Heute Nacht erscheint ein Computerspiel, an dem ich mit übersetzt habe. Deshalb wurde es die letzten Tage und auch heute noch einmal etwas hektisch, und der NaNoWriMo-Schnipsel Nr. 8 kommt wieder erst nach Mitternacht. Mit meiner Heldin und ihrem Reisegefährten bin ich nicht wirklich warm geworden, also kommt jetzt eine Schurkin zu Wort, die bisher nur einen Decknamen hat – die Fächertänzerin Glenda Bowles.

NaNoWriMo Schnipsel

Ich hatte gerade mein tägliches Training begonnen, als ein Laufbursche von Sir Nicolai in den Saal kam. Von Parkett ließ er sich nicht aufhalten, von der Meisterin schon. Sir Nicolai könnte sich wirklich bessere Dienerschaft leisten.
Jedenfalls brachte mir der Junge ein Brieflein, das an Glenda Bowles adressiert war. „Kommen Sie sofort zu Helmington’s Tea Shop.“
Allein aus Ärger über diesen Tonfall hätte ich eine andere von uns schicken sollen. Aber die Neugier war stärker. Die Nachricht war so dürr gehalten, dass ich nicht anders konnte, als mir die wildesten Schwierigkeiten zu überlegen, die in jenem anderen Böhmen aufgetreten sein konnten.
Trotzdem musste ich wenigstens meine halbe Stunde konzentriert zu Ende bringen, sonst war ich mein Engagement los. Und nur von den paar Shilling, die bei Sir Nicolai abfielen, konnte ich meine Miete nicht zahlen.

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Danach machte ich mich aber gleich auf den Weg. Die Herren durften ruhig merken, dass ich noch einen anderen Beruf hatte. Zum Training kam ich immer in einem leichten Kattunkleid, das musste jetzt auch für Helmington’s Tea Shop genügen. Und es wird sich wohl niemand wundern, dass es dort weder Tee gab noch irgendjemand Helmington hieß.
Sir Nicolai erwartete mich in seinem Arbeitszimmer. Es war so nüchtern eingerichtet, keine Bilder, keine Hausbar, Mobiliar aus der Fabrik. Es schien fast, als wollte Sir Nicolai den Eindruck erwecken, dass dies seine Tarnadresse war.
Bei ihm saß Colonel Walker. Nicht das hellste Licht an der Lampe, aber absolut königstreu.
„Wir haben ein Problem, Miss … Bowles“, begann Sir Nicolai ohne Umschweife. Die Pause sollte wohl anzeigen, dass er wusste, dass dies ein falscher Name war – den er mir, eigentlich uns, gegeben hatte, weil er es notwendig fand.
Ich knickste und zwitscherte: „Ja, Sir.“
„Mr. Maxwell meldet sich seit einigen Monaten nicht mehr.“
„Oh.“ Das war eine Schwierigkeit, an die ich nicht sofort gedacht hatte.
„Sie müssen nach dem Rechten sehen.“
„Jetzt gleich?“, fragte ich. „Heute noch?“
Sir Nicolai nickte.
War das der richtige Zeitpunkt, um zu feilschen? Ich versuchte es wenigstens.

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