Geschichten und Musik

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Lesestoff – Mittelalterlicher Markt

Es folgt eine neue Portion Lesestoff, aus gegebenem Anlass spielt die Szene auf einem mittelalterlichen Markt, nicht auf Burg Lindenfels, sondern in der Reichsstadt Germersheim. Das Ganze gehört zu meinem unveröffentlichten Mittelalterkrimi „Der Junge aus Polen“. Mehr Abenteuer mit Alheit und Franz finden sich in der Bibliothek unter Geschriebenes.

Lesestoff - Mittelalterlicher Markt

Auf dem Marktplatz hatte ein milchgesichtiger Händler seine Bude aufgeschlagen und stellte nun Töpferwaren aus.

Gleich neben ihm jonglierten zwei Gaukler mit allerlei Gerät. Der Händler schien gar nicht zu bemerken, dass sich einer von ihnen ein Tiegelchen in passender Form und Größe nahm und wie einen seiner bunten Bälle durch die Luft wirbelte. Nach einigen Runden setzte der Gaukler es elegant wieder ab.

Da erst erhob der Händler ein Geschrei: „Bist du verrückt geworden? Das ist zerbrechliche Ware! Den Schaden zahlst du mir!“

Welchen Schaden?“, rief ein Händler der weniger reichen Sorte mit struppigem blondem Bart und dichten Locken. Er trat aus einem runden roten Zelt an der Südseite des Platzes, etwa in gleicher Entfernung von Kloster und Rathaus.

Der junge Kaufmann fuhr verwirrt herum und betrachtete seine Ware genauer.

Ein derbes Lachen erklang. Frieder der Wirt. Hier stand er auf dem Markt, in einer neuen dunkelgrünen Feiertagscotte, den Becher in der Hand, und amüsierte sich, während seine Frau zu Hause die Gäste willkommen hieß. Ob er aus dem Fässchen auf seinem Handkarren tatsächlich Wein verkaufte oder mehr davon selbst trank, mochten die Heiligen wissen. Alheit wandte sich ab.

Franz begleitete die akrobatischen Sprünge der beiden Gaukler auf der Drehleier. Es wurde Zeit für Alheit, ihn zu unterstützen. Dennoch zögerte sie, die Flöte aus dem Korb zu nehmen. Mit dem schrillen Instrument konnte sie sich nicht mehr verstecken. Aber früher oder später musste sie spielen, früher oder später musste sie Frieder entgegentreten. Sie fiel in die Tanzweise ein und nickte Else zu, kräftiger zu trommeln. Die erwiderte Alheits Blick verständnislos.

Zu Frieder und seinem Fässchen kam tatsächlich eine Kundin. Eine hagere Frau mit dunklen Augen und grauer Haube ließ sich ihren Krug füllen. Der Bärtige legte von hinten den Arm um sie. Ungerührt schenkte sie ihm ein. Offenbar kannten sie ihn schon länger. Sie blieben bei Frieder stehen und gaben, ihrer Miene nach zu urteilen, allerlei spöttische Bemerkungen zu den Menschen und dem Geschehen auf dem Marktplatz.

Die Gaukler ließen sich mit einem gewagten Sprung zu Boden fallen, Franz spielte ein Amen. Die Zuschauer riefen nach mehr. Doch der Händler mit seinen empfindlichen Töpfen schlug vor: „Aber jetzt macht ihr da drüben weiter, ja?“

Da drüben?“, fragte der größere der beiden Gaukler und wandte sich schwungvoll in die gezeigte Richtung.

Nein, da drüben.“ Sein Geselle kam ihm mit ebenso viel Schwung entgegen, und sie fielen zurück in den Staub.

Als sie sich wieder regten, stimmte Franz einen Reigen an und tanzte zwischen Buden, Brettern und Planen hindurch zu der angewiesenen Stelle. Aus dem Augenwinkel sah Alheit, dass die Gaukler ihnen mit allerlei Verrenkungen folgten.

* * *

Bild: gemeinfrei, via Wikipedia

Ausschreibungen und andere Termine

Da viele Termine im echten Leben noch für einige Monate in der Luft hängen, sammle ich hier einige, die sich vor allem online abspielen, Lesungen zum Beispiel. Außerdem gibt es tapfere Verlage, die allen Unwägbarkeiten zum Trotz Ausschreibungen veranstalten.

Lesungen

Da wäre zunächst mal die Phantastische Lesenacht , die zum nicht stattfindenden PAN-Branchentreffen 2020 gehört hätte – am 1. Mai ab 17 Uhr.

