Heute habe ich stilecht bis kurz vor Mitternacht geschrieben und in letzter Minute meine 5000 Wörter auf der NaNoWriMo-Seite eingetragen. Deshalb kommt Schnipsel Nr. 3 erst so spät. Ich hoffe, er macht trotzdem Spaß. Es handelt sich um den Auftritt des Helden.

NaNoWriMo Schnipsel

Lea setzte für sich selbst einen Tee auf und holte einen neuen seichten Krimi aus dem Regal. Wenn sie sich ablenken musste, brachte sie in kürzester Zeit eine Menge Lesestoff durch.

Donner krachte. Funken flogen. Frau Friedrich kreischte. Lea sprang auf.
Vor ihr stand ein schlanker Mann mit braunen Locken und strahlte sie an.
„Was soll das? Was machen Sie hier?“
Er antwortete überschwänglich.
Lea war zu sehr damit beschäftigt, das altertümliche Outfit des Mannes zu bestaunen, und erst recht die Kröte, die er ihr auf der flachen Hand präsentierte wie ein Geschenk, um ihn zu verstehen. Erst, als er eine Pause machte und sie fragend ansah, ging ihr auf, dass er wohl Englisch gesprochen hatte.
„Was ist los? Was ist passiert? Sind Sie verletzt?“ Frau Friedrich kam aus dem Zauberzimmer angelaufen.
„Alles in Ordnung“, sagte Lea schwach. „Haben Sie gefunden, was Sie suchen?“ Sie hangelte sich an den vertrauten Formeln entlang, als ob sie über einen Abgrund balancieren müsste.
Frau Friedrich starrte den Fremden an. Der verbeugte sich ausladend. „Your servant, madam.“
„Haben Sie hier so einen Lärm gemacht?“
Das brachte ihn jetzt wohl doch aus der Spur. Vermutlich verstand er sie gar nicht.
„Ja“, mischte sich Lea ein. „Der Herr ist mit dem Aufsteller an der Tür zusammengestoßen.“ Sie streckte die Hand nach dem Buch aus, das Frau Friedrich dabeihatte. „Darf ich Ihnen das abziehen?“
„Äh, ja.“ Die Kundin schaute den Fremden noch immer verdattert an.
Lea tippte den Betrag in die Kasse. „Möchten Sie eine Tüte dazu?“
„Nein, das geht so.“ Frau Friedrich nahm ihr Buch in Empfang und ging rückwärts aus dem Laden, den Blick immer noch fest auf den seltsamen Mann im Tweedanzug gerichtet.

* * *

Der atmete auf, als sie gegangen war. Dann fragte er: „Are you Fräulein Mayer?“
„Die Fräuleins sind ausgestorben, und ich heiße Körber.“ Zum Nettsein reichte es noch nicht. Aber sie könnte wenigstens versuchen, ihre Englischkenntnisse wiederzufinden.
Der Mann nahm einen neuen Anlauf. „Miles Durie at your service, miss. Of Randoll & Sons, bookbinders.“
„Was?“ Das war die Firma ohne Kontaktdaten, die Charlie ihr genannt hatte. Trotzdem musste sie sich zusammennehmen. „Nice to meet you“, sagte sie mit aufgesetztem Lächeln. „Would you like a cup of tea?“ Zumindest in den Krimis war das die Zauberformel, um eine Unterhaltung ins Laufen zu bringen.
„With pleasure.“

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