La Ballade

Geschichten und Musik

Lesestoff – Verhandlungspartner 3

Heute wird der Lesestoff von gestern fortgesetzt: „Verhandlungspartner“ – Teil 3 einer SF-Geschichte aus dem vorigen Jahrhundert. Hier sind Teil 1 und Teil 2.

* * *

Wie Miriam erwartet hatte, reagierten die Direktoren nicht begeistert auf den Vor­schlag, frischen Ceresch-Tang zu verkaufen. Der Direktor der Tang­trock­nungs­an­la­gen fürchtete um die Arbeitsplätze seiner Belegschaft. Der Ge­ne­ral­di­rek­tor sah sogar den Frieden auf Studhor in Gefahr. Miriam erinnerte die Herren da­ran, daß Tenzerpharma bisher der einzige Interessent für Frischtang sei und al­le Lie­ferungen streng geheimgehalten werden sollten. Nach längerem Feil­schen einig­ten sie sich, daß die ersten sieben Lieferungen je­weils ein Viertel Trocken­tang ent­hal­ten sollten. Für dieses Ent­ge­gen­kom­men verlangte der Direktor der Tang­trock­nungs­anlagen hundert Liter Orña-Sirup, lieferbar noch am glei­chen Tag. Der Ge­ne­raldirektor und der Handelsdirektor gaben sich mit jeweils fünfzig Litern zufrieden.

Nachdem dieses Hindernis überwunden war, konnten sie an die Preis­ver­hand­lun­gen gehen. Üblicherweise ließen sich die Cresdecks in medi­zi­ni­schen oder tech­ni­schen Geräten oder Informationen bezahlen. Miriam unterbreitete ihre Angebote, vier Projekte, die Tenzerpharma von vielversprechenden, aber wenig fordernden Me­dizinern ausarbeiten ließ.

Die Herren Direktoren diskutierten die Vorzüge und vor allem die Nachteile eines jeden Vorschlags ausführlich. Schließlich fanden sie an jedem Projekt einen Haken, der ihnen so schwerwiegend erschien, daß sie ablehnten.

Der Handelsdirektor machte einen Gegenvorschlag: „Wir haben vor, die Bucht von Llarung trockenzulegen, um einen Raumhafen zu bauen. Dort sollen Raum­schiffe direkt landen können, so daß der aufwendige Transport entfällt. Für die erste Phase des Projekts, die Trockenlegung, wäre uns die Mitwirkung Ihrer In­ge­nieure willkommen.“

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In einer Bucht mit breitem Sandstrand fand Dr. Koneïda gleich mehrere ver­letzte Cresdecks. Auf den ersten Blick schienen sie die Opfer einer Messer­ste­che­rei zu sein. Einige gesunde Cresdecks fungierten als Wachen und Krankenpfleger; sie waren zum Teil bewaffnet und ließen sich nur mühsam überreden, die Außen­welt­le­rin zu ihren Kameraden zu lassen. Dr. Koneïda fühlte ihr Mißtrauen; einige von ihnen hegten äußerst finstere Pläne mit ihr.

Trotzdem wurde sie zu den Verletzten vorgelassen. Ihre Messerwunden wa­ren bereits ordentlich versorgt, und Dr. Koneïda hütete sich, dem Cresdeck-Hei­ler außerweltliche Wundermittel anzubieten. Er beobachtete jede ihrer Bewegungen ge­nau und war offenbar zufrieden mit dem, was sie tat.

Bei der genaueren Unter­su­chung der Patienten fand sie Ner­venschäden, die durch Elektrizität her­vor­ge­rufen worden waren. Der Fall war eine Nummer zu groß für ihr Arznei­kästchen. Für eine sinnvolle Be­hand­lung müßte sie die Cres­decks an Bord der Tinka VI bringen. Die Reaktion auf diesen Vor­schlag war je­doch äußerst ungehalten. Immerhin konnte der Heiler die Wachen davon abhalten, sie zu lynchen.

„Wer hat das getan?“ fragte sie, als ein Gespräch wieder möglich erschien.

* * *

Fortsetzung folgt.

Lesestoff – Verhandlungspartner 2

Heute wird der Lesestoff von gestern fortgesetzt: „Verhandlungspartner“ – Teil 2 einer SF-Geschichte aus dem vorigen Jahrhundert.

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Während Ste­pian die Cresdecks be­schäf­­tigte, be­auf­trag­te sie ein inaktives Ter­mi­nal der Pro­to­koll­einheit, regelmäßig eine han­dels­prin­tische Fas­sung aller Ge­sprä­che in die Außen­welt­­ler­quar­tiere zu schicken. Dr. Koneïda soll­te wissen, was vor­ging, auch wenn sie sich auf Befehl des Kom­man­dan­ten von den Ver­hand­lun­gen fern­hielt. Stepian mißtraute den PSI-Fähigkeiten der Ärztin. Diese Haltung war aus der Ge­schich­te seines Volkes erklärlich, aber Miriam fand sie ein­fach un­praktisch.

* * *

Dr. Koneïda ging am Strand entlang. Sie hatte die ersten Jahr­hun­der­te ihres Le­bens weit im Binnenland verbracht und die See faszinierte sie noch im­mer, der Ge­ruch nach Salzwasser und Tang, das gleichmäßigen Rol­len der Wel­len und die grau-blauen Farben, in denen Himmel und Meer ver­schwam­men.

Nur wenige Schritt hinter ihr führten steile Felsen hinauf in das Innere der In­sel. Grau und kahl sahen die Berge aus; nur an geschützten Stellen ließen sich eini­ge wenige Pflanzen entdecken. Vielleicht hatte Dr. Koneïda noch Ge­le­gen­heit zu einem Ausflug dort hinauf, wenn die Verhandlungen länger dauerten.

Als der Wind an ihren langen schwarzen Haaren zauste und winzige Wel­len um ihre braunen Zehen spülten, war sie froh, daß Stepian ihr ver­bo­ten hatte, im Sit­zungssaal zu erscheinen. Auch wenn seine Gründe dafür eher fragwürdig waren.

Mehrere Personen waren in der Nähe. Draußen im Wasser, also wohl Cres­decks. Dr. Koneïda hatte die Aufzeichnungen über die Bewohner der Meere von Stu­d­hor ge­sehen und war neugierig, einige von ihnen kennenzulernen.

Die Wesen kamen tatsächlich näher; nicht weit von Dr. Koneïda robbten sie auf den Strand. Es waren drei. Offenbar nahmen sie die Außenweltlerin jetzt erst wahr. Sie blieb ste­hen und begrüßte die drei freundlich auf Interkosmo. Die Cres­decks hielten ebenfalls an. Einer von ihnen stieß ein paar gurgelnde Töne aus. Der Auto­dol hin­ter ihrem Ohr machte daraus eine höfliche Begrüßung. Dabei fühlte sie deutlich, daß die Cresdecks neugierig aber nicht gerade freundlich gesinnt waren.

„Ein Außenweltler am Meer – das wundert mich,“ sagte der Cresdeck, der auch vorhin gesprochen hatte.