Jeden Sonntag ab 19.30 Uhr liest Rafaela Creydt aus “Der letzte Winter der ersten Stadt“. Da lohnt sich mit Sicherheit auch das nachträgliche Einsteigen.

Ausschreibungen

Ausschreibung und andere TermineDie Ausschreibungen liegen noch ein bisschen weiter in der Zukunft, sonst lohnt sich ja das Mitmachen nicht mehr.

Bis zum 1. Juni können Steampunk-Fans beim Verlag Ohne Ohren das Dampfbein schwingen. In 23.000 Zeichen soll es um Musik und Tanz gehen.

Adaptionen von chinesischen Märchen nimmt der Machandel-Verlag bis zum 31., äh, wohl doch eher 30. Juni entgegen. Jadedrachen und ähnliches dürfen sich in 5000 bis 20.000 Wörtern tummeln.

Wer von seinen vier- und mehrbeinigen oder geflügelten Mitbewohnern immer mal wieder zur Verzweiflung getrieben wird, kann sich bis zum 15. Juli beim Acabus-Verlag versuchen. In höchstens 30.000 Zeichen geht es um wundersame Haustiere und wie man sie überlebt.

Bis Ende des Jahres (31. Dezember) können sich Kaffeefeen Zeit lassen oder die Götter ihr Garn spinnen, um ihre Geschichten bei Art Skript Phantastik bzw. beim Leseratten-Verlag einzureichen.

Optimistischer Eskapismus

Unter dieser Überschrift suche ich derzeit selbst etwa drei Geschichten von 3000 bis 5000 Wörtern, die hier auf der Seite erscheinen könnten. Wenn es dabei um Musik, Essen oder ein historisches Element geht, umso besser.

Gerne können das Sachen sein, die schon mal irgendwo veröffentlicht waren, wenn nur die Rechte (wieder) bei euch liegen bzw. eine Veröffentlichung eure weiteren Pläne damit nicht stört. Eventuell könnte es auch eine Leseprobe aus einem (SP-)Roman sein.

Ruhm gibt es dabei nicht zu ernten, aber ungefähr den Gegenwert von einem Fläschchen Rum. Wer Interesse hat, melde sich bitte hier.

 

Phantastische Heldinnen IV

Nach ungefähr einem Jahr Pause gibt es etwas Neues in der Reihe „Phantastische Heldinnen“, die Folge IV – man könnte fast sagen, passend zur Jahreszeit:

Rudolstadt ist abgesagt, Winneweh ist abgesagt, Montalbâne ist auf Oktober verschoben (was mir übertrieben optimistisch erscheint). Bei dieser Lage der Dinge fühlt es sich leicht gruselig an, über die Songkiller-Saga und ihre phantastischen Heldinnen zu schreiben. Erschienen ist das Ganze 1991/92, und das Peinliche ist: Inzwischen gibt es Handys und nahezu allmächtige Computer, aber ansonsten passt noch erstaunlich viel von diesem Setting. Die Abteilung Plague & Pestilence leistet dieses Jahr besonders gute Arbeit, Stupidity & Ignorance kommen sowieso nicht aus der Mode.

Die Trilogie

Phantastische Heldinnen IVAber das eigentliche Thema sind phantastische Heldinnen, und von denen hat die genannte Trilogie der Nebula-Preisträgerin Elizabeth Ann Scarborough einige zu bieten, manche mehr, manche weniger phantastisch. In den drei Bänden Phantom Banjo, Picking the Ballad‘s Bones und Strum Again? versucht die Geschäftsleitung der Hölle, die Menschheit am Musik machen zu hindern. Denn Leute, die singen, verzweifeln nicht, und darauf arbeiten Teufels mit allen Mitteln hin. Außer den beiden oben erwähnten Abteilungen sind noch Doom & Destruction, Expediency, Accounting sowie Debauchery an dem Projekt beteiligt. Wobei Debauchery eine etwas spezielle Rolle spielt; zu Sex and Drugs gehört nun einmal Rock‘n‘Roll. Das wichtigste Werkzeug, um diese finsteren Pläne zu durchkreuzen, ist das „Phantom Banjo“ Lazarus, die aktuelle Inkarnation der Harfe aus Binnorie.

Die Heldinnen im Einzelnen

Gussie Turner ist in der Rahmenhandlung als Geschichtenerzählerin unterwegs, um wechselndes Publikum über die Teufel und ihre Pläne aufzuklären, ist aber auch an der eigentlichen Handlung beteiligt. Sie ist schon älter – hat eine erwachsene Tochter, durch die sie in das Abenteuer verwickelt wird – eher klein, ehemalige Tänzerin und Barfrau. Als solche kann nicht nur erzählen und ihr Publikum bei der Stange halten, sondern sie kann auch unauffällig verschwinden, wenn es Zeit wird, weiterzuziehen. Außerdem hat sie als Heldinnen-Werkzeug die Tasche, in der alles drin ist, was gerade gebraucht wird.

Anna Mae Gunn ist zur Hälfte Native American. Ihre Superkraft ist organisieren. Deshalb wird sie von dem Sänger Sam Hawthorne aus dem Jenseits angerufen, um das Gedächtnis-Festival für ihn und andere jüngst verstorbene Kollegen auf die Beine zu stellen. Bei dieser Veranstaltung trifft sich die HeldInnengruppe und das Abenteuer kommt ins Rollen. Sie ist eine der eher düsteren Figuren im Ensemble mit dunklem Punkt in der Vergangenheit und stark kriegerischem Einschlag. Bei der Reise in die Vergangenheit bekommt sie als Männerrolle passenderweise die Ritter und Frauenhelden.

Julianne Martin ist zu Beginn der Handlung mit einem Redshirt verheiratet. Nach seinem frühen Tod kommuniziert sie mit der Hilfe ihres verehrten Gurus (Lucien – noch Fragen?) weiterhin mit ihm. Abgesehen von den Balladen im zweiten Band kommt ihr Handlungsstrang einer Liebesgeschichte am nächsten. Sie ist über weite Strecken der Geschichte taub und kann sich nur mit Lazarus und allerlei Geistern verständigen. In den Balladen übernimmt sie die Rolle eines Königs, oder genauer, die Stimme seines Gewissens, der eine Riesin erlöst.

Lulubelle Baker/Torchy Burns alias Debauchery Devil, Lady Luck, Queen of Fairy, ist vermutlich die wichtigste Figur des Abenteuers. Sie hält die Handlung in Gang und die HeldInnen am Leben. Bei ihrer ersten Erwähnung im Meeting der Geschäftsleitung wird sie noch nicht als weiblich definiert. Das geschieht erst einige Kapitel später, wenn sie sich als Chefin eines heruntergekommenen Etablissements zeigt. Obwohl sie ausgesprochen wandelbar ist, tritt sie nirgends in einer männlichen Rolle auf – Gussies Tochter wird von einer brillianten Anwältin aus dem Gefängnis geholt.

Die zweite Reihe

Neben diesen Heldinnen in der ersten Reihe treten auch etliche weniger wichtige Frauen in Erscheinung. Da wäre zum Beispiel die leicht naive Ellie Randolph, die sich vor allem durch Bibliotheken wühlt und im richtigen Moment eine Taschenlampe dabei hat. Dann gibt es eine meuternde Polizistin und eine beiläufig erwähnte weibliche „congressman“. Nicht zu vergessen ein Trupp Ökofeministinnen und die bei jeder Gelegenheit auftauchenden Geister, die unsere HeldInnen warnen und Julianne endgültig aus den Fängen ihres Gurus vertreiben.

Sexismus ist nicht das bestimmende Thema des Abenteuers, wird aber immer wieder angesprochen und selbstverständlich als Fehler dargestellt. Das geschieht zum Beispiel, als es darum geht, ob Ellie sich mit ins Abenteuer stürzt oder ob das „zu gefährlich“ sein könnte. Oder ob das Eingreifen des Helden mit der Knarre in der Hand nötig ist oder die Sache nur noch schlimmer macht.

Zum Thema Rassismus und/oder kulturelle Aneignung wäre vermutlich noch das eine oder andere zu sagen. Was die Darstellung und die Rollen von Frauen angeht, ist die Geschichte allerdings meiner Meinung nach ausgesprochen gut gealtert.

#Bücherhamstern – „Das Gesetz der Flamm”

Beim #Bücherhamstern habe ich unter anderem auch den Roman „Das Gesetz der Flamm“ von Leann Porter an Land gezogen, erschienen im Dead Soft Verlag 2019.

#Bücherhamstern - Das Gesetz der Flamm

Klappentext: “Zwanzig Schritte.

Weiter darf sich Taugenichts Dashan nicht von Flint entfernen, sonst werden sie von ihren Giftarmreifen getötet.

