Geschichten und Musik

Schlagwort: #Autor_innensonntag

#Autor_innensonntag: Über welche Themen schreibe ich nicht?

Für den #Autor_innensonntag von Justine Pust fehlt hier noch ein Beitrag zu #facettenreichLesen, einer Aktion, die schon vor zwei Wochen stattgefunden hat. Da kam allerdings eine Anregung zur anderen, sodass erst jetzt ein Buch in dieser Sache auftaucht. Dabei geht es darum, über welche Themen ich schreibe und folglich indirekt auch darum, über welche nicht.

Über welche Themen schreibe ich nicht?

Das lässt sich kurz beantworten: romantische Liebe und komplizierte Beziehungen. Damit komme ich nur zurecht, wenn ein Abenteuer im Mittelpunkt der Geschichte steht. Ich versuche außerdem, Themen zu vermeiden, die allzu viel Negatives erfordern. Ein Happy End ist das allermindeste, aber auch unterwegs muss nicht an jeder Ecke Leid und Elend lauern.

Hier kommt die nächste Frage ins Spiel, der Titel des Buches zur Aktion #facettenreichLesen:

#Autor_innensonntag: Über welche Themen schreibe ich nicht?So you want to write about American Indians?

Die lässt sich ebenfalls kurz beantworten: nein. Auch nicht über andere Indigene der terranischen Nordhalbkugel (mal abgesehen vom Odenwälder Bergvolk, aber das ist eine andere Geschichte). Wenn ich Fantasy schreibe, und das kommt öfter vor, dann über Nomen, Gnarzer, Melegan, Fleckenköpfe, Limpviks, meinetwegen über Orks (wie ich zu denen gekommen bin, ist hier nachzulesen).

Warum dann dieses Buch? Gerade weil ich vermeiden will, in allzu viele Klischeefallen zu tappen. Es sollen sich möglichst wenige Leute beim Lesen fragen, ob Volk X „eigentlich“ die [Indigenen] sein sollen. Die Frage könnte aufkommen, weil ich nun mal einen bestimmten Erfahrungshintergrund habe (Odenwälder Bergvolk eben), der nicht unsere komplette Welt umfasst. Meine Abenteuer spielen aber an Schauplätzen, die geografisch, klimatisch, gesellschaftlich … anders sind.

Viel davon ist an terranische Verhältnisse angelehnt, und auf diesem schönen Planeten leben eine Menge Leute in Umgebungen, die denen meiner Figuren ähnlich sind. Die wissen sehr viel besser als ich, welche Probleme bestimmte Temperatur-/Wetterverhältnisse, Geländeeigenschaften … mit sich bringen und haben alltagstaugliche Lösungen dafür. Ihre Vorfahren haben die auch schon ohne Strom bzw. Verbrennungsmotor entwickelt. Also genau das, was meine Held*innen brauchen, und wenn ich eine glaubhafte Welt beschreiben will, schaue ich mir diese Lösungen an.

Da letzten Endes Fantasy werden soll, kommt irgendwann auch Magie ins Spiel, aber die eignet sich nicht unbedingt als Abkürzung für alles. Biologische Elemente passen oft besser. Und die „Monster“ sollten sich ebenfalls in die betreffende Umgebung einfügen.

Letzten Endes kann ich aber doch nur meinen Blickwinkel auf die Welt und ihre Figuren darstellen, auch wenn ich mir Mühe gebe, den zu erweitern oder auch mal zu drehen. Daher bietet Fantasy den passenderen Rahmen für optimistischen Eskapismus.

#Autor_innensonntag – Über den Tellerrand schauen

#Autor_innensonntag - Über den Tellerrand schauenBeim heutigen Autor*innensonntag werden unter dem Motto “Über den Tellerrand schauen” andere Künstler*innen vorgestellt. Musik kommt auf diesem Blog sowieso häufiger vor, deshalb sind heute drei Malerinnen an der Reihe.

