Geschichten und Musik

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Die von Meara Finnegan gestartete Blogreihe über Heldinnen der Phantastik hat einen neuen Beitrag, seit gestern bei Gwees Bücherwelt. Es geht diesmal um eine gestaltwandelnde Automechanikerin mit dem passenden Namen Mercedes. Wer bei Urban Fantasy nicht unbedingt Romantik erwartet, ist bei der Autorin Patricia Briggs offenbar an der richtigen Adresse.

Die deutsche Übersetzung stammt von Vanessa Lamatsch – wenn wir schon beim Sichtbarmachen häufig unbeachteter Heldinnen sind.

Erkenntnisse aus dem PAN Branchentreffen 2019

… alias #pan19

Erkenntnisse zu Inspirationsquellen
Erkenntnisse aus #pan19

Ein inspirierender Organismus?

Erkenntnis Numero 1 kommt nicht wirklich überraschend, gehört aber zu den Dingen, auf die immer mal wieder hingewiesen werden sollte: Die Möglichkeiten, Inspirationen zu finden, sind praktisch unbegrenzt. Ich hangele mich mal am Programm entlang.

In vor- und unmittelbar nachsintflutlichen Zeiten gibt es noch eine Menge Platz für fantastische Welten. Ein Steinzeit-Krimi um Ötzi ist inzwischen nur noch antiquarisch zu haben, also wird es vielleicht Zeit für eine Neuinterpretation. Die Welt war auch damals schon ziemlich groß und die Menschheit unterwegs. Alle Neuentwicklung einer einzelnen, blonden & blauäugigen Heldin zuzuschreiben kommt möglicherweise nicht mehr ganz so gut, und es stehen vermutlich allerlei andere in den Startlöchern, um ihre Welt zu verbessern. Ebenso gab es, laut Dr. Michael Lagers vom LWL-Landesmuseum Herne, bereits in der Steinzeit Produktpiraterie. Das könnte ein ganz neuer Ansatzpunkt für eine Krimihandlung sein.

Des Weiteren sind Trolle eine ausgesprochen vielseitige Spezies, auch dann noch, wenn man die Schlumpf- oder Gartenzwergähnlichen abzieht. Skandinavische Märchen bzw. isländische Sagas halten verschiedene Aspekte dieses Volkes bereit, die in der Phantastik noch nicht allzu weit verbreitet sind. Der Vortragende, Professor Rudolf Simek, hat zudem weitere mittelalterliche Monster im Angebot, denen sich vermutlich nachzugehen lohnt. (Für meine Burgenwelt-Geschichte bleibt es aber erst mal beim Totengeist.)

Das war jetzt schon wieder vor allem Historisches und Kulturelles. Dabei gibt es in anderen Ecken der Wissenschaft mindestens so geniale Vorbilder für Feinheiten des Weltenbaus – siehe auch hier. Hier gab es entscheidende Einblicke in das Leben des Kleinen Leberegels (zu bewundern oben links) und des großen afrikanischen Elefanten im Workshop von Anika Beer. Die muss ich aber noch ein bisschen sacken lassen, bis sie irgendwo andocken und eine Geschichte daraus wird.

Erkenntnise zu weiteren Projekten

Aus dem „prähistorischen“ Vortrag von Dr. Meret Fehlmann stammt die Erkenntnis, dass Phantastik nicht nur auf Englisch oder Deutsch geschrieben wurde und wird. Da liegt also ein weiteres Projekt und wartet darauf, dass ich Zeit und den richtigen Aufhänger dafür finde. Es reizt mich schon seit vielen Jahren, es könnte also langsam erntereif sein.

In Sachen „unbedingt mal wieder lesen“ gab die Podiumsdiskussion am Donnerstag einen wichtigen Hinweis: Karen Nölle übersetzt Romane von Ursula K. Le Guin neu. Bisher noch gar nicht übersetzt und, wenn ich das richtig verstanden habe, derzeit auch nicht dafür vorgesehen, ist eins meiner Lieblingsbücher von dieser Autorin, Always Coming Home. Trotzdem ist auch das ein Anstupser, mal wieder reinzuschauen.

