erschienen, aber vorbestellbar: Ist das ein Kochbuch von Heston Blumenthal; aus dem stammte die Suppe.) An Silvester habe ich dann ein paar ältere Bücher (unter anderem »Le Petit Paris« von Nathalie Benezet) herausgezogen und handliche Kleinigkeiten zu Fladenbrot serviert. Jetzt sind noch diverse Sorten Getreide, Tiefkühl-Heidelbeeren und Nori-Flocken zu verarbeiten.

Neue Bücher

Auch im neuen Jahr fängt die Arbeit wieder mit einem Kochbuch an, in dem es um Reis in allen Variationen geht. Bis Ende Februar soll es fertig werden, und zurzeit bin ich guter Dinge, dass es klappt. Darin sind etliche Rezepte enthalten, bei denen ich mich schon freue, sie einmal auszuprobieren.

Ansonsten sind für dieses Jahr vier Romanübersetzungen in Arbeit, Band 10 bis 13 der Reihe »Der Weg des Waldläufers« (Amazon-Link). Band 7 erscheint im Februar auf Deutsch, auf Spanisch ist Band 16 in Arbeit. Wer Lust auf abenteuerliche Fantasy hat, findet da also genügend Nachschub.

Meine eigenen Schreibpläne für dieses Jahr sind eher sparsam. Ich nehme mir zum x-ten Mal vor, »Das Schwert des wilden Landes« doch noch zu veröffentlichen, auch wenn es kürzer ausfällt als geplant. Ansonsten läuft eine Ausschreibung des Verlags Ohneohren mit dem einladenden Titel »Das Leuchten der Schweinwerfer«, an der ich mich mit einem passenden Vertipper beteiligen möchte. Für die entsprechende Jahreszeit plane ich eine Adventsaktion mit Geschichten und diversen Kleinigkeiten, zum 25-jährigen Jubiläum.

Die Stadt Lindenfels feiert dieses Jahr ebenfalls ein Jubiläum, das ein paar hundert Jahre weiter zurückreicht, und in dem Zusammenhang wird wohl Der Jahrmarkt zu Jakobi noch einmal eine Bühne bekommen. Sobald es dazu mehr Termine gibt, werde ich sie hier bekanntgeben. Da wären zum Beispiel noch »Drachenvolk und Kumpanei« oder das LiFe zu erwähnen.

Musikalisches und Grünes

Daneben bereitet sich die absolut einmalige, unvergleichliche Band Neckarklang auf die Tanz- und Freiluftsaison vor. Diesmal scheint es ernst zu werden, man wird uns bei der einen oder anderen Veranstaltung zu hören bekommen. Wenn wir uns auf die richtigen Töne einigen können, hupe ich die Basstöne nicht nur mit dem Krummhorn, sondern auch mit dem Fagott. Das muss zurzeit als großes Gebläse reichen, denn die Gottesdienste finden zwecks Energiesparens im ökumenischen Gemeindesaal statt. Das finde ich zwar prinzipiell richtig, aber die Orgel fehlt mir trotzdem.

Vom Saatgut-Adventskalender habe ich bisher ein Tütchen verarbeitet, das vom 24. Dezember für den Weihnachtsbaum 2027. Ich hoffe, die vorhergesagten kalten Tage sorgen dafür, dass die Samen in angemessener Zeit aufgehen. Die anderen Gewächse mögen es lieber wärmer und sind später dran.

Schnee

Der dritte Advent ist da und damit der Schnee, also ging es heute morgen mit dem Schneeschieber los. Da ich im November nichts zum NaNoWriMo habe verlauten lassen, gibt es hier einen Nachklapp-Schnipsel zum diesjährigen Roman. Yorgen (samt Krischi) habe ich beim Charakter-Wichteln im Tintenzirkel von Czara Niyaha bekommen. Er ist ein Nachkomme der hier schon mehrfach erwähnten Orks.

* * *

Adventskalender 3 - SchneeYorgen schaute dem Treiben bei der Akademie eine Weile zu. Er hatte nicht damit gerechnet, dass es um diese Jahreszeit schneien konnte. Zu Hause in Uwo war jetzt noch Sommer, wenn sie wieder zurückkamen, wäre wohl der Herbst schon bemerkbar. Aber sie waren eben am anderen Ende der Welt, und hier ging der Winter ins Frühjahr über und wollte sich noch nicht geschlagen geben.

