Die Liedhaber, in der neuesten Fassung auch Liadhaber, sind eine Deutschfolk-Band mit inzwischen zwei CDs voller spannend arrangierter Raritäten.

Es singen und spielen fünf Menschen auf allerlei mehr oder weniger gängigen Instrumenten:Hansjörg Gehring, Kontrabass, betreibt eine Kontrabass-Schule. Nebenbei spielt er auch diverse Dudelsäcke sowie Helikon, die aber auf den Liedhaber-CDs nicht zu hören sind.

Dagmar Held, Gesang, arbeitet für den Bayerischen Landesverein für Heimatpflege, beim Archiv für Volksmusik in Schwaben. Damit hat sie die ideale Ausgangsposition, um solche Schätzchen auszugraben.

Christoph Lambertz, Gesang, Klarinette, Böhmischer Bock, ist studierter Musikethnologe und Mitinitiator des Anti-Stadl-Festivals – noch Fragen?

André Schubert, Harfe, Smallpipe, betreibt die Klangwerkstatt und kommt mit seinen Harfen weit in der Weltgeschichte herum.

Johannes Sift, Geige, Harmonika, Bratsche, ist auch unter dem ansprechenden Namen Quetschendatschi bekannt. Wie man hört, quetscht er nicht nur, sondern geigt auch und unterrichtet an einer beruflichen Schule.

CD Nr. 1, Zugvögel, ist Jahrgang 2011 und damit nach Internet-Maßstäben schon fast prähistorisch. Sie enthält etwas altbekanntes Geflügel – „Kommt ein Vogel, Vogel hergeflogen“, „Wenn ich‘s ein Vogel wär“, „Es saß ein klein Wildvögelein“ – mit ungewohntem Gefieder, das auch erfahrene Birdwatcher interessieren dürfte. Dasselbe gilt auch für die anderen Titel, die von den Musikern zum Teil selbst gesammelt, zum Teil aus älteren Sammlungen ausgegraben wurden. Zu den Liedern und Balladen gesellt sich jeweils eine passende Tanzmelodie aus dem 18. oder 19. Jahrhundert. Quellen und Liedtexte sind im Booklet enthalten, was mich als Theorie-Nerd besonders freut.

Die Neuerscheinung Nachtfahrt zeigt, dass dieses Konzept noch längst nicht ausgelutscht ist. Von „Ich geh in finstrer Nacht“ bis „Gute Nacht, ihr lieben Freunde“ stammen die meisten Lieder aus ehemals von Deutschen besiedelten Gebieten in Südosteuropa. Wieder sind Varianten von bekannten Stücken enthalten, gerade ein bisschen anders, pfiffiger, so dass es sich lohnt, auf den Text zu hören. Aber das gilt sowieso immer, auch wenn der Dialekt nicht unmittelbar verständlich ist. Die Musik ist passend zum Inhalt arrangiert, von romantisch verliebt bis rabiat, von gehobenem Unsinn bis zum letzten Abschied.

Hörproben und Videos sind auf der Website der Band zu finden, ebenso die Termine für einige bevorstehende Live-Auftritte. Wer die Gelegenheit hat, hinzugehen, sollte sie wahrnehmen. Es wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit lohnen.