„Ich bin Ärztin. Bei den Verhandlungen brauchen sie mich nicht.“

„Warum bist du dann da?“ Der Cresdeck wackelte mit dem Rüssel, offenbar ein Zei­chen, daß er sich amüsierte. „Haben die Außenweltler solche Angst vor uns, daß sie ihren Arzt mit auf den Planeten bringen müssen? Euer Schiff mit dem Zucker ist doch noch nicht gelandet.“

„Nein, und es landet auch nicht. Alles, was wir brauchen, wird mit dem Trans­port­shuttle gebracht.“

Der Cresdeck war mit dieser Antwort nicht sehr zufrieden und beharrte: „Dann habt ihr doch Angst vor uns!“

„Große Angst,“ lachte Dr. Koneïda und setzte sich hin. „Siehst du, wie ich mich fürchte? Wer seid ihr überhaupt, daß ihr meint, mich erschrecken zu können?“

„Wir gehören zur Sicherheitsabteilung dieser Insel.“

Das war gelogen. Die drei hatten die Wachen eher zu fürchten. „Keine Angst,“ sagte Dr. Koneïda, „ich verrate euch nicht. Ihr solltet jetzt eigentlich bei der Arbeit auf den Tangfeldern sein, stimmt’s?“

„Du kannst Gedanken lesen,“ sagte der Cresdeck unwillig. „Ihr Außen­welt­ler könnt einfach alles.“ Er erzählte seinen Begleitern, was er ent­deckt hatte.

„Ihr habt noch ein anderes Problem,“ fuhr Dr. Koneïda fort. „Kann es sein, daß ihr meine Hilfe braucht?“

Der Sprecher wollte nicht antworten. Aber die Gefühle eines zweiten Cres­decks waren deutlich genug. Dr. Koneïda fühlte in ihrer Tasche nach dem Arznei­käst­chen. Wenn Stepian davon wüßte, würde er sie auf Studhor zurücklassen. „Bringt mich zu eurem Kranken,“ sagte sie.

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Fortsetzung folgt.

#Autor_innensonntag – Erstkontakt

Beim heutigen #Autor_innensonntag von Justine Pust ist nach dem Erstkontakt zu anderen Schreibenden gefragt. Das muss in irgendeinem Forum oder über eine Mailingliste gewesen sein, dachte ich.

Falsch. Es ging völlig analog vor sich, wie das vor 25 Jahren noch üblich war. In der Mensa des FASK in Germersheim (inzwischen umbenannt und umnummeriert) stieß ich auf die Zeitschrift Unicum und darin auf ein Kursangebot: fantastische Kurzgeschichten schreiben. Veranstaltungsort war die Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel, der Referent war Klaus N. Frick und die Gruppe teilte sich ziemlich genau hälftig in Perry-Rhodan-Fans und andere. Ich gehöre zu den anderen.
In Wolfenbüttel war ich später noch zu anderen Seminaren (und zur VdÜ-Jahrestagung; vielleicht klappt es ja nächstes Jahr wieder), die Schreibkontakte haben sich seit 1996 allerdings doch stark ins Netz verlagert.

Hier kommt noch ein Geschichten-Fragment, das damals entstanden ist, komplett mit alter Rechtschreibung.

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Verhandlungspartner

Miriam Tols war mit ihrem jetzigen Auftrag zufrieden. Sie sollte auf Studhor für den Konzern Tenzerpharma frischen Ceresch-Tang einkaufen. Das war eine Neue­rung und konnte die Verhandlungen etwas ausdehnen, aber Miriam hielt sich für ausreichend vorbereitet. Sie hatte sich alle Auf­zeich­nun­gen von früheren Ver­trags­abschlüssen mit den Cresdecks an­ge­sehen und für eine Ladung Orña-Sirup gesorgt, damit sie an den richtigen Stellen schmieren konnte. Das Geschäft sollte in Zukunft regelmäßig abgewickelt werden. Das bedeutete sichere Einnahmen für die Tinka VI und ihre Mannschaft. Tenzerpharma zahlte vielleicht nicht über­mäßig gut, aber pünktlich.

Jetzt schritt Miriam gemeinsam mit dem Kommandanten Stepian Fe durch die auf der Landseite gelegene Tür des flachen Gebäudes, in dem sich die Ver­hand­lun­­gen zwi­schen dem Konsortium von Studhor und Außenweltlern für ge­wöhn­lich ab­spiel­ten. Die Luft im Sitzungssaal war außerordentlich ­feuch­t und warm. Aber Miriam hatte schon unter bedeutend un­gün­stigeren Um­stän­den verhan­delt.

* * *

Die drei Herren des Konsortiums robbten zur gegenüberliegenden Tür he­rein und begaben sich zu ihren flachen Liegen. Mit ihren lächerlich kurzen Bei­nen soll­ten sie wirklich nicht versuchen, aufrecht zu gehen. Miriam und Stepian lie­ßen sich auf den beiden Stühlen am entfernten Ende des Ver­hand­lungs­tisches nie­der. Offen­bar waren ihre Gesprächspartner nicht auf allzu große Nähe aus.

In der Regel sah für Miriam ein Angehöriger einer Fremdrasse aus wie der an­de­re, aber die drei Cresdecks stellten eine Ausnahme dar. Der auf der mitt­le­ren Lie­ge war von etwas dunklerem Grau als die beiden anderen und stellte sich gleich als Generaldirektor des Konsortiums vor. Den Namen ver­stand Miriam nicht rich­tig. Sie verließ sich darauf, daß die Pro­to­koll­ein­heit bei Bedarf die kor­rek­te Anrede ein­setzen würde. Die kurzen Flossen des Ge­neraldirektors waren bei jedem Wort in Be­wegung. Miriam staunte über die Biegsamkeit seiner dünnen Finger.

Auch die beiden anderen Herren stellten sich kurz vor. Der Han­dels­di­rek­tor brach­te mit seinem langen Rüssel besonders schöne Blubberlaute her­vor; der Di­rek­tor der Tangtrocknungsanlagen hatte leicht bräunliche Haut, die mit vielen Nar­ben bedeckt war.

Stepian stellte sich und Miriam vor, dankte dem Konsortium für den freund­li­chen Empfang und sprach seine Hoffnung auf eine allseits zu­frie­den­stel­len­de Eini­gung aus. Im Stillen amüsierte sich Miriam darüber, wie sehr er es genoß, seine Gala­uniform spa­zie­ren­zu­füh­ren und den Ster­nenadmiral zu spielen.

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Fortsetzung folgt.

Tag der Hülsenfrüchte

Tag der HülsenfrüchteDiese Woche war Tag der Hülsenfrüchte, um genau zu sein am 10. Februar. Die halten sich bekanntlich recht gut, also kann ich sie auch heute noch auftischen. Außerdem sind sie schon recht lange im Geschäft und werden auf absehbare Zeit vermutlich nicht verschwinden, eher im Gegenteil.

