Geschichten und Musik

Kategorie: Übersetzen

Virtuelles Konzert Nr. 3 – Halleluja

Virtuelles Konzert Nr. 3 - HallelujaGerade bahnt sich ein nicht ganz alltäglicher Übersetzungsauftrag mit reichlich Halleluja an. Den nehme ich zum Anlass, um unter dem Motto #frauenzählen im Evangelischen Gesangbuch (Ausgabe Hessen) auf die Jagd zu gehen. Es wurden 35, davon sieben Komponistinnen – auf 652 Lieder und Gesänge.

Ich habe ein paar herausgepickt, nicht gerade die Version, wo aus Frieda (Fronmüller) doch noch schnell ein Franz wurde. Von allen vier Liedern gibt es übrigens mindestens eine Singfassung in einer anderen Sprache. In wie fern sie noch gesungen wird, ist eine andere Frage.

Freuet euch der schönen Erde  (Frieda Fronmüller)

Stern, auf den ich schaue (Minna Koch)

Solang es Menschen gibt auf Erden (Tera de Marez Oyens)

Kommt mit Gaben und Lobgesang (Doreen Potter)

 

 

 

Virtuelles Konzert

Inzwischen wackeln auch schon die Termine für Mitte Juni. Der VdÜ hat die Anmeldung für das Wolfenbütteler Gespräch ausgesetzt. Nach Ostern, so hofft die Organisation, steht dann sicher fest, dass die Veranstaltung stattfinden kann.

Aber ich wollte hier ja nicht unbedingt Hiobsbotschaften verbreiten. Der Ausfall der Leipziger Buchmesse hat ein medienwirksames Loch gerissen, betroffen waren aber auch noch andere Veranstaltungen.

Hier kommt also nach dem #bücherhamstern eine kleine Sammlung von Musik, von der Art, die am vergangenen Wochenende auf Burg Fürsteneck dran gewesen wäre.

Ich wünsche angenehme Unterhaltung und spannende Funde beim weiteren Stöbern anhand der Links.

Oder in anderen Konstellationen:

Evas Äpfel

Supersonus

sYn.de

Servir Antico

Les haulz et les bas

 

 

Äpfel

Ende Februar habe ich es schon angekündigt, inzwischen sind die Belegexemplare da. Natürlich will ich dieses schöne Buch herumzeigen, solange die Äpfel noch Saison haben:

Das Buch "Äpfel" von James Rich

James Rich, Äpfel – Rezepte aus dem Obstgarten, AT Verlag

Deshalb verzichte ich vorerst auf den angedachten Artikel zur Ebbelwoi-Internationale, der durch verschiedene Ecken Westeuropas führen und zeigen würde, dass ein Getränk nicht in Dosen daherkommen muss, um Kult zu sein. Dafür gibt es ein weiteres Rezept – siehe unten.

Außerdem geht auch die zweite Kochbuch-Übersetzung für dieses Jahr schon ihrem Ende entgegen. Darin spielen sehr viel exotischere Zutaten eine Rolle, und ich werde wahrscheinlich bald Näheres dazu schreiben. Vielleicht, nachdem ich das eine oder andere Rezept mal ausprobiert habe. Zur Zeit arbeite ich an dem Kapitel mit Desserts und Süßigkeiten, das enthält ein paar sehr vielversprechende Ideen.

Apfelweinkuchen

Für den Boden
  • 125 g Butter
  • 125 g Zucker
  • 1 Ei
  • 1 Päckchen Vanillezucker
  • 250 g Mehl
  • 1 Päckchen Backpulver
Für den Belag
  • 3 Pfund Äpfel
  • ¾ l Apfelweinkuchen
  • 250 g Zucker
  • 1 Päckchen Vanillezucker
  • 2 Päckchen Vanillepudding
  • 2 Becher Sahne
  • Kakao

Den Teig für den Boden kneten und in eine Springform drücken

Die Äpfel schälen, in kleine Würfel schneiden und auf dem Boden verteilen.

Den Pudding mit Apfelwein, Zucker und Vanillezucker zubereiten wie mit Milch. Das Ganze über die Äpfel gießen.

Bei 175 °C 90 Minuten backen.

Mindestens ½ Tag abkühlen lassen, dann erst aus der Form nehmen.

Die Sahne steifschlagen und auf die Torte streichen.

Mit Kakao bestreuen.

Der Apfelwein kann natürlich durch Saft ersetzt werden.