Erkenntnisse zur Freizeitgestaltung

Diese Erkenntnis hat nicht so viel mit phantastischer Literatur zu tun, sondern vor allem damit, dass es im Hotel kein Schwimmbad gab. (Das ist kein Kriterium dafür, dort zu wohnen oder nicht; das Branchentreffen hatte eben ein neues Domizil.) Es gab aber einen Fitnessraum, und damit hatte ich Gelegenheit festzustellen, dass so ein Stepper eine feine Sache sein kann. Außerdem sollte ich wohl die Wörterbuch-Gymnastik wieder aufnehmen. Der dicke Van Dale hat sich da schon bewährt, wenn ich mich recht erinnere.

Dann gab es noch einen Hinweis auf einen Ausflug: Bei Orgelbau Klais in Bonn gibt es die Möglichkeit, an Betriebsführungen teilzunehmen.

Weltenbau – Über Steine

Kurz vor dem Abflug zum PAN-Branchentreffen kommt hier der letzte Weltenbau-Artikel. Diesmal geht es, zumindest ansatzweise, um die „Steine“, die geographischen Grundlagen.

Weltenbau - Über Steine

Was hieraus wohl entsteht?

Wie bereits erwähnt: Ich bin Lingu, Naturwissenschaft ist nicht meine starke Seite. Aber ganz ohne geht es auch nicht. Dabei gibt es zum Glück Genre-spezifische Abkürzungen. Wer nicht gerade eine Space Opera schreibt, kann mit einer ziemlich erdähnlichen Welt auskommen. Kann, muss aber nicht. Für Fantasy-Welten gibt es da ebenfalls viele Möglichkeiten. Insbesondere, wenn der Kontrast zur gewöhnlichen Umgebung der Held*innen und/oder Leser*innen betont werden soll, kann es helfen, zum Beispiel zwei Sonnen scheinen zu lassen. Oder zu definieren, dass die Welt eine Scheibe ist.

Evidenzbasierte Spinnerei

Allerdings gibt es für Fantasy-Welten im engeren Sinn mehr „Regelwerke“ zur Auswahl als in der SF. Das S steht schließlich für „Science“, also sollte ein Bezug zu den bekannten Naturgesetzen zumindest erkennbar bleiben. Da ändert sich nur der Stand der Wissenschaft im Lauf der Jahrzehnte, und es kann spannend sein, die Zukunftsvisionen von „damals“ mit den tatsächlichen Entwicklungen zu vergleichen. Die Phantastische Bibliothek Wetzlar nutzt das Potenzial der evidenzbasierten Spinnerei im Projekt Future Life systematisch, um mögliche zukünftige Entwicklungen zu erkennen bzw. anzustoßen. Vermutlich sind etliche real existierende Erfindungen auf Ideen aus Literatur oder Film zurückzuführen.

Welteis oder Wall aus Reisbrei

Für eine Fantasy-Welt ist es aber durchaus zulässig, wenn nicht sogar erwünscht, auf längst widerlegte Theorien zurückzugreifen oder sich gleich von der Mythologie inspirieren zu lassen. Die Flachwelttheorie hat eine beachtliche Karriere hingelegt, eine Höhlenwelt gibt es auch schon, womöglich lässt sich sogar aus der Welteislehre was machen. Göttliche Schöpfungen sind ohnehin an der Tagesordnung. Vielleicht muss man es auch gar nicht so genau wissen, um eine spannende Geschichte zu erzählen. Wie funktioniert zum Beispiel das Schlaraffenland? Da es bereits Sachbücher zur Biologie von Drachen gibt, wäre eine Abhandlung zur Statik von Reisbrei-Wällen auf jeden Fall denkbar.

Zurück zu den Steinen

Aber nun zurück zu den Steinen und anderen grundlegenden Bestandteilen der fiktiven Welt. Sie haben beachtliche Auswirkungen auf die weiteren Aufbauten der Welt und die Geschichten, die dort spielen. Das betrifft zum einen alltägliche Fragen wie die nach Kleidung oder Essen: Welche Rohstoffe gibt es? Was brauchen die Bewohner der Welt, um über die Runden zu kommen? Wo fängt der Luxus an?