Dabei wollte Dashan doch nur einen Blick auf den Neuzugang in der Sammlung des Königs werfen: den Flamm Flint, heiß wie Feuer unt exotisch wie eine Nacht unter östlichen Sternen. Dummerweise brannte besagte Sammlung dabei ab. Zur Strafe werden beiden tödliche Giftarmreifen verpasst, die sie aneinander binden. Um seine Freiheit wieder zu erlangen, muss Dashan als Flints Bewacher den Hochzeitstross der Prinzessin begleiten. Als sie unterwegs von Sturmreitern überfallen werden, sieht er seine große Stunde gekommen. Endlich darf er zeigen, was in ihm steckt! Nämlich ein Held, der die Prinzessin rettet! Doch sein Plan wird von Flint vereitelt, der ihn zur Flucht zwingt. Denn wie heißt es so schön im Gesetz der Flamm: “Besser ein lebender Feigling als ein toter Held.””

Um am Leben zu bleiben, hat der Feigling allerdings einiges auszustehen, was ihm als echtem Taugenichts nicht leicht fällt.  Dashan gehört nicht zu der Sorte verhinderter Helden, die sofort zu Höchstform auflaufen, sobald sie in die Nähe eines Abenteuers kommen. Er kann gegen Ende nicht wirklich besser kämpfen als am Anfang.

Auch die anderen Figuren, mit denen es die beiden zu tun bekommen, sind eher eigenwilliger Natur. Insbesondere die Prinzessin und der Prinz, mit dem sie verheiratet werden soll, spielen jeweils ihr eigenes Spiel. Einen Helden, der sie rettet, hat Via vielleicht nicht so dringend nötig.

Die Welt, in der sich das Abenteuer abspielt, ist Dashan ebenso fremd wie den Lesern. Die Reise nach Radosyr mit allen Abkürzungen und Umwegen ist sein erster größerer Ausflug aus dem Palast, in dem er aufgewachsen ist. Man kann also mit ihm über fremde Landschaften und Gepflogenheiten staunen (zum Beispiel über die schwere Strafe, einem Sturmreiter seinen Puffin wegzunehmen) und annehmen, dass es außer dem im Roman gezeigten Ausschnitt sicherlich noch mehr gibt. Magie existiert in dieser Welt, wird aber sparsam eingesetzt. Vernünftige Erklärungen für seltsame Phänomene sind schließlich genauso wundervoll wie Zauberei. Sagt Meister Godehard, und der muss es wissen.

Wer temporeiche Abenteuer mit wenig Blutvergießen mag, ist hier an der richtigen Adresse. Dem Vernehmen nach ist eine Fortsetzung in Vorbereitung.

 

#Bücherhamstern – “Herr der sieben Königreiche”

Ich präsentiere das nächste Hamsterbuch: Herr der sieben Königreiche – Tausend Wunder … und ein Tropfen Ghulspucke von Sylvia Rieß.

#Bücherhamstern - Herr der sieben Königreiche

Wie das Umschlagmotiv andeutet, handelt es sich dabei um ein Hamsterbuch im engeren Sinn: Auslöser für alles, was sich auf den gut 200 Seiten abspielt, ist der Hamster Ambros, Partner in Crime des Gnom-Meisterdiebs Maljosh. Der kommt auf die unglückliche Idee, beim mächtigsten Schwarzmagier der sieben Königreiche und darüber hinaus einzubrechen, und Ambros kriegt den Fluch dafür ab. Er hustet sich von da an buchstäblich die Seele aus dem Leib, und zwar in kleinen Stückchen.

Maljosh beauftragt die zwergische Voodoohexe Zitara Zaylandra, diesen finsteren Fluch zu lösen. Gemeinsam – mit Ambros in Maljoshs Brusttasche – brechen sie auf in die Grotte der Tausend Wunder, um dort die sieben Zutaten der Macht zu beschaffen. Die werden für einen Heiltrank für den Hamster gebraucht.

Damit beginnt ein knalliges, mitunter auch knallbuntes Abenteuer, das keinen Rollenspiel-Klassiker auslässt. In der kleinen, gemütlichen Kneipe treffen die beiden „Helden“ einen weiteren Gefährten und es kommt zu einer zünftigen Keilerei. Anschließend geht es in den Dungeon, in dem Grimmzahns sämtliche Fallen verarbeitet sind und die Monster von Stufe zu Stufe schröcklicher werden. Entsprechend sind auch die Lösungen, die unsere Helden nach und nach auffahren.

Am Ende ist ein Problem gelöst, dafür erhebt sich ein neues, sehr viel größeres. Entsprechend ist eine ganze Reihe von Fortsetzungen angekündigt, allerdings noch nicht erschienen.

Sehr wohl zu haben ist dagegen Der Axolotlkönig von derselben Autorin, den werde ich mir wohl demnächst auch mal zulegen.

(Wenn ich noch etwas zum Meckern suche, könnte ich die einigermaßen zahlreichen Tipp- und Satzfehler sowie sprachlichen Ungenauigkeiten nennen. Aber das ist mein Privatproblem, dass mich so etwas stört. Bei all der Action kann man darüber auch einfach weglesen.)

Tag der Tage

Der 21. März hat, zumindest in diesem Jahr, offenbar eine Menge Bedeutungen.

Tag der TageZunächst mal ist Frühlingsanfang. Dafür stürmt es draußen noch ganz ordentlich, in den nächsten Tagen sind Minusgrade zu erwarten, und für “höhere Lagen” war auch von Schnee die Rede. Aber mit mehr Tageslicht kann es nur besser werden. Außerdem ist die Tagundnachtgleiche der Anlass für das persische Neujahrsfest Nuroz (oder wie man es schreiben will).

Unter anderem ist Early Music Day, der zur Zeit vor allem online stattfinden muss. Deshalb gibt es – weil das Konzert mit Servir Antico nur am besagten Datum zur Verfügung stand – zum Nachhören das Ensemble La Traditora.

Ebenso ist heute Indiebookday. Dazu habe ich im Zusammenhang mit #Bücherhamstern schon das eine oder andere geschrieben. Heute habe ich es geschafft, einen weiteren Einkauf aus dieser Aktion herunterzuladen: Das Gesetz der Flamm von Leann Porter, Fantasy mit Puffins aus dem Dead Soft Verlag. (Vorauskasse heißt: Erst überweisen, dann runterladen. Das ist manchmal zu kompliziert für mein Siebhirn.)

Das war der gemütliche Teil. Heute sind auch noch zwei weniger unterhaltsame, dafür aber wichtige “Tage”:

Zum einen hätten wir den World Down Syndrome Day. Dazu tragen eine Menge Leute im Rahmen der #Sockenaufforderung/#LotsOfSocks zwei verschiedene, möglichst bunte Socken. Das bringt etliche hübsche Bilder in den Sozialen Medien und bietet vielleicht einen Anstoß, sich zu diesem Thema zu informieren (hier auf Deutsch).

Zum anderen ist der 21. März der internationale Tag gegen Rassismus. Dieser Artikel hier ist zwar schon etwas älter, aber das zugrunde liegende Problem ist inzwischen noch nicht wirklich gelöst. Ein Tag im Jahr könnte dazu auch ein bisschen knapp bemessen sein.

Update: Inzwischen bin ich noch auf den Tag des Waldes aufmerksam geworden. Den gibt es auch schon eine ganze Weile, und auch er befasst sich mit einem Problem, das heutzutage eher noch dringender ist als vor 50 Jahren.

Na gut, Tag des Glücks war gestern, aber das nehmen wir heute immer noch, und morgen die nächste Portion …

#Bücherhamstern – “Tod einer Andentaube”

Tod einer Andentaube

Hamsterbücher – Achtung, Werbung!

Weiter geht es mit dem #Bücherhamstern. Gestern sind meine gedruckten Hamsterbücher eingetroffen, die meisten elektronischen sind schon etwas länger hier, siehe auch die Liste unter Gelesenes. “Tod einer Andentaube” von Sabrina Železný aus dem Burgenwelt-Verlag habe ich auch schon gelesen. Würde das Abenteuer in Europa spielen, wäre es ein Mittelalter-Krimi mit übersichtlichen knapp 60 Seiten.

Wir befinden uns zwar im späten 13. Jahrhundert, aber in Peru. Es ist also keine neugierige Begine zu erwarten, die Ermittlungen übernimmt ein Priester aus dem Colca-Tal. Wer in der Altamerikanistik nicht allzu beschlagen ist, kann das Ganze vielleicht als Fantasy-Krimi ansehen, auch wenn keine Spur von Magie oder dergleichen vorkommt.

Die Ausgangssituation ist exotisch genug: Das Opfer wird getötet, kurz bevor es der zuständigen Gottheit geopfert werden soll. Das wäre eine Ehre für sie gewesen, und darauf beruhen die Motive der meisten Verdächtigen. Liebe spielt natürlich ebenso eine Rolle wie politische Intrigen. Schließlich versuchen die Inka, das Tal ihrem Imperium einzuverleiben. Nicht ganz unbeteiligt ist außerdem das Alpaka des mürrischen Ermittlers.

Ich höre rechtzeitig auf, bevor ich doch noch bei einem Spoiler lande. Wer auf dem vertrauten Vehikel Krimi eine detailreich vorgestellte andere Welt kennen lernen möchte, ist mit “Tod einer Andentaube” jedenfalls gut bedient. Und wer dabei seine Vorliebe für Inkas entdeckt, kann anschließend mit “Feuerschwingen” von derselben Autorin aus dem Verlag OhneOhren ins All aufbrechen.

 

#Bücherhamstern

Diese Woche hätte die Leipziger Buchmesse stattfinden sollen. Sie wurde wegen des Coronavirus abgesagt, was äußerst sinnvoll ist, denn in den vergangenen Jahren haben sich die Buchmessen als Verteilzentren für Krankheitserreger sehr bewährt. Andererseits reißt der Ausfall einer Veranstaltung dieser Größe ein ziemliches Loch in alle möglichen Pläne. Also wird schleunigst umdisponiert. Buchmenschen sind schließlich kreativ und lassen sich nicht so leicht unterkriegen.

… und sie lesen doch

Erstens gab und gibt es da noch kleinere Veranstaltungen, wie die Kleine Buchmesse im Neckartal oder den WELTENwerker Konvent in Gießen, die Gelegenheit zum persönlichen Treffen bieten.

Zweitens finden manche Lesungen, die bei “Leipzig liest” außerhalb der Messe auf dem Programm standen, trotzdem live und am geplanten Ort statt – siehe diese Liste des MDR. Andere spielen sich jetzt eben virtuell ab, zum Beispiel im Rahmen der Aktion Live statt Leipzig oder beim Leipziger Buchfieber. Da gibt es nicht nur Lesungen, sondern auch andere Möglichkeiten, neue Bücher zu entdecken und mit den Menschen dahinter in Kontakt zu kommen. Wer also an den Messetagen frei hat, kann da noch auf seine/ihre Kosten kommen.

Update: Die Verleihung des SERAPH 2020 ist am Freitag, 13. März, ab 17.30 Uhr per Twitch zu verfolgen. Der dotierte Preis für deutschprachige phantastische Literatur wird in drei Kategorien vergeben: Bestes Buch, Bestes Debüt und Bester Independent-Titel. Weitere Infos gibt es bei der Phantastischen Akademie.

#Bücherhamstern

#Bücherhamstern

Und dann gibt es noch das #Bücherhamstern. Von Nudeln und Klopapier allein kann man schließlich nicht leben. Dabei werden dem geneigten Publikum bestimmt einige gute Geschichten durch die Lappen gehen, denn das entspannte Stöbern an den Ständen oder in der Messebuchhandlung fällt nun einmal aus. Aber etliche Bücher gibt es ja auch schon, und andere sind immerhin für die Messe angekündigt.

Ich hatte es insbesondere auf drei Bücher abgesehen:

Zum einen lauere ich auf eine Neuerscheinung, die ab dem 14. März zu haben ist: Das gefälschte Herz von Maja Ilisch, zweiter Teil der Neraval-Sage. Nach dem fiesen Cliffhanger im ersten Teil wird es dafür höchste Zeit.

Dann wären da noch zwei, die es schon gibt:

Das Gesetz der Flamm von Leann Porter, abenteuerliche Fantasy mit Puffins und dem ansprechenden Motto “Besser ein lebendiger Feigling als ein toter Held”.

Kurt – In göttlicher Mission von Sascha Raubal. Das habe ich zwar schon als E-Book, finde es aber ausgesprochen verschenkbar.

Katzen

Im Machandel Verlag schleichen jetzt außerdem die Katzen los, von denen ich hier schon das eine oder andere Mal geschrieben habe. Die Reihe – 52 Bücher/Büchlein in 52 Wochen – ist schon offiziell gestartet mit dem Comic “Der letzte Freund” von Jenny Jinya. Dicht auf den Fersen ist ihm “Misa – Die Geisterkatze von Stralsund” von Janika Hoffmann, und diese Woche folgt noch “Höllenpfoten” von Lisa Dröttboom. Man darf gespannt sein, welcher Stubentiger als nächstes aufbricht und mit welcher Beute er wieder nach Hause kommt …

 

 

Bild: C. cricetus von Agnieszka Szeląg, CC BY-SA 3.0

 

Phantastische Heldinnen III

Mein Beitrag zur Blogreihe über phantastische Heldinnen befasst sich mit Frauen in eher heimatlichen Gefilden in nicht allzu ferner Vergangenheit – mit ein paar Eigenheiten.