Auf dem Hügel bei der Akademie waren Leute mit Schlitten und Skiern unterwegs. Damit hatte sich Yorgen noch nie näher befasst, denn auf Uwo gab es nicht so viel offenes Gelände. An dem Hügel dort hatten die Kinder eine Menge Spaß, aber aus dem Alter war er heraus. Das überließ er seinen Geschwistern.

Das hier sah schon etwas verwegener aus, und wenn er es richtig verstanden hatte, taten sich die Studierenden zusammen und fuhren in großen Reisekisten weiter hinauf in die Berge, um dort noch waghalsigere Abfahrten zu unternehmen. Ob er sich einer von diesen Gruppen anschließen konnte? Nach dem Festakt und dem Ärger mit den Elementarwesen waren die Tage bis zu ihrer Abreise für Verhandlungen und Papierkram vorgesehen. Dabei wurde Yorgen nicht gebraucht.

Er fragte sich, wie die Vanilbären wohl auf das Wetter reagierten. Sie hatten die weite Reise zu verkraften, die fremde Umgebung, einen Anschlag mit Elementargeschossen, und jetzt auch noch Schnee. Vermutlich bekam ihnen all das nicht besonders gut.

Im Tiergarten waren noch Morgenläufer unterwegs. Andere schoben die Wege frei, teils mit großen Schaufeln, teils mit speziell ausgerüsteten Transportkisten. Auf der Wiese, wo es vor wenigen Tagen gebrannt hatte, war eine Schneeballschlacht im Gang. Yorgen machte einen großen Bogen um sie. Er misstraute Wurfgeschossen inzwischen sehr.

Die meisten Tiere schienen sich nichts aus dem Wetter zu machen. Sie standen bei ihrem Futter oder geschützt unter Bäumen. Manche spielten genauso ausgelassen im Schnee wie die Zweibeiner. Als er zum Gehege der Vanilbären neben dem Alten Herrenhaus kam, sah es dort anders aus. Es lag wie verlassen, nicht einmal das Futter war angerührt. Eine Studentin mit braunem Pferdeschwanz stand davor und suchte systematisch jeden Winkel ab. Der Käfig war mit Ästen, Laub und allerlei Spielzeug ausgestattet, das jetzt unter weißen Hauben steckte. „Ich sehe sie nicht“, sagte sie unglücklich. „Und drin in der Hütte sind sie auch nicht.“

Yorgen war nicht sicher, ob er gemeint war. „Können sie denn ausgebrochen sein?“, fragte er trotzdem.

Die Studentin fuhr erschrocken herum und brauchte einen Augenblick, sich zu fassen. „Entschuldigung“, murmelte sie dann. „Ich dachte, es wäre …“

„Tut mir leid, ich bin Yorgen. Aus Uwo“, fügte er hinzu.

„Ach so. Ah ja.“ Dann schaltete sie: „Ihr habt die zwei doch mitgebracht. Weißt du vielleicht, wo sie sich verstecken könnten?“

Er schüttelte den Kopf. „Sie tarnen sich nicht sehr gut, schon gar nicht auf Schnee.“ Dann suchte er genau wie sie den Käfig ab, jeden Ast, jedes Seil, jedes lauschige Eck.

„Können wir in die Hütte gehen?“, fragte er dann.

Sie nickte. „Ach so, ich heiße Vareke“, sagte sie noch, dann ging sie voran in die Hütte. Sie hatte einen Schlüssel. Dann war sie wohl für die Versorgung der beiden Bären zuständig.

Drinnen war es ebenfalls verdächtig still. Zwei Kästen in der richtigen Größe hingen als Schlafhöhlen an der Wand, eine Stange führte zu ihnen hin. Vareke streckte sich und versuchte, in die Kästen hineinzuschauen.

„Soll ich dir Hilfestellung geben?“, fragte Yorgen und hielt ihr die Hände hin.