Ilka Ataolcay Pelgen im Atelier Sanat 1797

Rajaa-Heike Buick Hajji im Atelier Villa Lisa (von ihr ist das Bild)

Katharina Dustmann bei KD Art Media

Ohne Musik geht es dabei trotzdem nicht. Hier sind

Café Dünya

und

Evas Äpfel

Der Brotjob – Bereicherung fürs Autor_innenleben?

Der Brotjob - Bereicherung fürs Autor_innenleben?… Darum geht es beim heutigen #Autor_innensonntag.

Mein Brotjob als Übersetzerin sieht dem Autor_innenleben in weiten Teilen ziemlich ähnlich. Dadurch kommen sich die beiden selten in die Quere. Die Frage nach der Bereicherung finde ich dagegen schwieriger zu beantworten.

Große Ähnlichkeit

Vom Übersetzen zum Schreiben zu wechseln ist keine große Umstellung. Es geht in beiden Fällen darum, Wörter zu dressieren, und dazu verwende ich ähnliches Werkzeug. Na gut, MemoQ oder Trados helfen beim Schreiben nicht wirklich weiter, Papyrus Autor beim Übersetzen – je nach Projekt – allerdings schon. Beides sind freie Berufe, daher ist der organisatorische Rahmen derselbe. Ich brauche nicht nachzufragen, ob ich einer Nebenbeschäftigung nachgehen darf. Buchmesse-Besuche oder Aktionen der BücherFrauen gehören ebenfalls zu beidem.

Wenig Begegnungen

Diese Ähnlichkeit hat allerdings auch gewisse Nachteile. Wenn ich ohnehin den ganzen Arbeitstag tippend vor dem Bildschirm verbracht habe, reicht die Energie nicht immer, um abends damit weiterzumachen. Außerdem fehlen Anregungen von außen und Live-Kontakte zu anderen Menschen. Die kommen zu normalen Zeiten durch meinen zweiten Nebenjob als Organistin oder durch Freizeitaktivitäten – Plotten beim Schwimmen, hatte ich das schon mal erwähnt? – und fallen jetzt komplett weg. Was planbar ist, lässt sich teilweise ins Netz verlagern, rein zufällige Interaktionen eher schlecht. Aber das ist eine Ausnahmesituation und soll sich gefälligst bald wieder ändern.

Anregungen

Gerade jetzt muss ich mir die Anstöße für neue Ideen verstärkt beim Übersetzen holen. Ja, auch in Kochbüchern lässt sich da etwas finden, noch mehr bei allgemeineren „Kultur“-Texten. Für das gerade abgegebene Historienprojekt habe ich mir Die Beschreibung der Welt von Marco Polo geholt – hat in dem speziellen Zusammenhang nicht allzu weit geholfen, könnte aber vielleicht in einer Fantasy-Geschichte enden. Der nächste historische Übersetzungsauftrag führt an die Ostsee, und ich bin sicher, dass dabei ebenfalls ein paar Anregungen herumkommen.

Ansonsten lese ich diverse aktuelle Quellen in meinen Ausgangssprachen. Dinge, die mich interessieren, habe ich abonniert, ich lasse mich aber auch gern vom Zufall hierhin und dorthin lenken. So sind mir zum Beispiel Elisa e Marcela zugelaufen. Einige weitere Themen liegen noch in der Schublade und könnten sich in Zukunft hier zeigen.

 

#Autor_innensonntag – Erstkontakt

Beim heutigen #Autor_innensonntag von Justine Pust ist nach dem Erstkontakt zu anderen Schreibenden gefragt. Das muss in irgendeinem Forum oder über eine Mailingliste gewesen sein, dachte ich.

Falsch.

Wolfenbütteler Gespräch - Nachlese Teil 1Es ging völlig analog vor sich, wie das vor 25 Jahren noch üblich war. In der Mensa des FASK in Germersheim (inzwischen umbenannt und umnummeriert) stieß ich auf die Zeitschrift Unicum und darin auf ein Kursangebot: fantastische Kurzgeschichten schreiben. Veranstaltungsort war die Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel, der Referent war Klaus N. Frick und die Gruppe teilte sich ziemlich genau hälftig in Perry-Rhodan-Fans und andere. Ich gehöre zu den anderen.

