Rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse startet hier frischen Lesestoff: “Am 32. Nietember”. Da der Oktober in meinem Umkreis ein beliebter Geburtstagsmonat ist, dreht sich die Geschichte um die schönste und leckerste aller Torten. Mehr zu lesen findet sich auf der Seite Geschriebenes. Im Bibliotheks-Raum daneben, unter Übersetztes, gibt es ganz frisch und passend zum Gastland der Buchmesse ein Fantasy-Abenteuer, und etwas weiter unten Back- und Kochbücher für Feiern jeder Größenordnung.
Aber nun zur Geschichte.
Am 32. Nietember
Es war einmal eine Bäckerin, die hatte drei Kinder, eine kluge älteste Tochter, einen geschickten mittleren Sohn, und das Jüngste. Alle drei arbeiteten eifrig in der Bäckerei, backten die leckersten Brote und die schönsten Torten weit und breit. Die Leute kamen von weit her, um sich gerade bei dieser Bäckerin mit Backwerk einzudecken.
Aber dann kam der Tag, an dem die Bäckerin entscheiden musste, wem von den dreien sie ihre Backstube und das Geschäft übergeben wollte. Es musste das Kind sein, das die schönsten und besten Torten kreierte konnte, denn schon die Großmutter der Bäckerin hatte immer die Torte zum Geburtstag der guten Fee geliefert. Einmal hatte es die Bäckerei im Nachbarort versucht, und es war schiefgegangen. Das durfte nicht noch einmal vorkommen.
Dieser Geburtstag sollte nun bald wieder gefeiert werden. Also holte die Bäckerin ihre drei Kinder in der Backstube zusammen und erklärte ihnen: „Ich bin nun alt genug, dass ich mich zur Ruhe setzen kann. Dann muss eins von euch die Bäckerei übernehmen. Wer das sein wird, entscheiden wir beim Geburtstag der guten Fee, die uns vor der Wolke Nimmersatt schützt. Wer von euch die schönste und beste Geburtstagstorte fertig bringt, soll die Bäckerei bekommen.“
Die Kinder legten die Stirn in Falten und überlegten.
„Ich kann …“, begann die Tochter.
„Ich kann …“, unterbrach sie der Sohn.
„Ich kann nicht …“, sagte das Jüngste.
Sie brachen ab, schauten einander an und sagten: „Wir machen das zu dritt, dann wird es gut.“
* * *
„Wisst ihr, wann die Fee Geburtstag hat?“, fragte die Bäckerin.
„Am zweiunddreißigsten Nietember“, antwortete die Tochter. „Das weiß man doch.“
„Wo steht das im Kalender?“, fragte der Sohn.
„In keinem“, sagte das Jüngste. „Dafür ist sie ja eine Fee. Wir müssen den Moment finden, in dem die Tage anfangen, und dann den Richtigen heraussuchen.“
„Mach du das mal“, sagte der Sohn. „Ich kümmere mich lieber darum, dass unsere Torte schön wird.“
„Und ich mich um die besten Zutaten“, sagte die Tochter.
Die Bäckerin schüttelte den Kopf. Wenn sie so weitermachten … Da sah sie draußen eine struppige Tigerkatze herumschleichen, griff sich das nächste harte Brötchen, das zu Weckmehl werden sollte, und warf es nach der Katze. „Verschwinde!“
„Was war das?“, fragte das Jüngste.
„Die struppige Tigerkatze von der Bäckerei im Nachbarort.“
„Ach so.“ Es stellte gleich die nächste Frage: „Was mag die gute Fee denn am liebsten?“
Die Tochter und der Sohn schauten einander an. „Obst“, sagte die Tochter, „Fitzelbeeren.“
„Buttercreme“, sagte der Sohn, „in schönen Farben.“
„Nüsse“, sagte die Tochter, „ganz und gemahlen.“
„Schokolade“, sagte der Sohn, „helle und dunkle.“
„Da brauchen wir eine riesengroße Torte“, sagte das Jüngste, „damit all das reinpasst.“
Die Tochter nickte. „Wir besorgen das alles, dann fangen wir an zu backen.“
„Wer weiß, wie bald der zweiunddreißigste Nietember kommt“, sagte der Sohn.
„Da passe ich schon auf!“, rief das Jüngste. „Wir machen das zu dritt, dann wird es gut.“
* * *
Fortsetzung folgt.
Bild: alsen, Pixabay
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