 

Wolfenbütteler Gespräch 2019 – Nachlese Teil 1

Wolfenbütteler Gespräch - Nachlese Teil 1

Das diesjährige Wolfenbütteler Gespräch begann für mich wegen einer Zugverspätung mit dem traditionellen Abendessen im Wok-In am Bahnhof. Das ist gleich die erste Gelegenheit, ein paar neue Kolleginnen kennenzulernen. In diesem Fall Christine Diefenbacher, Jeannette Bauroth und Anja Lerz.

Auf dem Weg zum Lesefest in der Schünemannschen Mühle bot das Maifest auf dem Stadtmarkt ein musikalisches Kontrastprogramm.

Im ersten Leseslot habe ich mir Claudia Buchholtz mit Der König der Pinguine von Ned Zeman angehört. Darin geht es um den Schweizer Fotografen Bruno P. Zehnder, der sich auf Kaiserpinguine spezialisiert hatte. Er starb auf der Jagd nach einer letzten Fotostrecke und wurde im Beisein einer Abordnung der nächstgelegenen Kolonie auf der Buromski-Insel bestattet. Welche Schlüsse wird wohl die Archäologie einer fernen Zukunft aus diesem Gräberfeld ziehen?

Im zweiten Programmteil vor der Pause las Christian Hansen aus Die Prinzessin Primavera von César Aira. Die Titelfigur übersetzt Unterhaltungsromane, und in Anbetracht des Publikums nahm ihre Berufsauffassung in der Lesung breiten Raum ein. Die Handlung dreht sich allerdings um ihre Auseinandersetzung mit ihrem ewigen Widersacher General Winter.

Nach der Pause war Karen Nölle an der Reihe, die schon beim PAN-Branchentreffen auf dem Podium vertreten war. Diesmal ging es allerdings nicht um Phantastik, sondern um Naturbeobachtung: Pilger am Tinker Creek von Annie Dillard. In dem betreffenden Ausschnitt machten die weit reisenden Monarchfalter bei der Erzählerin Station.

Damit war allerdings meine Aufnahmefähigkeit für diesen Abend erschöpft. Und das zweite Glas Wein hat nicht wirklich weitergeholfen. Also machte ich mich über das oben erwähnte Maifest – inzwischen mit Lightshow – auf den Weg zurück ins Hotel.

Fortsetzung folgt.

Repair-Café in Reichelsheim

Repair Café in Reichelsheim

Der Patient

Gestern habe ich eine neue Institution kennengelernt: das Repair-Café in Reichelsheim. Ich habe nämlich ein neues Spielzeug bekommen, das schon einige Abenteuer hinter sich hat. Das sieht vielleicht schlimm aus, aber das Innenleben des guten Stückchens scheint noch ganz intakt zu sein. Daher suchte ich einen Menschen, der bereit wäre, es zu reparieren, ohne mir nebenbei ein neues aufzuschwatzen. In der Zeitung stand der Hinweis auf das oben genannte Repair-Café, das immer am dritten Samstag im Monat stattfindet – praktischerweise gestern. Daraufhin habe ich den Patienten eingepackt und bin einmal hingefahren.

Wann und wo

Veranstaltungsort ist das Haus der Vereine in der Bismarckstraße. Auf der Suche danach ist mir auch gleich wieder eingefallen, dass bei den Märchentagen auf dem dazugehörigen Parkplatz ein Metstand untergebracht ist. Geöffnet ist das Repair-Café ab 14.00 Uhr, und es kommt offenbar gut an. Wie in dem Zeitungsartikel angekündigt, hatte ich gemütlich Zeit, einen Kaffee zu trinken. Sehr appetitanregend aussehenden Kuchen gab es ebenfalls, den habe ich mir aber heldenhaft verkniffen, weil ich abens noch zu einem Geburtstag eingeladen war.

Sowohl beim Publikum als auch bei den Helfer*innen waren verschiedene Altersgruppen vertreten. Neben freundlichen Menschen, die sich um Elektrogeräte in allerlei Formen und größen kümmerten, gab es auch eine Nähstation, an der neue Reißverschlüsse eingebaut und Strümpfe gestrickt wurden.

Nachdem ich eine Weile das Kommen und Gehen beobachtet und dabei eine Bekannte getroffen hatte, konnte ich einem jungen Mann mein Problem schildern und bekam Tipps, wie weiter vorzugehen wäre. Auf diesem Weg bin ich jetzt. Wenn alles klappt, wird aus dem Spielzeug demnächst ein Werkzeug.