Reiserouten

Oft reisen die Held*innen stellvertretend für die Leser*innen einmal quer durch die Welt und es wäre zu beschreiben, mit welchen Mitteln sie das tun, auf welche Schwierigkeiten sie stoßen, wie sich Landschaft und Jahreszeiten auswirken. (Welche gibt es überhaupt?) Natürlich kann man die Abkürzung nehmen und Flugreisen anbieten. Aber auch für die muss ein Rahmen definiert werden. Meistens braucht man dazu magische Methoden, allermindestens einen kooperationswilligen Drachen. Der setzt wiederum einen geeigneten Lebensraum mit dem nötigen Futter-Angebot voraus.

Reale Vorbilder

Für die meisten Details kann man sich an den terranischen Gegebenheiten orientieren. Da gibt es genügend Auswahl an Welten-Bausteinen und Anpassungen an diese. Darauf basieren zum Beispiel die oben erwähnten Drachen-Sachbücher. Auch Menschen haben sich in allerlei Umgebungen eingerichtet und Mittel und Wege gefunden, sich dort mit allem Nötigen zu versorgen. Sie können dem einen oder anderen Elfendorf vermutlich ein paar Life Hacks verraten.

Und was ist mit Magie?

Kein direktes Vorbild gibt es für Magie. Im Gegenteil, da finden sich jede Menge gute Erklärungen, warum es nicht funktioniert, mal eben einen Menschen in einen Frosch zu verwandeln. In vielen Fantasy-Welten spielt sie trotzdem eine Rolle und erfordert ihre eigenen Naturgesetze. Wie mächtig kann Magie werden? Wodurch wird ihre Anwendung begrenzt?

Möglicherweise werden Rohstoffe gebraucht, die nachwachsen oder auch nicht. Vielleicht ist der Umgang mit Magie ein Talent, das ausgebildet werden kann bzw. muss. Da in einer Welt mit Zauberei auch unorthodoxe Lehren zutreffen könne, ist eventuell der Stand der Gestirne für die Wirkung eines Zaubers von Bedeutung. Sind die Voraussetzungen erst einmal definiert, lassen sich ihre Auswirkungen auf die Welt und ihre Bewohner unter Zuhilfenahme von etwas Fantasie dann wieder in Geschichtsbüchern oder in der Zeitung nachlesen.

Wie weit diese Überlegungen ins Detail gehen müssen, hängt von der jeweiligen Welt und ihren Geschichten ab. Je märchenhafter das Ganze werden soll, desto mehr Isso lässt sich unterbringen. Oft entwickeln Welten auch, ähnlich wie Figuren, ein Eigenleben mit immer mehr geographischem und sonstigem Unterbau. Viel Spaß bei der Recherche!

 

Phantastische Heldinnen

Heute startet bei Meara Finnegan eine Blogreihe über phantastische Heldinnen, an der ich mich ebenfalls beteiligen werde. Zum Auftakt schreibt Heike Korfhage einen Gastbeitrag über Lúthien.

Geplant ist ein Beitrag pro Woche, in dem wir jeweils eine Heldin vorstellen, von der wir gern gelesen haben. Kriegerinnen sind ebenso vertreten wie Magierinnen und diverse andere, auch recht unphantastische Berufe. In den von mir geplanten Beiträgen treten zum Beispiel Bäuerin, Sängerin und Model auf.

Bücher mit phantastischen Heldinnen

Auch wenn auf der Liste etliche Romane stehen, die schon vor Jahrzehnten erschien sind, und Heldinnen, von denen vermutlich alle schon mal gehört haben – siehe oben -, dürfte noch der eine oder andere Geheimtipp dabei sein.

Für Nachschub an phantastischen Heldinnen startet übrigens demnächst bei Feder & Schwert ein neues Imprint mit dem vielversprechenden Namen Wicked Queen Editions. Frau darf gespannt sein.

Zu meinen eigenen Heldinnen geht es hier.

 

Weltenbau – Über Sprachen

Weltenbau - Über Sprachen

Quenya oder Sindarin?

Ich bin Lingu, also muss ich auch ein paar Worte über das Thema Sprachen verlieren. Außerdem besteht die klassische Weltenbaumethode bekanntlich darin, mindestens eine Sprache zu entwickeln und sich dann Völker auszudenken, die sie sprechen. Diesen Ansatz habe ich einmal verfolgt und bin heute noch froh über meine Aufzeichnungen von damals, denn die machen es leichter, Namen zu erfinden, sei es für Leute, Orte oder Dinge. Ich habe eine Vorstellung davon, wie diese Sprache funktioniert, und kann sie ohne großen Aufwand in die Geschichte einbauen.

