Hier kommt NaNoWriMo-Schnipsel Nr. 4: Die gestern begonnene Teeparty wird fortgesetzt. Der Verhaftete ist der in Schnipsel 1 vermisste Onkel Carl.

NaNoWriMo Schnipsel

„Verhaftet?“ Hatte sie das richtig verstanden? Sie kreuzte die Handgelenke, was hoffentlich nach gefesselt aussah.
„Im Gefängnis, genau.“
„Warum?“
„Wir wissen es nicht genau. Unser Anwalt nimmt sich der Sache an, aber sie ist reichlich verworren.“
Er machte eine Kunstpause. Offenbar sah sie ungeduldig genug aus, dass er weitererzählte. „Ihr Onkel soll Waffen geschmuggelt haben …“
„Nach Schottland? Für die Unabhängigkeitsbewegung?“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Für wen, weiß wohl niemand. An der Grenze ist es in letzter Zeit wieder zu Zwischenfällen gekommen, und es gibt auf beiden Seiten Leute, die sehr laut mit den Säbeln rasseln. Unser Interimskönig ist leider ganz vorn mit dabei …“
„Interims … König …“ Wer sollte das sein? „Moment.“ Wie sagte man Kurpfalz auf Englisch? „Sind Sie gerade im Reich von Kaiser Wilhelm zu Besuch?“
„Das hatte ich jetzt angenommen?“
„Irrtum. Sie sind in der Bundesrepublik Deutschland …“
„Verzeihung, natürlich. Carl hat mir davon erzählt, aber ich habe das nicht wirklich ernst genommen.“
„Und ich die Sache mit dem Kaiserreich nicht.“

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Sie schauten einander an. Leas Gedanken rasten. Entweder fiel sie gerade auf eine groß angelegte Täuschung herein, oder ihr Onkel steckte in einer Parallelwelt fest. Im Gefängnis. Was war das Schlimmste, was passieren konnte? Variante B stimmte, und Onkel Carl drohte eine harte Strafe.
„Wissen Sie, welche Strafe mein Onkel zu erwarten hat?“
„Eine … hohe. Er könnte …“ Er brach ab.
So schlimm, dass man es nicht einmal aussprechen konnte? „… auf der Galeere enden?“
„Am Galgen.“
Also doch. Dann sollte sie davon ausgehen, dass es so war, und alles tun, um ihren Onkel wieder hierher zu schaffen, wo es keine Todesstrafe gab.
„Und was kann ich tun, um das zu verhindern?“
„Den Interimskönig stürzen.“
„Ich? Den König von Schottland? Wie kommen Sie denn darauf?“

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