In Wolfenbüttel war ich später noch zu anderen Seminaren (und zur VdÜ-Jahrestagung; vielleicht klappt es ja nächstes Jahr wieder), die Schreibkontakte haben sich seit 1996 allerdings doch stark ins Netz verlagert.

Hier kommt noch ein Geschichten-Fragment, das damals entstanden ist, komplett mit alter Rechtschreibung.

* * *

Verhandlungspartner

Miriam Tols war mit ihrem jetzigen Auftrag zufrieden. Sie sollte auf Studhor für den Konzern Tenzerpharma frischen Ceresch-Tang einkaufen. Das war eine Neue­rung und konnte die Verhandlungen etwas ausdehnen, aber Miriam hielt sich für ausreichend vorbereitet. Sie hatte sich alle Auf­zeich­nun­gen von früheren Ver­trags­abschlüssen mit den Cresdecks an­ge­sehen und für eine Ladung Orña-Sirup gesorgt, damit sie an den richtigen Stellen schmieren konnte. Das Geschäft sollte in Zukunft regelmäßig abgewickelt werden. Das bedeutete sichere Einnahmen für die Tinka VI und ihre Mannschaft. Tenzerpharma zahlte vielleicht nicht über­mäßig gut, aber pünktlich.

Jetzt schritt Miriam gemeinsam mit dem Kommandanten Stepian Fe durch die auf der Landseite gelegene Tür des flachen Gebäudes, in dem sich die Ver­hand­lun­­gen zwi­schen dem Konsortium von Studhor und Außenweltlern für ge­wöhn­lich ab­spiel­ten. Die Luft im Sitzungssaal war außerordentlich ­feuch­t und warm. Aber Miriam hatte schon unter bedeutend un­gün­stigeren Um­stän­den verhan­delt.

* * *

Die drei Herren des Konsortiums robbten zur gegenüberliegenden Tür he­rein und begaben sich zu ihren flachen Liegen. Mit ihren lächerlich kurzen Bei­nen soll­ten sie wirklich nicht versuchen, aufrecht zu gehen. Miriam und Stepian lie­ßen sich auf den beiden Stühlen am entfernten Ende des Ver­hand­lungs­tisches nie­der. Offen­bar waren ihre Gesprächspartner nicht auf allzu große Nähe aus.

In der Regel sah für Miriam ein Angehöriger einer Fremdrasse aus wie der an­de­re, aber die drei Cresdecks stellten eine Ausnahme dar. Der auf der mitt­le­ren Lie­ge war von etwas dunklerem Grau als die beiden anderen und stellte sich gleich als Generaldirektor des Konsortiums vor. Den Namen ver­stand Miriam nicht rich­tig. Sie verließ sich darauf, daß die Pro­to­koll­ein­heit bei Bedarf die kor­rek­te Anrede ein­setzen würde. Die kurzen Flossen des Ge­neraldirektors waren bei jedem Wort in Be­wegung. Miriam staunte über die Biegsamkeit seiner dünnen Finger.

Auch die beiden anderen Herren stellten sich kurz vor. Der Han­dels­di­rek­tor brach­te mit seinem langen Rüssel besonders schöne Blubberlaute her­vor; der Di­rek­tor der Tangtrocknungsanlagen hatte leicht bräunliche Haut, die mit vielen Nar­ben bedeckt war.

Stepian stellte sich und Miriam vor, dankte dem Konsortium für den freund­li­chen Empfang und sprach seine Hoffnung auf eine allseits zu­frie­den­stel­len­de Eini­gung aus. Im Stillen amüsierte sich Miriam darüber, wie sehr er es genoß, seine Gala­uniform spa­zie­ren­zu­füh­ren und den Ster­nenadmiral zu spielen.

* * *

Fortsetzung folgt.

#Autor_innensonntag – Lektorat

#Autor_innensonntag - LektoratBeim heutigen #Autor_innensonntag geht es ums Lektorat. Dazu kann ich mich kurz fassen, denn ich habe gerade eins zu bearbeiten, das möglichst bald fertig werden sollte. Wetter ist auch optimal zum Drinnenbleiben, also ran an den Text.

