Heute wird der Lesestoff von gestern fortgesetzt: „Verhandlungspartner“ – Teil 3 einer SF-Geschichte aus dem vorigen Jahrhundert. Hier sind Teil 1 und Teil 2.
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Wie Miriam erwartet hatte, reagierten die Direktoren nicht begeistert auf den Vorschlag, frischen Ceresch-Tang zu verkaufen. Der Direktor der Tangtrocknungsanlagen fürchtete um die Arbeitsplätze seiner Belegschaft. Der Generaldirektor sah sogar den Frieden auf Studhor in Gefahr. Miriam erinnerte die Herren daran, daß Tenzerpharma bisher der einzige Interessent für Frischtang sei und alle Lieferungen streng geheimgehalten werden sollten. Nach längerem Feilschen einigten sie sich, daß die ersten sieben Lieferungen jeweils ein Viertel Trockentang enthalten sollten. Für dieses Entgegenkommen verlangte der Direktor der Tangtrocknungsanlagen hundert Liter Orña-Sirup, lieferbar noch am gleichen Tag. Der Generaldirektor und der Handelsdirektor gaben sich mit jeweils fünfzig Litern zufrieden.
Nachdem dieses Hindernis überwunden war, konnten sie an die Preisverhandlungen gehen. Üblicherweise ließen sich die Cresdecks in medizinischen oder technischen Geräten oder Informationen bezahlen. Miriam unterbreitete ihre Angebote, vier Projekte, die Tenzerpharma von vielversprechenden, aber wenig fordernden Medizinern ausarbeiten ließ.
Die Herren Direktoren diskutierten die Vorzüge und vor allem die Nachteile eines jeden Vorschlags ausführlich. Schließlich fanden sie an jedem Projekt einen Haken, der ihnen so schwerwiegend erschien, daß sie ablehnten.
Der Handelsdirektor machte einen Gegenvorschlag: „Wir haben vor, die Bucht von Llarung trockenzulegen, um einen Raumhafen zu bauen. Dort sollen Raumschiffe direkt landen können, so daß der aufwendige Transport entfällt. Für die erste Phase des Projekts, die Trockenlegung, wäre uns die Mitwirkung Ihrer Ingenieure willkommen.“
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In einer Bucht mit breitem Sandstrand fand Dr. Koneïda gleich mehrere verletzte Cresdecks. Auf den ersten Blick schienen sie die Opfer einer Messerstecherei zu sein. Einige gesunde Cresdecks fungierten als Wachen und Krankenpfleger; sie waren zum Teil bewaffnet und ließen sich nur mühsam überreden, die Außenweltlerin zu ihren Kameraden zu lassen. Dr. Koneïda fühlte ihr Mißtrauen; einige von ihnen hegten äußerst finstere Pläne mit ihr.
Trotzdem wurde sie zu den Verletzten vorgelassen. Ihre Messerwunden waren bereits ordentlich versorgt, und Dr. Koneïda hütete sich, dem Cresdeck-Heiler außerweltliche Wundermittel anzubieten. Er beobachtete jede ihrer Bewegungen genau und war offenbar zufrieden mit dem, was sie tat.
Bei der genaueren Untersuchung der Patienten fand sie Nervenschäden, die durch Elektrizität hervorgerufen worden waren. Der Fall war eine Nummer zu groß für ihr Arzneikästchen. Für eine sinnvolle Behandlung müßte sie die Cresdecks an Bord der Tinka VI bringen. Die Reaktion auf diesen Vorschlag war jedoch äußerst ungehalten. Immerhin konnte der Heiler die Wachen davon abhalten, sie zu lynchen.
„Wer hat das getan?“ fragte sie, als ein Gespräch wieder möglich erschien.
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Fortsetzung folgt.
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