Jetzt kommt natürlich die übliche Frage: Brauche ich das überhaupt? Und die Antwort ist ebenfalls die übliche: Ja, nein, vielleicht. Natürlich kann man eine fremde Welt ganz und gar in seiner Muttersprache ausstaffieren und die Energie, die andere auf Phonetik, Grammatik und so weiter einer Kunstsprache verwenden, lieber zum Plotten oder Recherchieren nutzen. Das schadet der Geschichte mit Sicherheit nicht. Vermutlich stößt man früher oder später aber doch an Grenzen. Sei es beim Namen verteilen, beim Fluchen oder wenn mehrere Völker aufeinandertreffen.

Wie soll es heißen?

Sprechende Namen sind ja schön und gut, und ein „Großer Fluss“ kommt auch in der real existierenden Geographie hin und wieder vor. Nur beschwört „Anduin“ vermutlich andere Bilder herauf als „Guadalquivir“ oder „Rio Grande“. Personennamen kann man nach dem Modell Fürchtegott, Sonne-von-links oder Ähnlichem bauen. Die sind leichter zu lesen als die nach dem gängigen Klischee aus lauter y und Apostrophen zusammengeleimten Fantasynamen, wirken aber in größerer Häufung mitunter anstrengend. Also lohnt es sich vielleicht doch, einige Überlegung zumindest auf ein Namenssystem und die Grundlagen der Phonetik zu verwenden, um weder in die eine noch in die andere Falle zu tappen.

Wie ein Mensch zu seinem Namen kommt, sagt außerdem einiges über die Gesellschaft aus, in der er sich bewegt. Das gleiche gilt für die Frage, wer die Macht hat, den Namen eines Ortes zu prägen – weiß jemand, wo Zarizyn liegt?

Wer beschimpft wen, wie und warum?

Beim Thema Fluchen spielt unter anderem die Frage eine Rolle, wie derb es denn werden soll, und was in dieser Gesellschaft als derb gilt. Fäkalsprache ist wohl universell, deshalb wird es schwieriger, damit eine andere Wirkung zu erzielen, als sie nun einmal auf die jeweiligen Leser hat. Gottheiten dagegen lassen sich leicht austauschen und tragen eher zum fantastischen Ambiente bei, ebenso wie diverse andere Möglichkeiten: Gilt es als tödliche Beleidigung, jemanden zu einer bestimmten Bevölkerungsgruppe zu zählen? Oder sind Tiernamen das absolut Letzte? Wenn ja, welche Tiere und was ist an ihnen so schrecklich? Außerdem dürften die Meinungen über die (Un-)Angemessenheit von Schimpfwörtern in verschiedenen gesellschaftlichen Kreisen auseinander gehen.

Fiktionale Kreolistik

Wenn mehrere Völker aufeinandertreffen, und sei es nur, dass eine Touristin von der Erde sich durch ein Portal verirrt, sollten Sprachprobleme auftreten. Das muss sich nicht unbedingt lesen wie bei Edwin Morgan, es geht auch weniger kompliziert.

Die „gemeinsame Sprache“ ist ein beliebter Kniff. Trotzdem ist anzunehmen, dass die Beteiligten jeweils mit einem eigenen Akzent reden, typische Fehler machen oder Ausdrücke verwenden, die ihr Gegenüber erst einmal seltsam findet.

Vielleicht lohnt es sich auch, darüber nachzudenken, welche Sprachen an der „gemeinsamen“ beteiligt sind, wann und warum sie entstanden ist. Es gibt allerlei historische Beispiele, die als Vorbild dienen können. Der Tourist von der Erde wird sich folglich trotzdem mit Händen und Füßen verständigen müssen bzw. es mit Zeichnen oder einer anderen Methode versuchen. Rasend schnelles Lernen erscheint dabei oft weniger erklärungsbedürftig als ein Babelfisch-Äquivalent.

Bild: Voynich-Manuskript, gemeinfrei

Weltenbau – Ein Beispiel

Um mal wieder die Kurve zum Weltenbau zu kriegen, folgt hier eine kurze Rezension eines meiner Meinung nach gelungenen Beispiels: Der letzte Winter der ersten Stadt von Rafaela Creydt.