Phantastische Heldinnen III

Als dieses Buch erstmals bei Heyne erschien, hat es mich als jugendliche Karl-May-Leserin sehr angelacht. Glücklicherweise habe ich den Kauf bis zur Neuausgabe über zehn Jahre später verschoben; so hatte ich deutlich mehr davon.

Ich lese Carl Amery gern wegen der Sprache(n und Dialekte), und weil sein Humor auf meiner Linie liegt, nicht wegen der handfesten Frauen in seinen Romanen. Die sind eher selten und außerdem ungleichmäßig verteilt. In Das Königsprojekt treten vor allem Deko-Frauen auf. In Der Untergang der Stadt Passau verteidigt eine Tapfere aus dem Gefolge des Schäffs ihre mechanische Nähmaschine bis zum letzten Kapitel. In Das Geheimnis der Krypta ist die Schwester des Helden immerhin die Gewährsfrau dafür, dass das Gold nach jeder Katastrophe wieder in den Händen der Banker landet. An den Feuern der Leyermark hat dafür gleich drei Frauen in größeren Rollen zu bieten – gKall, dTéres und bMaxi (hatte ich schon mal was von „Dialekt“ erwähnt?). Nach ihnen sind die drei Teile des Buches benannt, das außerdem „den Müttern und Großmüttern“ gewidmet ist.

Zum Inhalt

Wir befinden uns im Jahre 1866 nach Christus. Die Leyermark – Bayern, für die Bewohner*innen der hiesigen/jetzigen Realität – ist unter einem griechenbegeisterten König Radwig (I.) ungefähr bei Napoleon falsch abgebogen. In Amerika ist vor Kurzem der Bürgerkrieg zu Ende gegangen, in Deutschland bahnt sich der „Bundeskrieg“ gegen Preußen an. Ein aufstrebender Jurist im Kriegsministerium, einer der wenigen Englisch-Könner weit und breit, bestellt aus US-Armeebeständen 546 Godfrey Rifles, „excellently manned and serviced“. Die kommen mitsamt ihrer Bemannung und mischen den Laden ordentlich auf.

Bisher sind die Geschlechterrollen traditionell verteilt: Die Männer führen Krieg, bauen Maschinen, sind künstlerisch tätig und vor allem wichtig. Die Frauen kochen (gKall), singen im Kirchenchor und gehen beichten (dTéres) oder halten Po und Busen in die Kamera, äh, vor die Leinwand (bMaxi). Männer bündeln, Frauen bleiben für sich.

Das kann man als historisch-realistisch ansehen, muss man aber nicht. 1865 fand in Leipzig eine erste gesamtdeutsche Frauenkonferenz statt, bei der die Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins beschlossen wurde. Davon findet sich in der vorliegenden Geschichte keine Spur. (Was damit zu tun haben könnte, dass reale Ereignisse bzw. Personen in der Regel als Vorlage für satirische Verfremdung dienen. Das wäre im Fall der „Leipziger Frauenschlacht“ nicht gerade originell.)

bMaxi

Die Frauen planen keine Revolution, sie nutzen jeweils die Möglichkeiten ihrer persönlichen Situation, um sich weiterzuentwickeln. Die stärkste Rolle hat in diesem Zusammenhang bMaxi, die am ehesten „modern“ wirkt. Nachdem sie vom angesagten Historienmaler in München entdeckt wurde, arbeitet sie sich weiter nach oben. Gutes Aussehen und lockere Moralvorstellungen mögen dabei helfen, aber bMaxi lernt – gute Umgangsformen und Französisch – und arbeitet – als Galeristin, die den eigenen Laden putzt -, um gesellschaftlich voranzukommen. Ihre serielle Monogamie wird als nicht weiter bemerkenswert dargestellt. Eine negative Bemerkung zum Thema dient vor allem dazu, den Sprecher als rückständigen armen Tropf zu charakterisieren. Sie hat ihren großen Auftritt als symbolische Anführerin der Revoluzzer-Delegation, die zwar nicht zum König vordringt, aber größten Eindruck macht.

dTéres

dTéres legt sich mit der Kirche an, der sie ihr Leben lang treu gefolgt ist. Aber nachdem sie die Reaktion mancher Würdenträger beobachtet, wenn nicht alles seinen gewohnten Gang geht, widersetzt sie sich. Letzten Endes auch ihrem Verlobten, dem sie ebenso lang gegen den Widerstand ihres Vaters die Treue gehalten hat. Die beiden trennen sich wegen weltanschaulicher Differenzen. dTéres wird zum Gegenstand einer kirchenrechtlichen Abhandlung (deren Inhalt im Off bleibt) und fördert damit die Karriere ihres früheren Beichtvaters. Ihre Zukunftsaussichten am Ende des Abenteuers werden über ihren Kopf hinweg von ebendiesem Beichtvater und einem freimaurerisch orientierten Pädagogen diskutiert. Die geneigte Leserin kann allerdings vermuten, dass dTéres ihren eigenen Weg zwischen den sich neu eröffnenden Möglichkeiten findet.

gKall

gKall kommt von den drei Frauen am schlechtesten weg. Ihre Abnabelung vom großen Bruder beruht auf Geld und einer Heirat. In ihrer neuen Rolle ist sie eher stille Teilhaberin als Gestalterin des Unternehmens. Der Autor schreibt ihr zwar „die revolutionärste Idee von allen“ zu, die wird aber in nur einem Absatz im großen Schlusstableau abgehandelt und erscheint, jedenfalls aus heutiger Perspektive, zu kurz gedacht.

Über den Roman ließe sich noch einiges schreiben, mindestens ein Artikel zum Thema Rassismus dürfte noch drinstecken, eventuell auch etwas zum Autor und zum gesellschaftlichen und spekulativ-literarischen Umfeld der Entstehungszeit. Hier geht es allerdings demnächst weiter mit Torchy Burns und ihren musikalischen Widersacherinnen in der Songkiller-Saga von Elizabeth Ann Scarborough.

Literatur:

Ute Gerhard, Unerhört – Die Geschichte der deutschen Frauenbewegung, Rowohlt 1990

Wolfenbütteler Gespräch 2019 – Nachlese Teil 1

Wolfenbütteler Gespräch - Nachlese Teil 1

Das diesjährige Wolfenbütteler Gespräch begann für mich wegen einer Zugverspätung mit dem traditionellen Abendessen im Wok-In am Bahnhof. Das ist gleich die erste Gelegenheit, ein paar neue Kolleginnen kennenzulernen. In diesem Fall Christine Diefenbacher, Jeannette Bauroth und Anja Lerz.

Auf dem Weg zum Lesefest in der Schünemannschen Mühle bot das Maifest auf dem Stadtmarkt ein musikalisches Kontrastprogramm.

Im ersten Leseslot habe ich mir Claudia Buchholtz mit Der König der Pinguine von Ned Zeman angehört. Darin geht es um den Schweizer Fotografen Bruno P. Zehnder, der sich auf Kaiserpinguine spezialisiert hatte. Er starb auf der Jagd nach einer letzten Fotostrecke und wurde im Beisein einer Abordnung der nächstgelegenen Kolonie auf der Buromski-Insel bestattet. Welche Schlüsse wird wohl die Archäologie einer fernen Zukunft aus diesem Gräberfeld ziehen?

Im zweiten Programmteil vor der Pause las Christian Hansen aus Die Prinzessin Primavera von César Aira. Die Titelfigur übersetzt Unterhaltungsromane, und in Anbetracht des Publikums nahm ihre Berufsauffassung in der Lesung breiten Raum ein. Die Handlung dreht sich allerdings um ihre Auseinandersetzung mit ihrem ewigen Widersacher General Winter.

Nach der Pause war Karen Nölle an der Reihe, die schon beim PAN-Branchentreffen auf dem Podium vertreten war. Diesmal ging es allerdings nicht um Phantastik, sondern um Naturbeobachtung: Pilger am Tinker Creek von Annie Dillard. In dem betreffenden Ausschnitt machten die weit reisenden Monarchfalter bei der Erzählerin Station.

Damit war allerdings meine Aufnahmefähigkeit für diesen Abend erschöpft. Und das zweite Glas Wein hat nicht wirklich weitergeholfen. Also machte ich mich über das oben erwähnte Maifest – inzwischen mit Lightshow – auf den Weg zurück ins Hotel.

Fortsetzung folgt.

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