Sie schüttelte halbherzig den Kopf. Offenbar traute sie dem Ork doch nicht ganz über den Weg. Er zuckte die Schultern. „Na dann.“

Er griff in seine Jacke und holte Krischi heraus.

„Du hast ja eine Ratte!“, rief Vareke begeistert. „Und so schön gescheckt!“

Yorgen grinste. „Das ist Krischi. Sie kann uns helfen, die Vanilbären suchen.“

„Darf ich sie mal streicheln?“

Er schaute Krischi an. Sie beäugte Vareke neugierig und schnupperte an ihrer Hand. „Sieht aus wie ja“, meinte er.

Vorsichtig strich Vareke Krischi über den Kopf und machte ihr Komplimente. „Und du kannst auch noch Bären suchen?“, fragte sie dann. „Ja, mach das, wir Zweibeiner finden sie nämlich nicht. – Ist sie deine Vertraute?“, wandte sie sich an Yorgen.

Er schüttelte den Kopf. „So viel Magie habe ich nicht. Aber irgendwie verständigen wir uns meistens doch.“

„Spannend“, sagte Vareke.

Yorgen schickte Krischi in die beiden Schlafhöhlen. Man hörte sie darin rumoren, dann kam sie aus der zweiten mit einem Stück weißer Rinde wieder. Darauf war mit Kohle ein Gesicht gezeichnet, das die Zunge herausstreckte. Ein pelziges Gesicht mit Hauern.

* * *

Mehr Schnee (und ein warmes Feuer im Ofen) gibt es bei Schatzzeiger.

Lesestoff – Am 32. Nietember

Rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse 2022 startete hier frischen Lesestoff: “Am 32. Nietember”. Da der Oktober in meinem Umkreis ein beliebter Geburtstagsmonat ist, drehte sich die Geschichte um die schönste und leckerste aller Torten. Nun bekommt sie ein neues Zuhause, dazu bald weitere Details. Mehr zu lesen findet sich noch immer auf der Seite Geschriebenes. Im Bibliotheks-Raum daneben, unter Übersetztes, gibt es ganz frisch und passend zum Gastland der Buchmesse ein Fantasy-Abenteuer, und etwas weiter unten Back- und Kochbücher für Feiern jeder Größenordnung.

Ein Tortenrezept folgt im nächsten Beitrag.

Lesestoff - Am 32. Nietember

 

Bild: alsen, Pixabay

 

#SchreibWarum – Warum schreibst du Romane?

Leseprobe - Die Rooftop Singers#Schreibwarum – Warum schreibst du Romane?

Das fragt Meike Blatzheim (Textgefährtin) für ihre Blogparade. Da ich mir diese Frage in den letzten Monaten auch öfter gestellt habe, versuche ich mich hier an einer Antwort.

Ich schreibe Geschichten, weil ich gerne lese. Weil sie meine Art sind, über das Leben, das Universum und den ganzen Rest nachzudenken. Weil Wörter und Sätze mein Weg sind, die Fragen und Antworten auszudrücken, die dabei aufkommen.

Warum Fantasy?

Warum wird es dann so oft Fantasy? Die hat doch mit dieser Welt praktisch nichts zu tun.

Dazu habe ich in verschiedenen Beiträgen hier schon etwas geschrieben, und die Antwort ist das beliebte eindeutige Jein.

Einerseits kann ich in meiner Fantasywelt frei erfinden, muss mich nicht an historische Gegebenheiten (oder vorherrschende Lehrmeinungen) halten. Ich kann alle Kräuter wachsen lassen, die ich brauche, damit meine Helden gesund bleiben bzw. unauffällig vergiftet werden, und kann definieren, auf welchen Wegen die Kommunikation in welchem Tempo läuft.

Andererseits ist ein Ork eben auch nur ein Mensch. Deshalb gehe ich davon aus, dass er sich in seinem Umfeld ähnliche Fragen stellt wie ich in meinem oder die Leute, die uns lesen, in ihrem. Vielleicht führen dann die Wege, die er bei der Beantwortung geht, auf die richtige Spur.