Bohnen, Erbsen, Linsen

Ackerbohnen, Erbsen und Linsen wurden hierzulande ab der Jungsteinzeit, spätestens der Bronzezeit angebaut. Die Verbreitung richtete sich danach, welche Art in welchem Gelände am besten zurechtkam. Bohnen mögen zum Beispiel auch leicht salzigen Boden. Sie dienten getrocknet als haltbares und eiweißreiches Grundnahrungsmittel, das auch „einfachen“ Leuten meist gut zugänglich war. (In Griechenland gab es allerdings auch einen Gott, Kyamitos, dem man Bohnen opferte). Ebenso mussten sie und das dazugehörige Stroh für das Vieh herhalten. In der Fruchtfolge der Dreifelderwirtschaft spielten Erbsen als Gründüngung eine Rolle.

Die Ackerbohne (Vicia faba) bekam in der Renaissance Gesellschaft aus der so genannten „Neuen Welt“. Dort wurden die Phaseolus-Arten schon ungefähr ebenso lang kultiviert wie Vicia & Co. in der alten. Die Feuerbohne (Ph. coccineus) ging zwar eine Zeitlang wegen ihrer roten Blüten als Zierpflanze durch, aber im Gegensatz zu anderen bis dahin unbekannten Lebensmittelpflanzen war den Leuten in Europa relativ schnell klar, was man mit ihnen anfangen kann. (Ein Rezept zum Thema gibt es hier.)

Im Gegensatz zu den wirtschaftlich erfolgreicheren Bohnen und Erbsen wurden Linsen seit der ersten Hälfte des 20. Jahrunderts in Deutschland nicht mehr angebaut. In den letzten Jahren werden sie allerdings im Bio-Landbau wieder eingeführt.

Kicherebsen

Meines Wissens noch nicht wieder aufgetaucht ist die Kichererbse. Sie war seit der Römerzeit in Deutschland bekannt, auch wenn die in Ausgrabungen gefundenen Spuren vermutlich auf Importe aus Italien zurückgehen.

Da die Benennungen von Pflanzenarten in alten Handschriften oft etwas durcheinander gehen, sind urkundliche Erwähnungen von Kichererbsen aus dem Mittelalter mit Vorsicht zu genießen. Heutige Anhänger_innen der Hildegard-Küche sind allerdings davon überzeugt, dass Kichererbsen nach ihrer Lehre die besten aller Hülsenfrüchte sind. Handelsbeziehungen aus dem Süden wären auch da eine mögliche Erklärung. Eventuell hat auch die „mittelalterliche Warmzeit“ ein wenig nachgeholfen. Gerüchteweise wurden im 19. Jahrhundert zwei Sorten Kichererbsen in Deutschland angebaut, eine davon mit schwarzen Samen. Die sollen nach dem 1. Weltkrieg noch als Kaffee-Ersatz gedient haben.

Da die Kichererbse sich auch unabhängig von Hildegard in der Küche wachsender Beliebtheit erfreut und in Zukunft wohl eher mit höheren Temperaturen zu rechnen ist, könnte der Anbau auch hierzulande wieder zunehmen.

Literatur

  • Gottfried Hertzka/Wighard Strehlow, Küchengeheimnisse der Hildegard-Medizin, Verlag Hermann Bauer, 1998
  • Udelgard Körber-Grohne, Nutzpflanzen in Deutschland – Kulturgeschichte und Biologie, WBG 1987
  • Ernst Schubert, Essen und Trinken im Mittelalter, WBG, 2006
  • Marin Trenk, Döner Hawaii – unser globalisiertes Essen, Klett Cotta, 2015

Mensuralnotation – Workshop-Nachlese

Mensuralnotation - Workshop-Nachlese

Dies ist die Nachlese zu einem Workshop mit dem Thema „Weiße Mensuralnotation“, organisiert von der Capella della Torre. Musikkurse im echten Leben sind derzeit eher Mangelware, auch dieser hat online stattgefunden.

Für das ziemlich theorielastige Thema hat dieses Format gut gepasst. Schade ist es natürlich, dass die anderen Mitspielenden und ihre Instrumente über weite Strecken nicht zu hören waren. Um „richtig“ zusammen zu spielen, wäre wohl mehr technischer Aufwand nötig gewesen, als sich für einen Samstagnachmittag lohnen würde.

Ebenso schade ist es, die anderen Teilnehmer:innen, wenn, dann nur als kleine Kacheln auf dem Bildschirm zu sehen. In den Pausen miteinander quatschen führt eher zum Kennenlernen. Andererseits waren Leute aus sehr verschiedenen Ecken dabei, von denen einige vielleicht nicht unbedingt live angereist wären. Also wenn schon Zoom-Konferenz, dann am liebsten eine mit Musik.

Es war nicht ganz das erste Mal, dass ich mit Noten in diesem Format zu tun hatte. Allerdings liegen immer ziemlich lange Pausen zwischen den einzelnen Begegnungen, und ich vergesse in der Zeit mehr, als ich im letzten Kurs gelernt habe. Deshalb klebe ich jetzt eine kleine Gedächtnisstütze hier hin.

Notenschlüssel

Das erste, was einem auf der Notenzeile begegnet, ist der Schlüssel. Davon gibt es einige ansprechende Formen zur Auswahl.

Dies ist ein dekoratives, aber harmloses Exemplar, der weithin bekannte Bassschlüssel. Auf der zweiten Notenlinie von oben sitzt wie gewohnt ein f.

Hier folgt der Tenorschlüssel. Er markiert die zweite Linie von oben als c. (Üblicherweise werden die Notenlinien allerdings von unten gezählt und der c-Schlüssel auf der vierten Linie als c4 abgekürzt.) Die abgebildete Note ist jedenfalls ein a.

In einer handelsüblichen Partitur würde die Tenorstimme in der Notenzeile über der Bassstimme stehen. In den Chorbüchern der Renaissance taucht sie auf der gegenüberliegenden Seite unter der Cantusstimme auf.

Die nächsthöhere Stimme ist der Altus. Er erscheint oberhalb der Bassstimme und wird dargestellt mit einem weiteren c-Schlüssel, der diesmal auf der dritten Notenlinie sitzt (also c3). Die abgebildete Note ist demnach ein d.

Jetzt fehlt noch die höchste Stimme, der Cantus, heutzutage eher als Sopran bekannt. Sie hat ebenfalls einen c-Schlüssel, auf der ersten Notenlinie (c1). Auf dem Bildchen ist folglich ein g zu sehen.

Damit es nicht zu einfach wird, gibt es zur Darstellung der gleichen Tonlage auch noch einen g-Schlüssel. Der sitzt nicht, wie man es heute für Sopranstimmen gewöhnt ist, auf der zweiten Notenlinie, sondern auf der dritten (also g3). Die abgebildete Note ist also ein d.

Um die Tonhöhe genauer anzugeben, werden mitunter auch Vorzeichen gebraucht. Das b sieht genauso aus wie heute noch üblich, steht oft schon am Beginn der Notenzeile und hilft bei der Orientierung. Kreuze dagegen sehen schräger aus als gewohnt:

Am Ende einer Notenzeile findet sich in der Regel eine weiteres hilfreiches Zeichen, das heute nicht mehr üblich ist, der Custos. Er zeigt an, auf welcher Tonhöhe es in der nächsten Zeile weitergeht.

Takt

Nach dem Notenschlüssel steht erfahrungsgemäß das Taktzeichen. Die linke Variante sieht einigermaßen bekannt aus, nach „Alla breve“. Es nennt sich Tempus imperfectum und zeigt an, dass der ganze Takt in zwei Schläge unterteilt wird und diese beiden wieder in zwei Schläge.

Der vollständige Kringel auf dem Bild rechts heißt entsprechend Tempus perfectum und wird in drei Schläge unterteilt.

Notenwerte

Damit landen wir bei den Notenwerten. Die Übertragungen von Renaissance-Stücken in moderne Notenschrift sehen oft sehr entspannt aus, mit vielen ganzen und halben Noten, dafür praktisch ohne Balken. Die ganze Note (Brevis) steht für einen Takt, also zwei oder drei Schläge, siehe oben. Das abgebildete Modell ist aus einer Cantus-Stimme im c3-Schlüssel geklaut, es handelt sich also um ein e. Passend dazu gibt es auch eine Pause: ein Zwischenraum durchgezogen, auf der Abbildung der linke Strich.

In der modernen Notation ist die ganze Note oft die längste, die überhaupt in einem Stück auftaucht. Warum nennt sie sich hier ausgerechnet „Brevis“, also kurz? Weil es noch eine Longa gibt, die zwei Takte darstellt. Sie bekommt einen Hals an der rechten Seite. Die Pause dazu zieht sich über zwei Zwischenräume. Hier rechts sind also zweimal zwei  Takte Pause zu sehen.

Das Pausen-Bildchen zur Brevis enthält zusätzlich die nächstkleinere Einheit, die Semibrevis (der Mini-Strich rechts). Sie wird als ein Schlag gezählt. Die Note dazu ist links zu sehen (ebenfalls c3-Schlüssel, also ein a, wie weiter oben schon angemerkt).

Die Semibrevis und ihre Pause sind ein Anlass, die Lesebrille zu polieren und genau hinzuschauen. Es gibt nämlich auch punktierte Semibreven. Das sieht dann so aus:

– nicht zu verwechseln mit    oder 

Zum Schluss fehlen noch zwei wichtige Notenwerte, die Minima (links) und die Semiminima (rechts). Wie man sieht, haben sie bereits die Angewohnheit, die Hälse je nach Lage nach unten bzw oben zu strecken:

    < Minima   Semiminima>  

So, hier steht alles schön auf einer Reihe. Ich hoffe, ein bisschen bleibt auch im Gedächtnis und lässt sich herauskramen, wenn es wieder gebraucht wird.

 

#Autor_innensonntag – Lektorat

#Autor_innensonntag - LektoratBeim heutigen #Autor_innensonntag geht es ums Lektorat. Dazu kann ich mich kurz fassen, denn ich habe gerade eins zu bearbeiten, das möglichst bald fertig werden sollte. Wetter ist auch optimal zum Drinnenbleiben, also ran an den Text.

Der Haken

Aber natürlich hat die Sache einen Haken. Denn das ist der Arbeitsschritt, vor dem ich mich am liebsten so lange wie möglich drücke. Eine Datei mit Rückmeldungen zu einem Text zu öffnen, kostet mich eine Menge Überwindung. Dabei stelle ich anschließend meistens fest, dass es gar nicht so schlimm ist.

Ja, klar, natürlich stimmen da verschiedene Dinge nicht, seien es Tippfehler oder mal ein fehlendes „nicht“. Vielleicht gibt es auch Meinungsverschiedenheiten zu der einen oder anderen Formulierung, vielleicht war meine erste Fassung zu blass oder zu umständlich. Das ist in der Regel schnell ausgebügelt.

Komplikationen

Aber manchmal stehen Platzhalter im Text, wo keine mehr sein sollten. Das kann schon schwieriger werden, denn die verselbständigen sich bei mir mitunter. Ich stelle mir zum Beispiel eine Figur in Anlehnung an Obelix vor und lassen den Namen erst einmal stehen. Kann man ja mittels Suchen und Ersetzen ausbügeln. Das führt aber ein paar Szenen später zu der Frage, warum diese Figur keinen Zaubertrank bekommen darf. Dafür sollte ich möglichst bald eine Erklärung finden, die nichts mit Kessel und reingefallen zu tun hat. Im Idealfall liefert mir das ein nützliches Detail zum Weltenbau. Im nicht so idealen Fall zieht sich die Sache durch die ganze Geschichte bis in die allerletzte Fassung, und ich raufe mir die Haare aus, um noch eine Lösung zu finden, die nicht mehr knirscht. Da ist die Versuchung groß, alles noch einmal aufzurollen und ganz anders zu machen. So erging es mir bei Buntspecht und Anton. Nach mehreren Kehrtwendungen ist die Geschichte trotzdem fertig geworden.

Jetzt ist das nächste Katzenabenteuer an der Reihe, von dem hier auch schon mehrmals die Rede war. Es enthält noch Knoten im Zeitablauf und vermutlich noch weitere Komplikationen, also gehe ich mal daran, die zu beheben …

#Autor_innensonntag – Schubladenprojekte

#Autorinnensonntag - SchubladenprojekteDas Thema zum heutigen #Autor_innensonntag von Justine Pust lautet Schubladenprojekte. Davon habe ich eine ganze Menge, auch wenn die wenigsten davon in der Schublade bzw. im Regal liegen, sondern elektronisch irgendwo verstaut sind. Viele davon grabe ich wieder aus und verwende sie als Grundlage für neue Geschichten und Welten – zum Beispiel Das Schwert des Wilden Landes.

Es gibt allerdings einen Entwurf, der wohl in diesem Stadium stecken bleiben muss, denn die Zeit hat ihn eingeholt. Er ist Mitte der 1990er entstanden, angeregt durch ein Erasmus-Semester in Spanien, und sollte in ferner Zukunft spielen, zum Beispiel 2021.

Heiliges Jahr

In diesem Jahr fällt der 25. Juli, der Jakobstag, auf einen Sonntag und in Compostela wird ein heiliges Jahr gefeiert. Wer an den nötigen Gottesdiensten teilnimmt, bekommt sämtliche zeitlichen Sündenstrafen erlassen, oder auch einen vollständigen Ablass. Traditionelle Pilger_innen sind zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Fahrrad unterwegs. Also habe ich meine Heldin mit dem Liegerad losgeschickt. E-Bikes kamen damals zwar bereits auf, ich hatte sie allerdings noch nicht wirklich auf dem Schirm. Stattdessen wollte ich eine andere Zukunftstechnolgie einbauen, die um diese Zeit von sich reden machte, nämlich Virtual Reality.

Im Mittelalter war es nicht unüblich, andere Leute anstelle der eigentlich Büßenden auf Pilgerfahrt zu schicken, manchmal erst nach dem Tod der betreffenden Person; das wurde zum Beispiel in Testamenten verfügt. An diese Gepflogenheit habe ich angeknüpft. Die Auftraggeberin meiner Heldin sollte allerdings noch leben und zu Hause im Pflegebett mitverfolgen, was ihre Stellvertreterin unterwegs anstellt. Dass diese sich nicht in allen Lebenslagen mustergültig fromm verhalten würde, war mir schon klar. Ebenso sollten die potenziellen Erb_innen und die beteiligten Pflegekräfte von der Aktion nur teilweise begeistert sein. Weiter bin ich mit der Entwicklung des Konflikts nicht gekommen, auch nicht, als ich die Geschichte im Windschatten von Ich bin dann mal weg wieder aufbacken wollte.

Idee freigegeben

Inzwischen ist mir klar, dass ich die Geschichte nicht mehr schreiben werde, obwohl ich die Idee immer noch mag. Wenn jemand mit mehr Verstand von den aktuellen technischen Möglichkeiten sich davon inspiriert fühlt – bitte sehr, bedienen Sie sich.

Mein damaliger Besuch in Compostela hat zudem in einer anderen Geschichte Spuren hinterlassen, die a) fertig und b) auch veröffentlicht wurde: Die Herrin der Insel. Und der dekorative Gaitero, der mich überhaupt dahin gelockt hat, bekam einen eigenen NaNo-Roman – aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.

* * *

Literatur: Norbert Ohlert, Pilgerstab und Jakobsmuschel, Patmos Verlag, 2000.

Bild: Hannes Rohringer via Pixabay

Weihnachtsgeschichte: Meister Pérez der Organist 4

Es folgt eine Weihnachtsgeschichte aus Spanien: „Meister Pérez der Organist“ (Teil 4 und Schluss) von Gustavo Adolfo Bécquer (1836-1870) in meiner Übersetzung, leicht bearbeitet. Die ersten drei Teile finden sich hier, hier und hier.

Weihnachtsgeschichte: Meister Pérez der Organist

IV

Ein weiteres Jahr war ins Land gegangen. Die Äbtissin des Klosters Santa Inés und die Tochter von Meister Pérez sprachen leise miteinander, halb verborgen im Schatten des Chors ihrer Kirche. Das Glöckchen rief die Gläubigen mit schwacher Stimme vom Turm herab, und gelegentlich durchquerte eine Person den stillen, verlassenen Vorhof, tauchte die Finger ins Weihwasser und suchte sich einen Platz in einer Ecke des Kirchenschiffs, wo einige Anwohner des Viertels geduldig darauf warteten, dass die Christmette begann.

„Ihr seht ja“, sagte die Oberin, „Eure Furcht ist ausgesprochen; es ist niemand in der Kirche. Ganz Sevilla geht heute in die Kathedrale. Spielt nur die Orgel, spielt nur mit dem nötigen Selbstvertrauen; wir sind unter uns … aber … Ihr schweigt noch, Eure Seufzer reißen nicht ab. Was bedrückt Euch?

„Ich habe … Angst“, rief die junge Frau tief bewegt.

„Angst! Wovor?“

* * *

„Ich weiß es nicht … vor etwas Übernatürlichem … Gestern Abend habe ich Euch sagen hören, dass ich bei der Messe die Orgel spielen sollte, und voller Hochmut über diese Auszeichnung wollte ich die Register warten und stimmen, um Euch heute überraschen zu können … Ich betrat den Chor … ganz allein … öffnete die Tür, die zur Empore führt … In diesem Augenblick schlug die Turmuhr der Kathedrale … ich weiß nicht, welche Stunde … Aber die Glockenschläge klangen traurig und es waren viele … sehr viele … die Uhr schlug die ganze Zeit, und ich stand wie angewachsen in der Tür, es kam mir vor, als wären es hundert Jahre.

Die Kirche war dunkel und verlassen … Weit weg, im Hintergrund leuchtete, wie ein verlorener Stern am Nachthimmel, ein verlöschendes Licht, das in der Ampel am Hauptaltar brennt … In seinem schwachen Schein, der tiefen, schrecklichen Schatten nur noch sichtbarer machte, sah ich … ich habe ihn gesehen, Mater, glaubt mir … einen Mann, der schweigend mit dem Rücken zu mir saß, eine Hand ließ er über die Tasten der Orgel gleiten und mit der anderen zog er die Register … und die Orgel spielte; aber der Klang war unbeschreiblich. Jeder Ton schien mir wie ein erstickter Seufzer in den Pfeifen, er vibrierte mit der Luft, die ausströmen wollte, aber es kam nur ein dumpfer, kaum hörbarer Klang.

Und die Uhr der Kathedrale schlug noch immer die Stunde, und dieser Mann drückte noch immer die Tasten. Ich hörte sogar seinen Atem.

Die Angst ließ mir das Blut in den Adern gefrieren; mein Körper fühlte sich an wie Eis und meine Schläfen brannten … Ich wollte schreien, aber ich konnte nicht. Dieser Mann hatte sich umgedreht und schaute mich an … nein, das war falsch, er konnte mich nicht anschauen, denn er war blind … Es war mein Vater!“

„Ach, Schwester, vertreibt diese Hirngespinste, mit denen der böse Feind unsere schwachen Seelen stören will … Betet ein Paternoster und ein Ave Maria zum Erzengel Michael, den Herrn der himmlischen Heerscharen, dass er Euch gegen die bösen Geister beisteht. Legt Euch einen Anhänger um den Hals, der die Reliquie des Heiligen Pachomius berührt hat, der Schutzpatron gegen Versuchungen, und geht, geht hinauf zur Orgelempore; die Messe fängt gleich an, die Gläubigen warten schon … Euer Vater ist im Himmel, und er wird Euch gewiss nicht erschrecken, sondern herabkommen, um seine Tochter für diese Zeremonie zu inspirieren, die ihm immer so viel bedeutet hat.“

Die Äbtissin nahm ihren Platz im Chor zwischen den Klosterschwestern ein. Die Tochter des Meisters Pérez öffnete mit zitternder Hand die Tür zur Empore, setzte sich auf die Orgelbank und begann die Messe.

* * *

Die Messe lief ab, ohne dass etwas Bemerkenswertes geschah, bis der Augenblick der Konsekration kam. Da erklang die Orgel und zugleich ein Aufschrei der Tochter von Meister Pérez …

Die Äbtissin, die Nonnen und ein paar Gläubige liefen zur Empore.

„Schaut! Da ist er!“, sagte die junge Frau, die weit aufgerissenen Augen fest auf die Orgelbank gerichtet. Sie selbst war erschrocken aufgesprungen und hielt sich an der Balustrade der Empore fest.

Alle richteten den Blick auf dieselbe Stelle. Die Orgel war verlassen, und trotzdem spielte sie weiter … sie klang, wie nur die Erzengel es konnten, aufgehend in ihren mystischen Jubel.

* * *

„Hab ich es Euch nicht tausendmal gesagt, Doña Baltasara, hab ich es Euch nicht gesagt! … Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu! … Hört nur. Was, Ihr wart heute nicht in der Christmette? Aber Ihr sollt trotzdem erfahren, was geschehen ist. Ganz Sevilla redet von nichts anderem … Der Herr Erzbischof ist außer sich, und das mit gutem Grund … Er ist nicht mehr nach Santa Inés gegangen; er hat das Wunder nicht miterlebt … und wofür? Um grässlichen Lärm zu hören; denn Leute, die es gehört haben, sagen, dass dieser vermaledeite Organist von San Bartolomé nichts anderes zustande gebracht hat … Wenn ich es Euch sage. So etwas hätte dieser Fatzke niemals spielen können, der Lügner … Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu, und was hier umgeht, ist die Seele von Meister Pérez.“

E N D E

Bild: Ed Schipul via Flickr, CC BY-SA 2.0

Weihnachtsgeschichte: Meister Pérez der Organist 3

Es folgt eine Weihnachtsgeschichte aus Spanien: „Meister Pérez der Organist“ (Teil 3) von Gustavo Adolfo Bécquer (1836-1870), in meiner Übersetzung, leicht bearbeitet. Die ersten beiden Teile finden sich hier und hier.

Weihnachtsgeschichte: Meister Pérez der Organist

III

„Guten Abend, meine beste Doña Baltasara. Geht Ihr auch zur Christmette? Ich für meinen Teil hatte ja vor, sie in der Pfarrkirche zu hören, aber wie es so kommt … Wo geht Vicente hin? Dorthin, wo alle hingehen. Und außerdem, wenn ich die Wahrheit sagen soll, seit Meister Pérez gestorben ist, liegt es mir jedes Mal wie ein Stein auf dem Herzen, wenn ich bei Santa Inés eintrete … Der Ärmste! Er war ein Heiliger! … Ich kann von mir sagen, dass ich ein Stück von seinem Rock aufbewahre, wie eine Reliquie, das hat er verdient … und bei Gott und meiner Seele, wenn der Herr Erzbischof die Sache in die Hand nimmt, dann werden unsere Enkel ihn auf den Altären sehen … Aber wie soll es dazu kommen? … Aus den Augen, aus dem Sinn, das gilt für die, die weggehen, und noch mehr für die Toten … Heutzutage lockt nur das Neue … Ihr versteht mich doch. Was! Ihr wisst gar nicht, was geschehen ist? Ja, in diesem Punkt sind wir uns ähnlich; aus dem Haus in die Kirche und aus der Kirche wieder nach Hause, ohne darauf zu achten, welcher Klatsch gerade die Runde macht … Nur in diesem Fall … da habe ich es aufgeschnappt … ein Wort hier, ein Wort da … ich wollte mich nicht näher erkundigen, aber bei manchen Neuigkeiten bin ich doch auf dem Laufenden … Und in dem Fall war es so, dass der Organist von San Bartolomé, diese hagere Gestalt, der immer über die anderen Organisten schimpft, dieser Taugenichts, der eher wie ein Schlachter von der Puerta de la Carne aussieht als wie ein Meister der Musik, also der spielt an diesem Heiligen Abend anstelle von Meister Pérez. Ihr wisst ja, das weiß ja ganz Sevilla, dass niemand diese Aufgabe übernehmen wollte. Nicht einmal seine Tochter, die Lehrerin ist und die nach dem Tod ihres Vaters als Novizin ins Kloster gegangen ist. Und das ist nur natürlich: Wir haben uns daran gewöhnt, diese Wunder zu hören, uns käme alles andere schäbig vor, und deshalb wollten alle den Vergleich meiden. Aber als die Gemeinde schon beschlossen hatte, dass zu Ehren des Verstorbenen die Orgel in dieser Nacht still bleiben sollte, kam unser Mann angelaufen und sagte, er wollte es wagen zu spielen … Es wagt eben niemand mehr als der Ignorant … Dabei ist es nicht einmal so sehr seine Schuld, als die der Leute, die diesem Sakrileg zugestimmt haben … aber so ist der Lauf der Welt … und ich sage, wenn man sich anschaut, wer kommt … man könnte meinen, seit dem letzten Jahr hätte sich gar nichts verändert. Die gleichen Leute, der gleiche Luxus, das gleiche Gedränge an der Tür, der gleiche Tumult im Vorhof, die gleiche Menge in der Kirche … Ach, wenn der Verstorbene das sehen könnte! Er würde auf der Stelle noch einmal sterben, weil seine Orgel nicht von kundigen Händen gespielt wird. Aber wenn mir die Leute aus diesem Viertel die Wahrheit gesagt haben, dann haben sie etwas für den Eindringling vorbereitet. Wenn es so weit ist und er die Hände auf die Tasten legt, dann fängt eine Katzenmusik an mit Schellen, Tamburins und Rummeltöpfen, dass man sonst nichts mehr hört … aber still! Da betritt der Held der Vorstellung die Kirche. Jesus, was für ein farbenfroher Aufzug, was für ein Mühlstein von Halskrause, was für ein Gehabe! Kommt, kommt, der Erzbischof ist schon eine Weile da, die Messe fängt gleich an … Kommt, ich habe das Gefühl, dass wir von dieser Messe noch lange erzählen werden.“

So sprach die gute Frau, deren Gesprächigkeit uns bereits bestens bekannt ist, und betrat die Kirche Santa Inés. Wie gewohnt bahnte sie sich mit den Ellenbogen einen Weg durch die Menge. Die Zeremonie würde sogleich beginnen.

* * *

Das Gotteshaus war ebenso strahlend erleuchtet wie im Jahr zuvor.

Der neue Organist durchquerte die Menge der Gläubigen im Kirchenschiff, um den Ring des Erzbischofs zu küssen, und stieg zur Empore hinauf. Dort spielte er ein Register der Orgel nach dem anderen an, mit ebenso aufgesetzter wie lächerlicher Wichtigkeit.

Unter den Menschen, die zahlreich im Kirchenschiff versammelt waren, hörte man ein dumpfes, wirres Murmeln, eine leise Vorahnung des Sturms, der sich bald erheben würde.

„Er ist ein Betrüger, er kann überhaupt nichts, außer vielleicht geradeaus schauen“, sagten die einen.

„Er versteht sein Fach nicht. Er hat die Orgel seiner Gemeinde in ein Wrack verwandelt, und jetzt will er Meister Pérez’ Instrument entweihen“, sagten die anderen.

Und während der eine den Umhang ablegte, um gleich umso fester das Tamburin schlagen zu können, und der andere die Schellen herausholte und alle sich darauf vorbereiteten, den größten Lärm zu machen, wagte es kaum einer, den seltsamen Menschen halbherzig zu verteidigen, der mit seinem stolzen Auftreten und seiner Pedanterie einen so deutlichen Gegensatz zur bescheidenen Erscheinung und herzlichen Güte des verstorbenen Meister Pérez bildete.

Endlich kam der erwartete, feierliche Augenblick, in dem der Priester sich verneigte, heilige Worte murmelte und die Hostie in die Hände nahm … Die Glocken läuteten; ihr Klingen erinnerte an einen kristallklaren Regen von Tönen. Durchscheinende Wellen von Weihrauch stiegen auf. Die Orgel erklang.

* * *

Lärmend erhob sich die Katzenmusik, füllte augenblicklich das Kirchenschiff und erstickte den ersten Akkord.

Panflöten, Dudelsäcke, Schellen, Tamburins, alle Instrumente der einfachen Leute erhoben zugleich ihre Stimmen; aber das Durcheinander und das Getöse dauerten nur Sekunden. So gleichzeitig, wie sie eingesetzt hatten, verstummten sie wieder.

Der zweite Akkord, voll, schneidig, großartig, drang aus den Orgelpfeifen hervor wie ein unerschöpflicher Wasserfall von harmonischen Klängen.

Himmlische Klänge, wie sie in Momenten der Verzückung den Ohren schmeicheln; Gesänge, wie sie der Geist wahrnimmt und der Mund nicht wiederholen kann; einzelne Töne einer fernen Melodie, die in Abständen erklingen, herbeigeweht vom Wind, das Murmeln der Blätter, die sich an den Bäumen küssen, ein Rauschen wie von Regen, das Trillern der Lerchen, die sich zwitschernd aus Blüten erheben wie Pfeile, die zu den Wolken hinaufschießen; Donner ohne Namen, beeindruckend wie das Brausen eines Sturms; der Chor der Seraphim ohne Rhythmus oder Kadenz, die unbekannte Musik des Himmels, die nur die Fantasie begreifen kann; geflügelte Hymnen, die sich zum Thron des Herrn erheben wie ein Wirbelsturm aus Licht und Klang … all das drückten die hundert Stimmen der Orgel aus, mit größerer Wucht, mit geheimnisvollerer Poesie, mit fantastischeren Farben, als man je gehört hatte.

* * *

Als der Organist von der Empore herabstieg, drängte sich an der Treppe eine solche Menge, so voller Eifer, ihn zu sehen, dass der Stadtrichter nicht ohne Grund fürchtete, man werde den Musikanten noch erdrücken, und die Büttel losschickte, ihm einen Weg zum Hauptaltar zu bahnen, wo der Erzbischof ihn erwartete.

„Ihr wisst“, sagte dieser, als man den Organisten vor ihn brachte, „dass ich nur deshalb aus meinem Palast hierher komme, um Euch spielen zu hören. Seid Ihr ebenso grausam wie Meister Pérez, der mir diesen Weg niemals ersparen und in der Heiligen Nacht zur Messe in der Kathedrale spielen wollte?“

„Im nächsten Jahr“, erwiderte der Organist, „werde ich Euren Wunsch erfüllen, das verspreche ich. Denn für alles Gold der Welt werde ich diese Orgel nicht mehr spielen.“

„Und warum nicht?“, unterbrach ihn der Kirchenfürst.

„Weil …“, fuhr der Organist fort und versuchte, das Gefühl zu unterdrücken, das in der Blässe seines Gesichts erkennbar wurde, „weil sie alt und in schlechtem Zustand ist. Sie kann nicht alles ausdrücken, was man von ihr wünscht.“

* * *

Der Erzbischof entfernte sich mit seinem Gefolge. Eine nach der anderen zogen die Sänften der Herrschaften vorbei und verschwanden um die nächsten Straßenecken; die Gruppen im Innenhof lösten sich auf, die Gläubigen gingen in verschiedene Richtungen davon; die Pförtnerin war schon im Begriff, das Tor zum Vorhof abzuschließen, als sie noch zwei Frauen erblickte, die sich bekreuzigten, vor dem Bild von San Felipe ein Gebet murmelten und sodann ihren Weg in die Callejón de las Dueñas fortsetzten.

„Sagt, was Ihr wollt, Doña Baltasara“, sagte die eine, „ich komme nicht darüber hinweg. So hat jedes sein Steckenpferd … Und wenn es mir die barfüßigen Kapuziner selbst versichern würden, könnte ich es doch nicht glauben … Dieser Mensch kann das nicht gespielt haben, was wir gerade gehört haben … Ich habe ihn tausendmal in seiner Gemeinde in San Bartolomé gehört, und dort musste ihn der Herr Pfarrer vor die Tür setzen, weil er so schlecht war, dass sich die Leute lieber die Ohren mit Watte verstopften … Und man braucht ihm doch nur ins Gesicht zu sehen, das ist ja, wie man sagt, der Spiegel der Seele … Ich weiß noch, der Ärmste, als ich ihn gesehen habe, dachte ich an das Gesicht von Meister Pérez, wie er in einer anderen Nacht wie dieser von der Empore gekommen ist, nachdem er uns alle mit seinen Meisterwerken fasziniert hat … Dieses gütige Lächeln, diese lebhafte Farbe! … Er war alt und sah aus wie ein Engel … nicht wie dieser, der die Treppe heruntergestolpert kam, als ob ihn oben ein Hund vergebellt hätte, und im Gesicht war er blass wie eine Leiche … Kommt, Doña Baltasara, glaubt mir, glaubt mir nur … das geht nicht mit rechten Dingen zu …“

Bei diesen letzten Worten bogen die beiden Frauen in die Gasse ein und verschwanden.

Es ist wohl unnötig, darauf hinzuweisen, wer die eine von ihnen war.

* * *

Fortsetzung folgt.

Bild: Ed Schipul via Flickr, CC BY-SA 2.0

Weihnachtsgeschichte: Meister Pérez der Organist 2

Es folgt eine Weihnachtsgeschichte aus Spanien: „Meister Pérez der Organist“ (2. Teil), von Gustavo Adolfo Bécquer (1836-1870), in meiner Übersetzung, leicht bearbeitet. Teil 1 steht hier.

Weihnachtsgeschichte: Meister Pérez der Organist

II

Die Kirche war großartig beleuchtet. Wie ein Sturzbach ergoss sich Licht von den Altären, erfüllte das ganze Kirchenschiff, funkelte von dem reichen Geschmeide der Damen, die auf von ihrem Pagen ausgebreiteten Samtkissen knieten und von ihrer Begleiterin das Gebetbuch angereicht bekamen; so bildeten einen strahlenden Kreis vor dem Gitter des Altarraums. Bei diesem Gitter standen, die Stadträte, ihre farbenfrohen, goldbesetzten Mäntel über den Schultern, sodass sie mit sorgfältiger Nachlässigkeit ihre roten und grünen Orden hervorblitzen ließen, in einer Hand den Filzhut, dessen Federn den Teppich liebkosten, die andere auf der polierten Parierstange des Rapiers oder auf dem Heft des ziselierten Dolches. Bei ihnen befand sich ein großer Teil der vornehmsten Adligen von Sevilla, und sie schienen eine Mauer zu bilden, die ihre Töchter und Frauen vor dem Kontakt mit dem Pöbel abschirmte. Dieser wiederum rumorte sich in der Tiefe des Kirchenschiffs wie das rauschende Meer und brach in Jubelrufe aus, begleitet von schrillen Schellen und Tamburins, als man den Erzbischof erscheinen sah. Dieser nahm neben dem Altar auf einem scharlachroten Thron platz, umstanden von seinem Gefolge, und segnete das Volk dreimal.

Die Messe sollte beginnen.

Dennoch vergingen einige Minuten, ohne dass der Zelebrant sich zeigte. Die Menge wurde unruhig und ließ ihre Ungeduld merken; die Herren wechselten mit gedämpfter Stimme einige Worte, und der Erzbischof schickte einen seiner Leute in die Sakristei, um zu erfragen, was den Beginn des Gottesdienstes verzögerte.

„Meister Pérez ist erkrankt, schwer erkrankt, er kann heute unmöglich an der Christmette teilnehmen.“ So lautete die Antwort des Gefolgsmanns.

* * *

Die Nachricht breitete sich augenblicklich in der Menge aus. Es wäre unmöglich, die negativen Reaktionen zu beschreiben, die sie überall hervorrief; es muss genügen, dass eine solche Unruhe in der Kirche aufkam, dass der Stadtrichter sich erhob und die Büttel hereinkamen, um für Ruhe zu sorgen, sich aber in der zusammengedrängten, wogenden Menge verloren.

In diesem Augenblick schob sich ein hagerer, knochiger Mensch nach vorn, bis zu der Stelle, wo der Erzbischof saß.

„Meister Pérez ist krank“, sagte er, „der Gottesdienst kann nicht beginnen. Wenn Ihr wünscht, spiele ich in seiner Abwesenheit die Orgel. Weder ist Meister Pérez der beste Organist der Welt, noch wird dieses Instrument nach seinem Tod ungespielt bleiben, weil es keinen geeigneten Nachfolger gäbe …“

Der Erzbischof deutete mit dem Kopf sein Einverständnis an, aber manche unter den Gläubigen erkannten den Fremden als einen neidischen Organisten, einen Rivalen desjenigen von Santa Inés, und sie machten ihrem Unmut Luft, als plötzlich auf dem Vorhof seltsame Geräusche aufkamen.

„Meister Pérez ist da! … Meister Pérez ist da! …“

Bei diesen Rufen von der Tür her drehten sich alle um. Meister Pérez, mit blassem, verzerrtem Gesicht, kam in der Tat in die Kirche, getragen auf einem Sessel, und alle stritten sich um die Ehre, ihn auf die Schultern heben zu dürfen.

Weder die Vorstellungen der Ärzte noch die Tränen seiner Tochter hatten ihn im Bett halten können.

„Nein«, sagte er, „dies ist das letzte Mal. Ich weiß es gewiss, und ich will nicht sterben, ohne meine Orgel noch einmal zu besuchen, und das gerade heute, am Heiligen Abend. Gehen wir, ich will es so, ich befehle es; gehen wir in die Kirche.“

Sein Wunsch wurde erfüllt; die Gläubigen trugen ihn auf den Armen zur Orgelempore, und die Messe konnte beginnen.

In diesem Augenblick schlug die Uhr der Kathedrale Mitternacht.

* * *

Der Introitus, das Evangelium, das Offertorium gingen vorüber, und es kam der feierliche Augenblick, in dem der Priester die geweihte Hostie zwischen seine Fingerspitzen nahm und sie langsam erhob.

Eine Weihrauchwolke breitete sich in bläulichen Wellen im Kirchenraum aus; die Glocken läuteten mit lebhaftem Klang, und Meister Pérez legte seine verkrampften Hände auf die Tasten der Orgel.

Die hundert Stimmen der Metallpfeifen erklangen in einem majestätischen, lang anhaltenden Akkord, der sich nach und nach verlor, als ob ein Windstoß seinen letzten Nachhall davongeweht hätte.

Diesem ersten Akkord, der sich wie die Stimme eines Menschen von der Erde zum Himmel erhob, antwortete ein zweiter ganz sanft aus der Ferne; er schwoll an zu einem Strom brausender Harmonie. Es war der Gesang der Engel, der durch die Weiten des Raums zur Erde drang.

Danach hörte man wie ferne Choräle aus den Rängen der Seraphim erklingen, tausend Hymnen zugleich, die zu einer einzigen verschmolzen, und doch waren sie nur die Begleitung einer fremdartigen Melodie, die auf diesem Meer geheimnisvoller Echos zu treiben schien, wie ein Nebelstreif über dem Ozean schwebt.

Später verlor sich ein Teil der Gesänge, das Gewebe wurde schlichter. Da klangen nur noch zwei Stimmen, im Echo miteinander verflochten; schließlich blieb eine allein übrig und hielt einen strahlenden Ton wie einen Faden aus Licht … Der Priester neigte den Kopf, und über seinem grauen Haar erschien, durch den blauen Schleier des Weihrauchs verhüllt, die Hostie vor den Augen der Gläubigen. In diesem Augenblick weitete sich der Ton, auf dem Meister Pérez beständig trillerte, öffnete sich, und die Explosion einer gigantischen Harmonie erschütterte die Kirche, in deren Winkeln die Luft unter Druck vibrierte, dass die Buntglasfesnter in ihren Rahmen zitterten.

Aus jedem einzelnen Ton dieses großartigen Akkords entwickelte sich ein Thema; manch eines nah, ein anderes fern, dieses strahlend, jenes dumpf – es klang, als ob Wasser und Vögel, Wind und Blätter, Menschen und Engel, Erde und Himmel, in ihrer je eigenen Sprache eine Hymne zur Geburt des Erlösers sängen.

Die Menge lauschte sprachlos hingerissen. In jedem Auge stand eine Träne, in jedem Geist tiefe Ergriffenheit.

Dem Priester am Altar zitterten die Hände, den er hielt Ihn empor, Ihn, den die Menschen und Erzengel grüßten, seinen Gott, und es schien ihm, als ob sich vor ihm der Himmel geöffnet und er mit eigenen Augen die Wandlung der Hostie beobachtet hätte.

* * *

Die Orgel spielte weiter, aber ihre Stimmen erloschen nach und nach, wie ein Ruf, der sich in Echo über Echo verliert, sich entfernt und dabei schwächer wird, als plötzlich ein Schrei von der Empore erklang, ein herzzerreißender, spitzer Schrei, der Schrei einer Frau.

Die Orgel atmete mit einem seltsamen Missklang wie seufzend aus und verstummte.

Die Menge drängte sich an der Treppe zur Empore, auf die sich angsterfüllt die Augen aller Gläubigen richteten, die plötzlich aus ihrer frommen Verzückung gerissen wurden.

„Was ist geschehen? Was ist los?“, fragten sie einander, und niemand wusste eine Antwort, alle gaben sich Mühe, eine zu erraten. Die Verwirrung wuchs, und das Stimmengewirr schwoll an, bis es die Ordnung und Zurückhaltung störte, die in einer Kirche geboten sind.

„Was war das?“, fragte eine der Damen den Stadtrichter, der von den Bütteln geleitet als einer der Ersten auf die Empore gelangt war und sich nun blass und mit Anzeichen tiefer Trauer zu dem Thron wandte, wo der Erzbischof ihn erwartete, begierig wie alle anderen, den Grund für diese Unruhe zu erfahren.

„Was gibt es?“

„Meister Pérez ist soeben verstorben.“

Und in der Tat, als die ersten Gläubigen nach einigem Gerangel auf der Treppe die Empore erreichten, sahen sie den unglücklichen Organisten mit dem Gesicht auf den Tasten seines alten Instrumentes liegen, das noch immer dumpf vibrierte; seine Tochter indes kniete zu seinen Füßen und rief zwischen Schluchzen und Seufzern vergebens nach ihm.

* * *

Fortsetzung folgt.

Bild: Ed Schipul via Flickr, CC BY-SA 2.0

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