Der Haken

Aber natürlich hat die Sache einen Haken. Denn das ist der Arbeitsschritt, vor dem ich mich am liebsten so lange wie möglich drücke. Eine Datei mit Rückmeldungen zu einem Text zu öffnen, kostet mich eine Menge Überwindung. Dabei stelle ich anschließend meistens fest, dass es gar nicht so schlimm ist.

Ja, klar, natürlich stimmen da verschiedene Dinge nicht, seien es Tippfehler oder mal ein fehlendes „nicht“. Vielleicht gibt es auch Meinungsverschiedenheiten zu der einen oder anderen Formulierung, vielleicht war meine erste Fassung zu blass oder zu umständlich. Das ist in der Regel schnell ausgebügelt.

Komplikationen

Aber manchmal stehen Platzhalter im Text, wo keine mehr sein sollten. Das kann schon schwieriger werden, denn die verselbständigen sich bei mir mitunter. Ich stelle mir zum Beispiel eine Figur in Anlehnung an Obelix vor und lassen den Namen erst einmal stehen. Kann man ja mittels Suchen und Ersetzen ausbügeln. Das führt aber ein paar Szenen später zu der Frage, warum diese Figur keinen Zaubertrank bekommen darf. Dafür sollte ich möglichst bald eine Erklärung finden, die nichts mit Kessel und reingefallen zu tun hat. Im Idealfall liefert mir das ein nützliches Detail zum Weltenbau. Im nicht so idealen Fall zieht sich die Sache durch die ganze Geschichte bis in die allerletzte Fassung, und ich raufe mir die Haare aus, um noch eine Lösung zu finden, die nicht mehr knirscht. Da ist die Versuchung groß, alles noch einmal aufzurollen und ganz anders zu machen. So erging es mir bei Buntspecht und Anton. Nach mehreren Kehrtwendungen ist die Gesichte trotzdem fertig geworden.

Jetzt ist das nächste Katzenabenteuer an der Reihe, von dem hier auch schon mehrmals die Rede war. Es enthält noch Knoten im Zeitablauf und vermutlich noch weitere Komplikationen, also gehe ich mal daran, die zu beheben …

#Autor_innensonntag – Schubladenprojekte

#Autorinnensonntag - SchubladenprojekteDas Thema zum heutigen #Autor_innensonntag von Justine Pust lautet Schubladenprojekte. Davon habe ich eine ganze Menge, auch wenn die wenigsten davon in der Schublade bzw. im Regal liegen, sondern elektronisch irgendwo verstaut sind. Viele davon grabe ich wieder aus und verwende sie als Grundlage für neue Geschichten und Welten – zum Beispiel Das Schwert des Wilden Landes.

Es gibt allerdings einen Entwurf, der wohl in diesem Stadium stecken bleiben muss, denn die Zeit hat ihn eingeholt. Er ist Mitte der 1990er entstanden, angeregt durch ein Erasmus-Semester in Spanien, und sollte in ferner Zukunft spielen, zum Beispiel 2021.

Heiliges Jahr

In diesem Jahr fällt der 25. Juli, der Jakobstag, auf einen Sonntag und in Compostela wird ein heiliges Jahr gefeiert. Wer an den nötigen Gottesdiensten teilnimmt, bekommt sämtliche zeitlichen Sündenstrafen erlassen, oder auch einen vollständigen Ablass. Traditionelle Pilger_innen sind zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Fahrrad unterwegs. Also habe ich meine Heldin mit dem Liegerad losgeschickt. E-Bikes kamen damals zwar bereits auf, ich hatte sie allerdings noch nicht wirklich auf dem Schirm. Stattdessen wollte ich eine andere Zukunftstechnolgie einbauen, die um diese Zeit von sich reden machte, nämlich Virtual Reality.