Verschiedene Kulturen

In dem Roman spielt das Zusammentreffen zweier verschiedener Kulturen eine große Rolle, die beide sinnvoll ausgearbeitet sind, ohne dass terranische Parallelen beim Lesen sofort ins Gesicht springen. Beides sind menschliche Kulturen, fantasy-typische oder auch untypische „Fremdrassen“ treten nicht auf. Vorurteile hegen die Efoni und Tagoren gegeneinander, da braucht es weder Orks noch Elfen.

Die beiden Völker haben eine gemeinsame Geschichte mit Krieg, Eroberung, Widerstand und Zusammenraufen in unterschiedlicher Ausprägung. Kaiserhaus (Tagora) und Königshaus (Efon) sind miteinander verwandt/verschwägert und intrigieren eifrig zum Wohl der einen oder anderen Seite. Wobei dahingestellt ist, welche Seite das sein könnte und wie viele überhaupt im Spiel sind. Was die gewöhnlichen Bürger davon halten, deren Leben nachhaltig davon beeinflusst wird, steht nochmal auf einem anderen Blatt. Oder genauer auf mehreren anderen Blättern, denn natürlich sind unterschiedliche Gruppen unterschiedlich betroffen. Also ganz, wie man es aus der terranischen Geschichte kennt.

Exotische Früchte oder Grütze?

Ein Punkt, in dem sich die Kulturen erkennbar unterscheiden, ist das Essen. Krai, die Hauptfigur, hat unter anderem die Aufgabe, die Königin zu verpflegen. Auf Staatsbesuch am Kaiserhof stößt er dabei auf Schwierigkeiten von der Beschaffung der Zutaten bis zum Unverständnis des Küchenpersonals und überhaupt der höfischen Organisation.

Gesang für höhere Mächte

Mehr Gemeinsamkeit kommt bei der Musik auf. Die Efoni ziehen in der tagorischen Hauptstadt Atai mit Trommeln, Flöten und Zimbeln ein, die Königin tanzt zu den gleichen Instrumenten. Später verschwinden die Zimbeln, Trommeln begleiten den allgemeinen Tanz am hohen Feiertag Ana gebiert die Welt, dazwischen erklingen Flöten. Im Großen und Ganzen wird zu diesem Tanz jedoch gesungen, nämlich das Lied der Sterne, das auch jeden Morgen die aufgehende Sonne begrüßt. Ebenso singt Krai, um sich mit den Geistern zu verständigen.

Nach Aussagen des Verlags und der Autorin spielt der Roman in derselben Welt wie Die Stadt am Kreuz – übrigens auch sehr empfehlenswert. Beim Lesen fällt das nicht besonders auf. Die Bücher können ohne Weiteres alleine stehen. Auch das spricht in meinen Augen für einen gelungenen Weltenbau. Weit von einander entfernte Regionen und verschiedene Epochen müssen sich nicht unbedingt berühren, beim typischen Stand der Technik von Fantasy-Welten wäre eher das Gegenteil erstaunlich.

Noch zwei Zitate zum Abschluss:
Neschka: „Wir sind alle mehr als ein Mensch, in uns drin, oder nicht?“

Krai: „Solange wir den gleichen Weg gehen, willst du mir vorwerfen, wenn ich tanze und ihr marschiert?“

Puffin-Zweisamkeit

Puffin-Zweisamkeit

Ich habe einen Liebesroman gelesen. Das ist nicht gerade mein üblicher Lesestoff, ich bin normalerweise eher auf der Suche nach Abenteuern. Da schleichen sich in letzter Zeit auch ständig Liebesgeschichten ein … aber dazu bei anderer Gelegenheit mehr.

Diesen Roman – Das Glück ist einen Flügelschlag entfernt von Stefanie Lahme – habe ich nicht durch einen unbedachten Facebook-Kommentar gewonnen, sondern ich wollte ihn lesen, weil mir die Fantasy-Romane der Autorin (Leanne Porter) gefallen. Außerdem spielt die Geschichte in Irland und der auf dem Cover zu sehende Puffin taucht im Roman tatsächlich auf.

Ich würde sagen, Experiment gelungen. Für mich waren das einige Stunden Lesevergnügen mit einem sympathischen, durchaus kantigen Pärchen. Die Heldin macht jedenfalls den Eindruck, als ob sie auch nach dem obligatorischen „Kriegen“ nicht in seinem Schatten verschwinden wird.

Das tragische Schicksal, das in letzter Zeit immer mal herhalten muss, damit die beiden sich nicht spätestens auf Seite zehn kriegen, kommt recht gedämpft daher. Es gibt heldenhafte Einsätze, ohne gleich die Welt zu retten, aber keine Sexszenen. Dafür jede Menge Alkohol, Diddeldididdeldi, ausgewogene Ernährung zwischen Pub Grub und Selbstverpflegung im Hostel, Wetter und Wolkentheater aller Art. Irland halt.

Inwiefern der Roman routinierten Liebesroman-Leser*innen zusagt, kann ich nicht beurteilen. Ich empfehle ihn jedenfalls als herzerwärmendes Lesefutter für Irland-Fans.

Das Korrektorat hat sich vornehm zurückgehalten, was aber wohl vor allem eingefleischten Erbsenzähler*innen auffällt.

Die 600+ Seiten, die tatsächlich zum Roman gehören, sind gut angelegt. Ob die anschließende Leseprobe für ein Buch einer anderen Autorin wirklich so lang ausfallen müsste, erscheint mir dagegen fraglich. Es könnte einfach damit zusammenhängen, dass Platz im E-Book nicht wirklich kostet.

Foto: Atlantic Puffin at Latrabjarg, Iceland von Aconcagua via Wikipedia, Cc-by-sa-3.0

Weltenbau – Über Orks

Beim PAN-Branchentreffen geht es dieses Jahr um Weltenbau. Das nehme ich zum Anlass, mir über den einen oder anderen Punkt zu diesem ziemlich vielseitigen Thema Gedanken zu machen. Als Beispiel verwende ich die Welt, in der Die Göttin der Helden spielt (erscheint voraussichtlich im Dezember 2019). Die wächst seit über zehn Jahren vor sich hin, entwickelt mit Inspirationen aus allerlei Quellen eine umfangreiche Geschichte und ist gerade dabei, mit Waypoint FiftyNine ins All aufzubrechen.

Aber zurück zu den Anfängen.

So könnten Orks aussehen

Ich weiß nicht, wie seriös die Zuordnung dieses Bildes zur Überschrift “Ork” ist, der Gute sieht “meinen” Orks allerdings ähnlicher als die meisten Standard-Fantasy-Abbildungen zum Thema; Quelle: Wikipedia

Über Orks

Ein Markenzeichen der Fantasy sind die „Völker“, die sich auf den einschlägigen Welten tummeln. Nicht auf allen natürlich, und ich bin selbst eher zurückhaltend, wenn es um den Einsatz von Elfen, Zwergen und dergleichen geht. Allermindestens kriegen sie neue Namen, und das führt in der Regel dazu, dass sich das ganze Volk vom klassischen Vorbild wegentwickelt. Was meistens sinnvoll ist. Warum habe ich also auf der oben erwähnten Welt trotzdem Orks herumfliegen?

Es lebe das Klischee

Vor vielen Jahren habe ich eine Fantasy-Kurzgeschichte geschrieben, die dann auch veröffentlicht wurde (erinnert sich noch jemand an INTRAG?). Als Aufhänger hatte ich ein rotes Stoffnilpferd und das Thema der Ausschreibung, Traumland (gebraucht bei Amazon). Meine Hauptfigur träumte also von einer unbekannten Welt, in der sie als große Heldin alle Abenteuer besteht. Sie war mit einer etwas begriffsstutzigen einheimischen Drachenreiterin unterwegs, um die wichtigen Leute dieser Welt vor der herannahenden Katastrophe zu warnen. Die Drachenreiterin – wie gesagt, etwas begriffsstutzig – wollte auch eine Horde primitiver Unsympathen warnen.

Wie mache ich als Autorin kurz und schmerzlos diesen kulturellen Hintergrund klar? Ich lasse die Drachenreiterin zu „den Orks“ fliegen.