Aufhänger Ausschreibungen

Neuerscheinung: MeerjungfrauenAls Aufhänger nutze ich gern Ausschreibungen. Damit ist ein gewisser Rahmen vorgegeben: wie lang der Text werden soll, welche Zielgruppe ungefähr angepeilt wird, ein Thema. Wenn es gutgeht, meldet sich dann mindestens eine Figur bei mir und fängt an zu erzählen. Manche lassen sich auch befragen oder beobachten. Mithilfe des erwähnten Rahmens peile ich die Richtung, in die es gehen soll. Weitere Figuren kommen dazu, Elemente aus anderen Zusammenhängen, und nach und nach entsteht eine Geschichte.

Motivation auf langen Strecken

Im nächsten Schritt, beim Überarbeiten, wird es dann oft zäh. Denn zwischen den vielen tollen Ideen, die im ersten Durchgang entstanden sind, muss ich jetzt den roten Faden herausklauben. Ich muss Entscheidungen treffen und mich auf Einzelheiten festlegen. Da bleibt es nicht aus, dass manche Ideen, die mir gefallen, aus dem Text verschwinden. Die wandern dann in eine Datei namens „Reste“. Vielleicht findet sich später eine Geschichte, in die sie besser passen.

Das ist die Phase, in der mitunter die Motivation knapp wird. Dann muss entweder das Ziel besonders erstrebenswert sein, vielleicht, weil hinter der Ausschreibung ein toller Verlag steckt, oder die Figuren und/oder ihre Welt müssen mich richtig gepackt haben.

Im ersten Fall hilft der Abgabetermin, die Sache zu Ende zu bringen. Dann gibt es immerhin einen fertigen Text. Wenn er bei der Ausschreibung nicht landen kann, wird er wieder in die Schublade gepackt und bei einer anderen günstigen Gelegenheit noch einmal hervorgeholt.

Im zweiten Fall habe ich das Gefühl, ich kann die Figuren nicht im Stich lassen. Dann macht es nichts, wenn die Geschichte nicht bis zum Termin fertig wird. Sie macht schließlich Spaß, also kann ich mich auch länger – oder immer mal wieder – mit ihr befassen.

Ideal ist natürlich, wenn beide Arten von Motivation zusammentreffen. Dann wird die Geschichte rechtzeitig fertig und macht Spaß. (Die Ergebnisse sind auf der Seite Geschriebenes versammelt.)

Karl May ist schuld

Weil das Thema gerade dran war: Karl May ist an allem schuld. Ich habe mindestens drei Abenteuer herumliegen, die auf Winnetou I basieren. Davon ist zwar noch nichts fertig, aber aus dem ersten Anlauf hat sich eine ziemlich umfassende Fantasywelt mit einigen Jahrhunderten Geschichte entwickelt. (Ein Mini-Ausschnitt aus dieser Welt findet sich in Der Weg nach Hause.)

Mein Antrieb, dazu und zu anderen, ähnlichen Abenteuern „Fanfiction“ zu schreiben, war in erster Linie, dass die Helden alle Männer sind. Das musste sich natürlich ändern, und bei näherem Hinsehen und Hinschreiben eben noch eine Menge mehr. So entstand nach und nach so viel Weltenbau, dass die eigentlichen Geschichten fast darunter verschwinden. Wahrscheinlich werden Fachleute, so sie mitlesen, trotzdem viele Elemente wiedererkennen.

Das erste Halbjahr 2022

Ein willkommener Anlass, kurz über das erste Halbjahr 2022 zu schreiben und hier etwas aufzuräumen, sind eine Handvoll frisch eingetroffener Belegexemplare, diesmal keine nahrhaften:

Das erste Halbjahr 2022

Caudipteryx aus: Fernando Novas/Damián Voglino, Dinosaurier – Evolution, Arten, Untergang

Fernando Novas/Damián Voglino, Dinosaurier – Evolution, Arten, Untergang

Das Dinosaurier-Buch war meine erste größere Übersetzung aus dem Spanischen seit … dem Kulturreiseführer Katalonien, in den alten Zeiten, als das Reisen noch unbeschwert war. Sie hat allerdings schon letztes Jahr stattgefunden, kombiniert mit zwei Romanübersetzungen (siehe Übersetztes).