Im Mittelalter war es nicht unüblich, andere Leute anstelle der eigentlich Büßenden auf Pilgerfahrt zu schicken, manchmal erst nach dem Tod der betreffenden Person; das wurde zum Beispiel in Testamenten verfügt. An diese Gepflogenheit habe ich angeknüpft. Die Auftraggeberin meiner Heldin sollte allerdings noch leben und zu Hause im Pflegebett mitverfolgen, was ihre Stellvertreterin unterwegs anstellt. Dass diese sich nicht in allen Lebenslagen mustergültig fromm verhalten würde, war mir schon klar. Ebenso sollten die potenziellen Erb_innen und die beteiligten Pflegekräfte von der Aktion nur teilweise begeistert sein. Weiter bin ich mit der Entwicklung des Konflikts nicht gekommen, auch nicht, als ich die Geschichte im Windschatten von Ich bin dann mal weg wieder aufbacken wollte.

Idee freigegeben

Inzwischen ist mir klar, dass ich die Geschichte nicht mehr schreiben werde, obwohl ich die Idee immer noch mag. Wenn jemand mit mehr Verstand von den aktuellen technischen Möglichkeiten sich davon inspiriert fühlt – bitte sehr, bedienen Sie sich.

Mein damaliger Besuch in Compostela hat zudem in einer anderen Geschichte Spuren hinterlassen, die a) fertig und b) auch veröffentlicht wurde: Die Herrin der Insel. Und der dekorative Gaitero, der mich überhaupt dahin gelockt hat, bekam einen eigenen NaNo-Roman – aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.

* * *

Literatur: Norbert Ohlert, Pilgerstab und Jakobsmuschel, Patmos Verlag, 2000.

Bild: Hannes Rohringer via Pixabay

#Autor_innensonntag und NaNoWriMo – Schnipsel 7

Beim #Autor_innensonntag von Justine Pust geht es diesmal um die Frage: glückliches oder trauriges Ende. Da muss ich nicht lange überlegen, ich gehöre eindeutig zur ersten Fraktion. Ich möchte, dass meine Held_innen ihre Aufgaben lösen und ihre Welt im Rahmen ihrer Möglichkeiten etwas besser machen.

Um dahin zu kommen, werden sie sehr wahrscheinlich gegen Schurk_innen kämpfen und diese besiegen. Die müssen dabei aber keines grausamen Todes sterben oder auf der Galeere enden. Entweder finden sie gleich einen sinnvollen Platz in der „etwas besseren“ Welt, oder sie können untertauchen und noch eine Weile danach suchen. Nur ihre Macht sind sie am Ende des Abenteuers los.

Notfalls darf am Schluss sogar geheiratet werden.

* * *

Auf etwas Ähnliches wird es wohl auch in meinem NaNoWriMo-Roman hinauslaufen. Das Ende für die Bösewichte ist bereits geplant und vorbereitet, jetzt muss ich nur noch darauf zu schreiben. Und für meine beiden Hauptfiguren wird es Zeit, zu ihrer Quest aufzubrechen.

NaNoWriMo Schnipsel

„Bitte sehr.“ Mr. Durie sah sie erwartungsvoll an.
Sie schluckte noch einmal und begann mit dünner Stimme: „Alle Jahre wieder kommt das Christuskind …“
„Wandern“, erinnerte Mr. Durie leise.
Das brachte sie völlig aus dem Konzept, sie musste von vorn beginnen. Diesmal setzte sie gleich die Finger direkt am Neckarstrand auf die Karte. Es schien zu funktionieren, gleichzeitig mit den Fingern wandern und singen.
Sollte sich da jetzt etwas tun? Sie wiederholte dreimal: „… wo wir Menschen sind“, und ging dann zum Summen über.