Damit wusste ich also, dass es die in der besagten Welt gibt, neben allerlei anderen Völkern und Organisationen mit coolen Namen. Ich bin allerdings nicht davon ausgegangen, dass die Sache noch größere Formen annimmt.

Andockmanöver der Welten

Lange Zeit tat sich auf dieser Welt nichts, dann wollte ich einen Anlauf zum Hohlbein-Preis nehmen. Zu diesem Zweck nahm ich mir ein Buch vor, das ich als Jugendliche gern gelesen habe, und machte mich daran, es in einen Fantasy-Roman umzuarbeiten (beginnend mit: „Ich unterziehe die Hälfte der Belegschaft einer Geschlechtsumwandlung“ – aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden). Dazu gehörte für mein Empfinden eine Portion Magie, und damit sich das Ganze noch in etwa wie die Vorlage anfühlte, bekamen meine HeldInnen ein Fluggerät, das Teil eines weltweiten Verkehrssystems war.

Unterweges sollte einer der strahlenden Helden zeigen, wie vorurteilsfrei er doch ist. Also brauche ich wieder einen Instant-Unsympathen – einen Ork. Der tauchte diesmal an einem internationalen Flughafen auf und ein Mitarbeiter dort machte sich darüber lustig, dass die Pelzviecher doch eigentlich zum Mond wollten, das aber nicht schafften.

Die noch nicht näher definierte Welt hatte nun also nicht nur Orks, sondern fliegende Orks mit Mondfahrt-Programm. Wie gesagt gehe ich mit Fantasy-Völkern eher sparsam um. Deshalb war es nicht mehr weit zu der Erkenntnis, dass das neue Abenteuer wohl in der Welt des „Traumlands“ spielt, nur ein paar Tausend Jahre später. Der eine pelzige Flieger hat mir also ein ganzes Paket an Vor- und Frühgeschichte sowie eine Organisation mit coolem Namen angeliefert.

Weg von den Instant-Schurken

Jetzt arbeite ich an Die Göttin der Helden. Chronologisch liegt dieses Abenteuer zwischen der Drachenreiterin und dem Ork-Flieger. Ein langjähriger Krieg zwischen den Orks und den benachbarten Menschen ist gerade zu Ende gegangen, verschiedene Interessengruppen machen sich daran, die Welt neu zu sortieren. In dieser Situation bekommen die Orks mehr Raum – sie heißen aber immer noch so, es sei denn, mir fällt ein guter eigensprachlicher Name ein – und es wird vermutlich klar, wie sie zu ihrem Ruf als primitive Unsympathen gekommen sind. Wie berechtigt er ist, und wie viel sympathischer und zivilisierter die Menschen sind, bleibt abzuwarten.

Der Mond und die dazugehörige Göttin spielen bereits eine große Rolle. Wahrscheinlich wird es auch um die Ursprünge des Mondfahrprogramms gehen. An die wichtigen Leute und die Organisation mit coolem Namen denkt in ihrer Welt inzwischen niemand mehr.

Vor ein paar Jahren entstand im NaNoWriMo ein weiteres Romanprojekt mit einem Ork als Helden. Der fliegt zwar nicht, sondern er singt, hat aber immer noch mit vergleichbaren Vorurteilen zu kämpfen wie seine beiden Vorgänger. Eventuell tritt er demnächst in diesem Theater in einem Artikel zu den Musikern seiner Welt auf.

Neuerscheinung: Fantasy-Roman Silberschimmer

Fantasy-Roman Silberschimmer

Im Oktober hatte ich es optimistisch für Anfang Dezember angekündigt, jetzt es es tatsächlich so weit: Es gibt etwas Neues von mir zu lesen. Seit heute ist bei BOD mein Fantasy-Roman Silberschimmer als E-Book erhältlich, für zwei Wochen zum Sonderpreis.

Die Geschichte ist ursprünglich für eine Ausschreibung entstanden, mit freundlicher Unterstützung einer Plotgruppe im Tintenzirkel. Seitdem hat sie allerlei Wendungen genommen, angefangen damit, dass meine adligen Herrschaften unbedingt mit dem Schießgewehr auf die Jagd gehen wollten statt mit der Armbrust. Der Held musste ein paar Tausend Kilometer nach Osten umziehen, die Heldin auf einige Verehrer verzichten und dafür sonderbare Vorfahren in Kauf nehmen.

Außerdem hat sich ein Trupp junger Katzen in den Vordergrund gespielt, denn nur Katzen können problemlos zwischen den Welten wandern. Wenn Menschen das versuchen, kann es zu Nebenwirkungen kommen. Für die Menschen steht einiges auf dem Spiel, deshalb tun sie es trotzdem …

Aber es wird nicht nur geschossen, sondern auch gesungen und getanzt. Es gibt Pizza und Weizengrütze, zum Trinken nicht nur hausgemachte Limonade.

Und jetzt lade ich alle ein, mit auf die Reise nach Arraon zu gehen.

 

 

 

 

Musik bei der Arbeit

Ich sitze gerade an einer Übersetzung aus dem Niederländischen. Weder kulinarisch noch musikalsich, sondern ein Organisationsratgeber. Immerhin empfiehlt der Autor, um Ablenkungen durch andere zu vermeiden, die Kopfhörer aufzusetzen und Musik laufen zu lassen.

In den Flow singen

Zumindest in diesem Punkt kann ich ihm absolut zustimmen. Instrumentalmusik ist natürlich bestens geeignet. Für mich funktioniert aber auch Gesang, wenn ich weiß, dass ich den Text nicht verstehen muss. Zum Beispiel Kalakan, die baskisch singen. Dazu kann ich mich prima in eine längere Übersetzung wie dieses Büchlein stürzen.

Da der Start in den NaNoWriMo nicht mehr weit ist, liegt der Gedanke nahe, diesen Tipp, um in den Flow zu kommen, auch für den Schreibmarathon zu verwenden. Etliche AutorInnen stellen sich passend zu ihrem Romanprojekt eine Playlist zusammen. Ich empfinde das als weniger hilfreich, abgesehen vom Schreiben in der Bahn. Da blendet die Musik allzu mitteilungsbedürftige Mitreisende recht gut aus.

Das MP-3-Orakel

Zu Hause dient mir die beachtliche Sammlung in meinem Player als MP3-Orakel. Diese großartige Erfindung von Sabrina Železný (soviel ich weiß) eignet sich hervorragend als Schubser von der Leitung, wenn ich an einer Stelle nicht weiterkomme. Ich formuliere das Problem und klicke vorwärts zum nächsten zufällig ausgewählten Titel.

So banale Fragen wie: „Ist diese Nebenfigur männlich oder weiblich?“, entscheide ich anhand dessen, wer als nächstes spielt. Bei dem beliebten Ergebnis „Unbekannt“ kann ich entweder weiterklicken oder mir etwas anderes einfallen lassen.

Abseits der Gleise

Bei Plotfragen im engeren Sinn hilft mir der Titel des nächsten Stücks weiter. Vorschläge wie The Naked Man in the Whirlpool oder A Short Prayer for the Bishop of Greenland führen schon ganz gut um das eine oder andere Plotloch herum. Bei generischen Titeln oder Satzbezeichnungen muss schon mal der Komponist oder seine Auftraggeberin herhalten. So habe ich zu Details der Nebenwelt in meinem fantastischen Kurzroman Silberschimmer gefunden.

Wenn mich der Zufallsgenerator zu Kalakan führt oder zu Enkhjargal Dandarvaanchig, liegt der Anstoß für die Inspiration nicht direkt auf der Hand. Dann gehe ich entweder auf die Suche nach einer Übersetzung – kann einige Zeit dauern, das ist im NaNo kontraproduktiv – oder ich lasse das Stück für sich klingen.

Konkrete Pläne

Geplant habe ich für diesen November wieder einmal zwei Schreibprojekte. Ich werde nicht für jedes 50.000 Wörter schreiben, will aber möglichst nahe herankommen.

Projekt Nr. 1 trägt den Arbeitstitel „Die Alten Riesen“, Portalfantasy mit Lehrerin im Ruhestand, schwertschwingendem Geist und erfolglosem Comiczeichner. Die Vorbereitungen sind schon recht weit gediehen, bis zum 31. Oktober muss ich vor allem noch entscheiden, in welche Nebenwelt das Portal führen soll.

Projekt Nr. 2 heißt vorerst „Buntspecht und Anton“. Es handelt sich um das noch zu schreibende Katzen-Abenteuer für den Machandel-Verlag.

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