Neues Spiel, neue Erfahrung

Es hat mir aber auch so schon einen gewissen Aha-Effekt beschert. Denn ich übersetze zwar Computerspiele, ich spiele aber keine. Der Herr, der mir das Gerät überlassen hat, musste aber vorher noch eins installieren. Das Ding macht leider süchtig, folglich habe ich das lädierte Display beim Schnecken abschießen noch ein bisschen weiter eingedrückt. Dafür habe ich jetzt einen Eindruck davon, wo diese Marketing- und Ingame-Texte am Ende landen. Sie sind in der Tat genauso nervig, wie sie beim Übersetzen wirken. Trotzdem kann ich die Finger kaum davon lassen.

Das Repair-Café werde ich wahrscheinlich bald wieder besuchen. Im Lauf der Veranstaltung sagte jemand: „Schade, dass ich nichts zu reparieren habe.“ Dieses Gefühl kann ich auch nach einem Besuch schon ganz gut nachvollziehen.

 

 

Jubiläum!

2018 bin ich seit 20 Jahren im Geschäft. Um das auf den letzten Metern noch gebührend zu feiern, gibt es heute entgegen anders lautenden Behauptungen doch etwas zu gewinnen – siehe Adventskalender Türchen 13.

An der Startlinie zum diesjährigen Jubiläum

Feierliche Übergabe des Diplomzeugnisses

Das etwas angestaubte Foto ist bei der Diplomfeier in Germersheim entstanden, sozusagen an der Startlinie. Viel von dem, was ich seither angestellt habe, ist in „Über mich“ zusammengefasst. Die Bücher, die in diesen Jahren entstanden sind, stehen in der Bibliothek. Da fülle ich außerdem im Lauf der Zeit noch nach.

Eher schwach vertreten in der Bibliothek sind die übersetzten Spiele. Dabei habe ich auch damit schon im vorigen Jahrhundert angefangen und verwende heute einen wesentlichen Teil meiner Zeit dafür.

Würfel, Pöppel, Ereigniskarten

In Sachen Gesellschaftsspiele arbeite ich mit Birgit Irgang zusammen. Wir haben uns bei einer Jahrestagung des VdÜ getroffen, die damals noch in Bensberg stattfand. Seitdem habe ich eine Menge Karten, Würfel, Plättchen in den verschiedensten Farben und mit allerlei Motiven beschrieben – von ausgefallenerem Spielmaterial ganz zu schweigen. Jedes neue Spiel bringt wieder eine Überraschung mit, und ich freue mich besonders, wenn ich auch noch Gelegenheit finde, eins auszuprobieren.

Zu behaupten, dass bei den Gesellschaftsspielen keine Weiterentwicklung stattfinde, wäre glatt gelogen. Es gibt immer wieder neue Themen und Spielmechanismen. Im Gegensatz zu den Computerspielen hat sich allerdings ein wesentlicher Punkt nicht geändert. Die meisten Gesellschaftsspiele existieren nach wie vor in sich abgeschlossen in ihrer Schachtel. Darin ist alles enthalten, was man zum Losspielen braucht (bis auf den einen Pöppel, die vierte Karte zum Quartett, die früher oder später aus jedem Spiel verschwinden).

Spiele ohne Grenzen

In den alten Zeiten, als ich damit angefangen habe, verhielt es sich bei den Computerspielen noch ziemlich genauso. Es gab eine Schachtel, oft größer als nötig, mit CD und Handbuch. Also eine überschaubare Textmenge, und ein Jahr später kam die neue Version heraus. So sahen die ersten Spiele aus, die ich im Auftrag von Harald Evers übersetzt habe. Inzwischen leben viele Spiele online, es gibt teilweise tägliche Updates dazu. Da ist es auch mit elektronischen Hilfsmitteln nicht ganz einfach, den Überblick zu behalten. Derzeit bahnt sich ein neues größeres Projekt für die nächsten paar Monate an, und der Ansprechpartner bei der Agentur meinte schon im ersten Anschreiben: „Zu diesem Spiel gibt es oft Updates …“ Es bleibt also spannend.

Buddha Passion

Traditionelle Instrumente im modernen Kontext haben auch in einer Übersetzung eine Rolle gespielt, die in diesem Frühjahr entstanden ist. Es handelte sich um das Programm zur Universaloper Buddha Passion des chinesischen Komponisten Tan Dun, unter anderem bekannt für die Filmmusik zu Tiger and Dragon. Die Welturaufführung fand am 23. Mai bei den Dresdner Musikfestspielen statt und wurde vom Publikum begeistert aufgenommen.