Musikalisches

Seitdem habe ich allerdings nicht nur Urlaub gemacht. Das zwar auch, und ich habe von unterwegs allerhand musikalische Anregungen mitgebracht, die ich hier im Blog noch ein bisschen ausbreiten will. Vorerst hier nur ein Link zu einer Musikerin, die ich unterwegs live gehört habe (Jorun Marie Kvernberg), und einer zum DJ, der das Programm zusammengestellt hat (Ole Fredrik Wannebo, Badass Viking bei Ragnarok Film).

Kurz vor Urlaub kam auch eine musikalische Übersetzung vorbei: Händel goes Tinder, eine Pastiche mit Werken des Komponisten im Rahmen einer Comedy-Handlung. Die deutsche Erstaufführung fand am 14. Mai bei den Händelfestspielen in Göttingen statt.

Davor und danach gab es auch einiges zu übersetzen. Ein Kochbuch ist schon fertig (Neues von Asma Khan), das zweite für dieses Jahr ist zurzeit in Arbeit.

Seit Januar übersetze ich an einer spanischen Fantasy-Reihe mit, koordiniert von Imke Brodersen. Die ersten Bände sind bereits auf Deutsch erschienen, mit zwölf ist bisher zu rechnen. Wer Lust auf abenteuerliche Jugend-Fantasy hat, kann sich hier umsehen: Pedro Urvi, Der Weg des Waldläufers.

Geschichten

Gelesen habe ich auch einiges, und inzwischen habe ich mich auch bei StoryGraph angemeldet, wo man unbürokratisch Bewertungen abgeben kann. Deutschsprachige Bücher müssen öfter mal frisch importiert werden, aber das schadet ja nicht.

Woran es ein wenig hapert, ist das Schreiben. Aus dem Pappkarton, wo sich die Plotküken unter ihrer Wärmelampe tummeln könnten, piepst es zurzeit nur ganz schwach. Ich versuche mich an den Memoiren einer Bannsängerin, ohne Plot, dafür mit legendären Fröschen. Über die Welt, in der Lan über ihr bisheriges Leben nachsinnt, habe ich schon viel geschrieben, aber nur eine Kurzgeschichte veröffentlicht, nämlich Der Weg nach Hause.

Zwischenhoch

Zwischenhoch

Burg Lindenfels

„Es geht wieder los“, hätte ich gern als Überschrift geschrieben, aber es ist wohl eher ein Zwischenhoch. Winneweh ist abgesagt, das Burgfest ist abgesagt. Trotzdem finden an dem betreffenden Wochenende und in den folgenden Wochen Dinge statt.

700 Jahre Gumpen

Erstens am 30. und 31. Juli im Gesäß in Klein-Gumpen. Senkrecht unter dem Himmel, sozusagen.

Gefeiert werden 700 Jahre Gumpen, in diesem Fall mit Improvisationstheater in Form einer historischen Gerichtsverhandlung. Gerüchten zufolge sollen die behandelten Fälle im 17. Jahrhundert spielen.

Der Ort wurde, wie man sich ausrechnen kann, 1321 erstmals urkundlich erwähnt. Nebenan hatten sich gerade die Schenken von Erbach auf dem Reichenberg niedergelassen. Die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich hoch, dass es den „besiedelten Punkt“, an dem das Abenteuer spielt, schon vorher gab.

Als passende Begleitung zu den historischen Streitfällen spielt die absolut einmalige, unvergleichliche Band Neckarklang. Mit bis zu vier Dudelsäcken, einer bis zwei Drehleiern, mehreren Blockflöten, Gemshörnern, Rohrblattinstrumenten und einer Cister, verteilt auf sechs Personen. Das Problem dabei ist, dass ein Mensch immer nur ein Instrument zugleich spielen kann.

Auf dem Programm steht Bal-Folk-Musik, teils ganz frisch, teils aus alten Handschriften ausgegraben.

Lindenfels Festival

Am 2. August, traditionell Burgfestmontag, beginnt das Lindenfels Festival LiFe‘21, das schon für letztes Jahr geplant war, aber aus den bekannten Gründen ausfallen musste. Dafür wird es in diesem Jahr erst mal sportlich – mit Judo, Hapkido, Tai Chi und Yoga -, bevor dann am 13. bis 15. mit Musik aus diversen Richtungen das Festival wieder zu Ende geht. Außerdem läuft bei Facebook bereits ein Gewinnspiel für zwei Freigetränke.

