Der Tag heute war ein wenig hektisch. Für ein Spiel, an dem ich mit übersetze, rückt der Erscheinungstermin näher, deshalb kamen allerlei Änderungen in letzter Minute hereingeflogen. Zusätzlich zu den regulären Texten für ein anderes Spiel, das gerade erst im Entstehen ist.

Trotzdem hat die Zeit gereicht, um die nötigen Wörter für heute zu schreiben und meine Heldin einiges über die Vergangenheit ihrer Familie entdecken zu lassen. Es folgt NaNoWriMo-Schnipsel Nr. 5, aus meinem Roman “Die Kartenreisende”, gerade rechtzeitig zu Mitternacht fertig geworden.

NaNoWriMo Schnipsel

Noch einmal stellte sich Lea vor dem Schrank auf die Zehenspitzen und holte die nächste Mappe heraus. Darauf stand nun allerdings „Phantásien“. Was sollte das? Lea öffnete sie und stieß auf die vergrößerte erste Seite aus einem Asterix-Heft. Dahinter steckten die Karte von Mittelerde, mehrere Regionalkarten von Aventurien und anderen fantastischen Landschaften. Etliche waren ebenfalls mit der Stricknadel bearbeitet worden. Von wem? Onkel Carl?
Lea schluckte. Seit gestern hatte sie reichlich Übung darin bekommen, unmögliche Dinge zu glauben. Also warum sollte sie nicht annehmen, dass ihr verschrobener Onkel mithilfe von kopierten Landkarten und einem mäßig spitzen Gegenstand in fantastische Welten reiste? Wenn er nun eine davon als sein Zuhause ansah, wurde die Sache kompliziert. Dann müssten sie herausfinden, welche Welt das war, und dort nach der verlorengegangenen Königin fahnden.
Ging das überhaupt? Das würde ihr Miles morgen sicher erzählen können. Lea legte die „Phantásien“-Mappe wieder an ihren Platz und nahm sich das nächste Schrankfach vor.

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Darin standen dicht an dicht Fotoalben in allen Größen. Eins davon fiel Lea besonders ins Auge. Mit fast echtem Ledereinband, Metallbeschlägen und dubiosen Edelsteinen sollte es wohl einen mittelalterlichen Folianten darstellen. Sie zog es vorsichtig heraus und schlug es auf.
An einem weißen Strand schlenderte ihre Mutter, die Schuhe in der Hand, auf einen lichten Wald zu. Zwischen den schlanken Stämmen schimmerte etwas Weißes. Ein Pferd vielleicht.
Das Foto daneben zeigte von Leas Mutter nur eine Schulter und ein Stück des Hinterkopfs, dafür das Weiße umso deutlicher. Es hatte einen pferdeähnlichen Kopf, mit einem kleinen Bärtchen unter dem Kinn und einem Horn auf der Stirn.

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Bevor Lea ihre nächste Frage im Kopf fertig ausformuliert hatte, sah sie auch schon die Fotos, die sie beantworteten. Über mehrere Bilder kamen Mensch und Tier einander näher. Das Einhorn war von verschiedenen Seiten aufgenommen, auf einem Bild hatte es ein Vorderbein für den nächsten Schritt erhoben. Sein Schweif war mal auf der einen Seite des Körpers zu sehen, mal auf der anderen.

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