Pipa

Im dritten Akt, der sich um die opferbereite Prinzessin Miaoshan dreht, tritt Wenqing Shi als Tänzerin auf. Sie spielt auch eine Form der chinesischen Laute, der Pipa, die in den der Oper zugrunde liegenden Wandmalereien in den Dunhuang-Grotten zu sehen ist. Etwa in der Zeit, in der die Grotten entstanden und belebt waren, entwickelte sich die Pipa unter Einflüssen aus Persien entscheidend weiter. Die Spielhaltung war noch immer horizontal, aber statt der Fingernägel wurde häufiger ein Plektrum verwendet, das Instrument hatte nur noch vier Saiten statt wie früher fünf. Die Anzahl der Bünde war noch deutlich geringer als heute. Sie änderte sich erst im 20. Jahrhundert durch die Anpassung an die westliche Tonskala.

Chinesische Laute

Pipa, horizontal gespielt

Pferdekopfgeige

Im fünften Akt „Herzsutra“, der die Begegnung eines Sängermönchs mit einer Frau aus dem Westen beschreibt, tritt der Obertonsänger Batubagen in Erscheinung. Er spielt die mongolische Pferdekopfgeige oder Morin khuur, ein Streichinstrument mit zwei Saiten. In früheren Zeiten waren diese aus Pferdehaar, heute wird eher Nylon. Auch der traditionell mit Tierhaut überzogene Korpus wird inzwischen meist ganz aus Holz gefertigt.

Morin Khuur

Mongolische Pferdekopfgeige

Batubagen ist auch mit der mongolischen Band Hanggai unterwegs, die 2010 in Wacken zu hören war. Ein gutes Beispiel für die Vielseitigkeit traditioneller Instrumente und ihrer SpielerInnen.

Wer dieses Jahr zufällig noch nach Melbourne oder Hongkong kommt, kann Buddha Passion live hören.

Siehe auch: Tanzen und S(pr)ingen

Ich bin gerade von einer Fortbildung zurück. Rein zufällig habe ich auf XING Nicole Tomberg entdeckt, die unter anderem Englischkurse für Winzer anbietet. Da gehöre ich eindeutig nicht zur Zielgruppe, denn mein Kontakt zu Wein besteht im Wesentlichen darin, dass ich gern welchen trinke. Andererseits hatte ich in letzter Zeit beim Übersetzen doch mit der Herstellung von Cava zu tun, mit touristischen Angeboten rund um Weinberge und -keller und mit Restaurantbeschreibungen, in denen umfangreiche Weinkarten gelobt werden. Also dachte ich mir, dass ein bisschen Fachwortschatz und überhaupt Grundlagenwissen zum Thema nicht schaden könnten.

Der Kurs fand in den Räumen der Gebietsweinwerbung Frankenwein-Frankenland statt, und außer mir waren alle Anwesenden mit der Herstellung und dem Verkauf von Wein beschäftigt. Vertreten waren die Anbaugebiete Franken – natürlich –, Rheinhessen, Pfalz und Saale-Unstrut. Bei entsprechender Vorbereitung hätte ich ja für die Bergstraße antreten können, nur hatte ich vorher überhaupt keine Vorstellung, worum es denn gehen könnte.

Es ging zunächst um die Arbeit im Weinberg. Dazu fiel mir noch ein bisschen was ein, dank der zahlreichen Gartenbücher, die im Lauf der Jahre bei mir vorbeikamen. Von der einen oder anderen Betriebsführung bei traditionellen Getränkeherstellern waren auch ein paar Begriffe zum Thema Maische, Gärung, Lagerung und Abfüllung hängengeblieben. Aber beim Wein kommen natürlich noch ein paar Dinge dazu: die Lage, der Boden, die Rebsorte, diverse Verarbeitungsschritte, die nöig sind, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen.

Gegen Ende stand auch die bekannte Weinproben-Poesie auf dem Programm, die ihre eigenen Regeln und je nach Sprache unterschiedliche Vergleichsgrößen hat. Auf Englisch kann ein Wein zum Beispiel das Aroma von „wet stone“ haben, auf Deutsch würde das vermutlich noch unter „erdig“ oder „mineralisch“ fallen.

Die Kursarbeit spielte sich vor allem mündlich ab. Man beschrieb sich gegenseitig das eigene Weingut, die Weine, die Kundengruppen und was sonst noch dazugehört. Dazu hatte ich naturgemäß nicht viel zu sagen, dafür aber genug Zeit, Fachleuten zuzuhören, Fragen zu stellen, auch mal dumme, und dabei eine Menge zu lernen. In der kleinen Weinprobe am Schluss kam das Ganze praktisch zur Anwendung.

Nicht ganz passend zum potenziell „genussreichen“ Thema fand die Mittagspause am Samstag beim nächstgelegenen EDEKA mit Heißtheke statt. Leider bin ich auch sonst nicht groß in Würzburg herumgekommen, um das eine oder andere Lokal auszuprobieren. Das muss ich bei passender Gelegenheit nachholen – und dabei auch gleich die Kenntnisse in Sachen Frankenwein auffrischen und erweitern.

In der vergangenen Woche habe ich jede Menge Wörter übersetzt, vor allem viel zu spielen. Ich hoffe, dass die Leute, bei denen die Sachen auf dem Smartphone landen, viel Spaß haben beim Monster plätten und Schätze sammeln.

Dazwischen habe ich aber auch ungefähr 300 Wörter übersetzt, über die ich mich besonders freue. Nämlich zwei Musikerbiografien.

Zum einen wäre da ein Flamencotänzer, der mit seiner Truppe in Hamburg auftritt, nachdem er in Spanien diverse Preise abgeräumt hat und schon ziemlich weit in der Welt herumgekommen ist. An diesem speziellen Konzert sind noch eine tschechische Sängerin und ein international besetztes Barockensemble aus Österreich beteiligt … Auch der Tourplan hat deutliche Anklänge an die Wege, die Walter Salmen und andere für den “fahrenden Musiker im europäischen Mittelalter” nachzeichnen.

Musiker Nummer zwei kommt aus einer ganz anderen Richtung, nämlich aus Hongkong. Er spielt im November in München beim Festival Sound of Munich Now – weder vorn noch hinten eine Spur von Alter Musik, alles höchst elektronisch. Trotzdem sehe ich das als Ausweitung des bekannten Prinzips mit neuen Mitteln.

Musik hat sich in früheren Jahrhunderten nicht von Entfernungen aufhalten lassen – siehe z.B. Matteo Ricci, ein Jesuiten-Missionar, der im 16./17. Jahrhundert chinesische Lieder mit europäischen Instrumenten kombinierte -, heute sind Barrieren aller Art noch viel leichter zu überwinden. Da kann man auch mal für ein paar Tage Festival von Hongkong nach München kommen.

Das River-Cottage-Universum

Mein Autor“

Damit meinen die meisten übersetzenden Kolleginnen und Kollegen etwas anderes. „Meiner“ schreibt keine Krimireihe, deren Held nach all seinen Abenteuern über hundert Jahre alt sein müsste, auch keine Fantasysaga, in der die Vor- und Frühgeschichte einer ganzen Welt episch ausgebreitet wird. Hugh Fearnley-Whittingstall schreibt Kochbücher.

Was den Umfang angeht, können sie es ohne Weiteres mit Romanen aufnehmen, und zuverlässig erscheint jedes Jahr mindestens ein neues. Viele davon bringt der AT Verlag ebenso regelmäßig auf Deutsch heraus. Braucht man die denn alle?

Eine kleine Auswahl

Das werden verschiedene Leute sicher unterschiedlich sehen. Meine Meinung ist: Ein paar davon nicht nur ins Regal zu stellen, sondern zu nutzen, schadet nicht. Denn es geht darin nicht nur um Rezepte, nicht um den neuesten Foodie-Trend, schon gar nicht um die allein seligmachende Ernährungsweise. Letzteres ist für mich ein hinreichender Grund, mich auf jedes neue Buch zu freuen. Denn es enthält mit Sicherheit neue, spannende Rezepte, die man guten Gewissens anderen vorsetzen kann.

Frei

Wird Essen als ((was auch immer))-frei angepriesen, setzt häufig der Gedankengang ein: „Oh, jetzt soll ich auch noch auf ((was auch immer)) verzichten. Was nehme ich bloß stattdessen?“ Das Kochbuch Täglich vegetarisch verfolgt eher den gegenteiligen Ansatz. Es präsentiert eine Menge appetitanregender Rezepte aus einer kaum überschaubaren Auswahl von Zutaten in allen Formen, Farben und Größen. Wenn überhaupt, kann man sich nach dem Durchkochen fragen: „Wo soll ich denn da auch noch Fleisch oder Fisch unterbringen?“

Das Gleiche gilt für die demnächst erscheinende Fortsetzung Viel mehr vegetarisch. Die ist sogar komplett vegan ausgerichtet, ohne dass es besonders auffällt. Wer keine Lust auf Hafermilch hat, nimmt eben andere. Ersatzprodukte auf Sojabasis tauchen in keinem von beiden Büchern auf. Tofu hat seine Rolle als traditionelle Zutat der asiatischen Küche und das war‘s.

Ein weiteres Buch aus der Reihe, Light & Easy, konzentriert sich auf laktose- und glutenfreie Rezepte. Nur geht es nicht darum, diese beiden Inhaltsstoffe zu verteufeln, sondern aufzuzeigen, wie viele leckere Dinge im Massenangebot an Lebensmitteln untergehen. In diesem Buch tauchen ungewönlich viele Ersatzstoffe wie Nussmilch auf. Auch Kokosfett spielt eine erstaunlich große Rolle, vor allem dann, wenn das Kokos-Aroma auch erwünscht ist. Für andere Fälle gibt es Rapsöl, das etwas näher vor der Haustür entsteht.

Do it yourself

Der Ausgangspunkt ist, um hier doch mal ein Foodie-Schlagwort zu verwenden, „das Produkt“ – möglichst wenig verarbeitet, möglichst wenig gereist. Da gibt es mehr Auswahl, als man sich zunächst vorstellt. Nicht unbedingt beim nächsten Discounter, sondern auf dem Markt, direkt bei den Erzeugern – und das kann durchaus die geneigte Leserin selbst sein.

Das River-Cottage-Universum enthält ausführliche Anleitungen zum Selbermachen von Lebensmitteln, die man üblicherweise fertig kauft. Abgesehen von den Grundrezepten, die an passender Stelle in den „normalen“ Kochbüchern auftauchen, sind ausführliche Handbücher unter anderem zum Brotbacken oder zum Räuchern und Pökeln enthalten. Darin geht es zwar auch um den Anlagenbau, für den es zumindest einen ausreichend großen, persönlich nutzbaren Hinterhoft braucht, aber das meiste lässt sich doch in der Küche nachvollziehen.

Anders sieht es bei der Hühnerhaltung aus, denn die lässt sich auch nicht einfach nach dem Ausprobieren wieder einstellen. Deshalb hält der Autor von Huhn & Ei– hier Mark Diacono – mit seiner Begeisterung nicht hinter den Berg, verwendet aber mehrere Kapitel auf grundsätzliche Fragen und die zu erwartenden Kosten. Auch später potenziell auftrende Probleme werden angesprochen und praktikable Lösungen vorgeschlagen.

Noch eine Möglichkeit, direkt an gutes, frisches Essen zu kommen, besteht darin, es in Wald und Flur zu sammeln. Auch dazu gibt es Bücher und Kurse (siehe unten). Allerdings ist das Angebot da doch sehr regionalspezifisch: Als Odenwälder Bergbewohnerin habe ich nicht allzu viele Möglichkeiten, mal eben ein Körbchen voll Queller einzusammeln. Der besiedelt, laut Wikipedia, „Wattböden der Meeresküsten“. Deshalb sind hier andere Informationsquellen mit hoher Wahrscheinlichkeit sinnvoller.

Man kann also eine Menge Aufwand betreiben, um sich mit gutem Essen zu versorgen. Man kann aber auch mit mehr Fantasie als Ausrüstung einsteigen und sich von dort aus vorarbeiten – wenn man will. Denn, siehe oben, dies ist nicht die allein seligmachende Art, sich zu ernähren, sondern für uns heute nur eine – interessante – von vielen möglichen.

Live und in Farbe

Das Ganze live und in Farbe ausprobieren kann man bei der nächsten Englandreise, wenn man sich von Axminster aus in die Wildnis wagt. Im River Cottage HQ werden Kurse zu verschiedenen Themen angeboten, seien es gewöhnliche Koch- und Backkurse oder exotischere Dinge wie Käseherstellung oder Sammeln – je nach Jahreszeit eher Beeren oder Pilze; auch ein Streifzug an der Küste ist vorgesehen. Für die richtig Unerschrockenen gibt es Bienenhaltung oder die Grundlagen der Kleinbauerei. Im August findet das jährliche Festival statt, das außer gutem Essen und Informationen dazu auch Musik und allerlei spaßige Aktivitäten bietet. Einfach essen gehen ist natürlich auch drin, in den Restaurants („Canteens“) in Axminster, Bristol und Winchester.

Hier geht es zum River Cottage   *   Hier geht es zum AT Verlag

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