* * *

„Was machen Sie denn da?“
Lea fuhr herum. „Geht Sie das … Oh, guten Tag, Frau Fischer.“
„Ach, Sie sind das. Und der junge Mann, der gestern in den Laden geplatzt ist wie Mephisto in Auerbachs Keller. Warum wundert mich das jetzt nicht?“
Mr. Durie strahlte sie gar nicht teuflisch an.
„Das kann ich Ihnen auch nicht sagen“, erwiderte Lea. „Aber wir handeln nicht mit Drogen und wir planen keinen Anschlag. Wir haben uns zum Lernen verabredet.“ Endlich hatte sie lange genug gequatscht, dass ihr eine Ausrede einfiel.
„So, Sie planen also keinen Anschlag? Meinen Sie, ich merke das nicht? So aufgewühlt ist das Qi hier sonst nie!“
„Wer?“ Da fiel ihr wieder ein, welche Bücher Frau Fischer bevorzugte. „Bevorstehende Klausuren sind eben aufregend.“
„Sie studieren doch gar nicht mehr, Sie sind doch schon viel zu alt!“
„Ich hänge noch einen Master in Geografie an.“
„So, so. Das lässt sich nachprüfen.“
„Bitte sehr, tun Sie das.“ Nur lassen Sie uns jetzt in Ruhe.
„Ja, das tue ich. Komm, Fuchur, wir gehen.“ Ihr kleiner weißer Hund schnupperte sehr interessiert an der Dose, in der Wanda steckte. Die Kröte knarrte drohend.

* * *

Frau Fischer warf noch einen sehr finsteren Blick auf die Dose, sagte aber nichts mehr. Mit kerzengeradem Rücken ging sie davon.
„Nur gut, dass die Polizei wegen aufgewühltem Qi nicht ausrückt“, sagte Lea.

 

#Autor_innensonntag – Antagonisten

Beim heutigen #Autor_innensonntag von Justine Pust geht es um Antagonisten. Das nehme ich zum Anlass, mir für zwei dieses Jahr noch anstehende Romanprojekte ein paar Gedanken zu machen.

Schurkisches Fußvolk

Projekt eins wäre Das Schwert des Wilden Landes. Das hat aufgrund seiner Vorgeschichte den generischen Fantasy-Finsterling im Hintergrund, der einfach böse ist und es auf die Weltherrschaft abgesehen hat. Im Abenteuer selbst treten allerdings nur niederrangige Schufte auf, die einfach ihren Job machen, zum Teil sogar recht gut. Reicht das als Motivation?

Na gut, einer von ihnen ist ein kleinkrimineller Zauberer, den die Stadtwache im Auge hat und bei Bedarf zur Mitarbeit „motivieren“ kann. Die anderen beiden sind bei eben dieser Stadtwache im Dienst. Sie machen die Drecksarbeit, und das wird im Laufe der Geschichte unangenehm bis lebensgefährlich.

Die Arbeit mag wohl dreckig sein, aber sie sind gut darin und haben einen gewissen Rang erreicht. Vielleicht schlägt der sich auch schon in besserer Bezahlung und mehr Prestige bei den Nachbarn nieder. Auf diese Art geraten sie ziemlich tief in den Schlamassel, bis sie nicht wieder herausfinden.

Nicht gerade die beeindruckendsten Schurken, aber ein anständiger dunkler Herrscher braucht nun mal auch Fußvolk.

Verrückte (?) Wissenschaftlerin

#Autorensonntag - AntagonistenProjekt zwei wäre der noch titellose Roman für den diesjährigen NaNoWriMo. Dafür sammeln sich nach und nach Figuren und Material aus verschiedenen Inspirationsquellen an. Es wird Portal-Fantasy, und das Ziel meiner Heldinnen ist es, in „jener Welt“ möglichst weit in die Oberschicht aufzusteigen. Am besten sollte das natürlich ohne besondere Anstrengung vor sich gehen.

Als Antagonistin favorisiere ich zur Zeit eine schon etwas ältere Frau, die versucht, die Heldinnen in dieser Welt festzuhalten. Dafür gibt es gute Gründe, aber auch weniger gute. Wie schurkisch die Dame am Ende dasteht, wird mit Sicherheit auch von den Methoden abhängen, die sie anwendet. Ausgesprochen brutal kann ich sie mir nicht vorstellen, vielleicht wird das im Lauf des Abenteuers trotzdem nötig.

Bis zum 1. November ist es noch eine Weile hin, bis dahin können sich meine Überlegungen noch ein paarmal drehen und unerwartete Seitentriebe entwickeln. Möglicherweise bringt die Existenz „jener Welt“ das Selbstverständnis der Antagonistin so durcheinander, dass sie als verrückte Professorin dort die Herrschaft übernehmen will.

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén