Elisa e MarcelaÜber „Elisa e Marcela“ bin ich zufällig bei La Voz de Galicia auf Twitter gestolpert, also stelle ich heute zur Abwechslung mal einen Comic vor. Er ist zur Zeit kostenlos beim Consello da Cultura Gallega zu haben, fällt also eher nicht unter #bücherhamstern.

Historischer Hintergrund

Es handelt sich um die Neubearbeitung einer wahren Geschichte – 1901 hatte die oben genannte Zeitung das Paar auf der Titelseite. Die beiden Lehrerinnen gelten als das erste lesbische Paar, das in Spanien kirchlich geheiratet hat. Elisa trat bei der Hochzeit und noch einige Zeit später als Mario auf. Dann wurden sie allerdings enttarnt, flüchteten erst nach Portugal und später nach Argentinien. Vor der Abreise bekam Marcela noch eine Tochter, Vater unbekannt.

Die Quellen, vor allem die seriösen, für die tatsächlichen Abläufe sind eher spärlich. Bearbeitet wird die Geschichte eher als galicische Regionalhistorie. Sowohl der Comic von Xulia Vicente als auch das 2008 erschienene Sachbuch Elisa e Marcela – Alén dos Homes von Narciso de Gabriel, auf dem die neueren Bearbeitungen beruhen, sind zuerst in galicischer Sprache erschienen. In einem Artikel von 2010 geht Raquel/Lucas Platero Mendez darauf ein, dass ausgerechnet dieser Fall so bekannt wurde, weil er schiefging. Es ist anzunehmen, dass es mehrere solcher Paare gab, die nicht aufflogen. 2019 wurde die Geschichte auch verfilmt (Regie und Buch Isabel Coixet).

Sympathische Figuren

Ich bin an dem Comic hängen geblieben, weil ich das Cover sympathisch fand. Ein Fest mit Tanz und Gesang nimmt denn auch verhältnismäßig breiten Raum ein (dafür kommt der eine Gaitero ikonografisch gesehen eher schlecht weg), vermutlich, um die „Schurken“ zu etablieren. Nach der Hochzeit wird die Erzählung eher lückenhaft, wahrscheinlich wegen der Quellenlage. Die schwangere Marcela hat mich jedenfalls überrascht. Als Ende für die Geschichte eines lesbischen Paares erschien mir das gar zu aufgesetzt, und dann stellte sich beim Nachlesen heraus, dass es tatsächlich ein Kind gab (und angeblich auch weitere Nachkommen).

Die Geschichte endet mit dem Baby und dem Ticket nach Buenos Aires. Später aufkommende Spekulationen, ob eine der Heldinnen sich möglicherweise selbst getötet habe oder an Krebs gestorben sei, bleiben hier außen vor.