Eskapismus

Wie lange das Zwischenhoch anhält bzw. wie sich die Sache nach den Sommerferien weiterentwickelt, bleibt abzuwarten. Mein Optimismus hat im vergangenen Jahr etwas gelitten, Eskapismus funktioniert allerdings immer noch: Ich übersetze zur Zeit einen historischen Liebesroman und schreibe an einem Odenwälder Krimi. Danach geht es fantastisch weiter, mit einem Computerspiel, einem Romanprojekt und einer Novelle. Die wird allerdings auf Englisch geschrieben; ich bin gespannt, wie ich damit zurechtkomme.

#Autor_innensonntag: Über welche Themen schreibe ich nicht?

Für den #Autor_innensonntag von Justine Pust fehlt hier noch ein Beitrag zu #facettenreichLesen, einer Aktion, die schon vor zwei Wochen stattgefunden hat. Da kam allerdings eine Anregung zur anderen, sodass erst jetzt ein Buch in dieser Sache auftaucht. Dabei geht es darum, über welche Themen ich schreibe und folglich indirekt auch darum, über welche nicht.

Über welche Themen schreibe ich nicht?

Das lässt sich kurz beantworten: romantische Liebe und komplizierte Beziehungen. Damit komme ich nur zurecht, wenn ein Abenteuer im Mittelpunkt der Geschichte steht. Ich versuche außerdem, Themen zu vermeiden, die allzu viel Negatives erfordern. Ein Happy End ist das allermindeste, aber auch unterwegs muss nicht an jeder Ecke Leid und Elend lauern.

Hier kommt die nächste Frage ins Spiel, der Titel des Buches zur Aktion #facettenreichLesen:

#Autor_innensonntag: Über welche Themen schreibe ich nicht?So you want to write about American Indians?

Die lässt sich ebenfalls kurz beantworten: nein. Auch nicht über andere Indigene der terranischen Nordhalbkugel (mal abgesehen vom Odenwälder Bergvolk, aber das ist eine andere Geschichte). Wenn ich Fantasy schreibe, und das kommt öfter vor, dann über Nomen, Gnarzer, Melegan, Fleckenköpfe, Limpviks, meinetwegen über Orks (wie ich zu denen gekommen bin, ist hier nachzulesen).

Warum dann dieses Buch? Gerade weil ich vermeiden will, in allzu viele Klischeefallen zu tappen. Es sollen sich möglichst wenige Leute beim Lesen fragen, ob Volk X „eigentlich“ die [Indigenen] sein sollen. Die Frage könnte aufkommen, weil ich nun mal einen bestimmten Erfahrungshintergrund habe (Odenwälder Bergvolk eben), der nicht unsere komplette Welt umfasst. Meine Abenteuer spielen aber an Schauplätzen, die geografisch, klimatisch, gesellschaftlich … anders sind.

Viel davon ist an terranische Verhältnisse angelehnt, und auf diesem schönen Planeten leben eine Menge Leute in Umgebungen, die denen meiner Figuren ähnlich sind. Die wissen sehr viel besser als ich, welche Probleme bestimmte Temperatur-/Wetterverhältnisse, Geländeeigenschaften … mit sich bringen und haben alltagstaugliche Lösungen dafür. Ihre Vorfahren haben die auch schon ohne Strom bzw. Verbrennungsmotor entwickelt. Also genau das, was meine Held*innen brauchen, und wenn ich eine glaubhafte Welt beschreiben will, schaue ich mir diese Lösungen an.

Da letzten Endes Fantasy werden soll, kommt irgendwann auch Magie ins Spiel, aber die eignet sich nicht unbedingt als Abkürzung für alles. Biologische Elemente passen oft besser. Und die „Monster“ sollten sich ebenfalls in die betreffende Umgebung einfügen.

Letzten Endes kann ich aber doch nur meinen Blickwinkel auf die Welt und ihre Figuren darstellen, auch wenn ich mir Mühe gebe, den zu erweitern oder auch mal zu drehen. Daher bietet Fantasy den passenderen Rahmen für optimistischen Eskapismus.

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