Geschichten und Musik

Schlagwort: Tanz

Auf der Suche nach Tanzmusik

Auf der Suche nach tanzbarem Repertoire für die hier schon mehrfach erwähnte Band bin ich einem Nazi aufgesessen, möglicherweise auch zweien, wobei der zweite noch weniger fassbar ist als der erste. Wenn man in der Jugendmusik- bzw. Jugendtanzbewegung herumsucht, ist mit so etwas natürlich zu rechnen. Es betrifft allerdings auch nicht alle, die in diesem Zusammenhang aktiv waren.

Einerseits halte ich es für sinnvoll, immer mal wieder nach älteren Stücken Ausschau zu halten. Es sind schöne Sachen dabei, und es lassen sich interessante Zusammenhänge herstellen. Welche Musik, welche Tanzformen, sind auf welchem Weg wohin gewandert? Andererseits muss man dabei kein Kraft-durch-Freude-Programm wieder aufbacken. Im Gegenteil, das halte ich für prinzipiell vermeidenswert.

Volkstanz-Sammlungen

Die Zeit für das Sammeln von „alten‟ Volkstänzen war nach dem Ersten Weltkrieg ohnehin weitgehend abgelaufen. Schon bei den früheren Sammlerinnen, etwa Anna Helms oder Gertrud Meyer (1937 ausgewandert nach Palästina), stellte sich dieses Problem. Sie stießen bei ihren ländlichen Gewährsleuten vor allem auf Modetänze früherer Generationen, die nach manchen Definitionen eben nicht unter Volkstanz fallen.

Importiert wurden um diese Zeit vorwiegend Tänze aus Skandinavien, woran die beiden zuletzt genannten rege beteiligt waren. Georg Götsch brachte englische Kontratänze – aus der allseits beliebten Playford-Sammlung – nach Deutschland, teils mit abenteuerlichen deutschen Titeln versehen. An diesem Programm und den dazugehörigen Kontakten hielt er hartnäckig fest, was ihm im Lauf der 30er Jahre zunehmende Schwierigkeiten einbrachte.

Recherchequellen

Alles oben Stehende und noch mehr Interessantes zum Thema Tanzgeschichte ist nachzulesen in Volker Klotzsche (Hg.), Tanzhistorische Studien IX – Der Tanz in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, Deutscher Bundesverband Tanz e. V., Remscheid: 1994. Auf die Spur gebracht hat mich der Artikel „Folk Dance Revival in Germany‟ von Marianne Bröcker (The World of MusicVol. 38, No. 3, Folk Music Revival in Europe (1996), pp. 21-36 (16 pages) – https://www.jstor.org/stable/41699111). Wer sich also auf ähnliche Suchen begibt wie ich und den Fettnäpfen lieber gleich aus dem Weg geht, kann sich dort umsehen und vermutlich noch mehr spannende Dinge entdecken.

Traditionen alt und neu

Traditionen alt und neu

Ein „altes“ traditionelles Fest ist gerade vorbei, das Burgfest, gestartet 1904 „zum Besten der Bismarck-Warte“. Besagter Turm wird inzwischen aus anderen Mitteln finanziert, und wer heute das Burgfest besucht, hat mit Sicherheit nicht das Andenken des „eisernen Kanzlers“ im Sinn. Der Ursprung des Festes ist mit einem eigenen Geflecht aus Plänen und Ideen verbunden, über die auf dieser Website allerhand nachzulesen ist. Vor Kurzem hat der Betreiber das Ergebnis des damaligen Volksfestes auf der Litzelröder besucht.

Lindenfels-Festival

Demnächst steht ein neues, hoffentlich bald ebenso traditionelles Fest an, das eindeutig ins 21. Jahrhundert gehört: Am 28. August startet das Lindenfels-Festival LiFe ’22 mit einer Tour durch die Stadtteile. Am ersten Wochenende im September, gleichzeitig mit dem diesjährigen Ökomarkt, gehen dann verschiedene Konzerte über die Bühne neben der Kirche. Der Vorverkauf hat begonnen, Programm und Karmakasse sind unter dem obigen Link zu finden. Laut Auskunft beim Info-Abend treten mehr Künstlerinnen namens Lisa auf als rein männliche Acts. Auch die Bleichgesichter sind nicht unter sich.

Die erste Veranstaltung war 2020 geplant, aber jenes Jahr entpuppte sich als suboptimal für solche Vorhaben. 2021 gab es eine stark abgespeckte Version mit Yoga und Hapkido an der frischen Luft. Auch dieses Jahr ist das Programm noch ein wenig sparsam im Vergleich zu all den Ideen, die bei den Vorbesprechungen schon im Bürgerhaus herumschwirrten. Deshalb drücke ich dem neuen Festival alle vorhandenen Daumen, dass es Wurzeln schlagen und prächtig wachsen möge.

Muschelfest

Am selben Wochenende, am 3. und 4. September, um genau zu sein, steigt auch ein mittelaltes Traditionsfest, das Muschelfest in Fränkisch-Crumbach. 2010 kam man dort erstmals auf den Gedanken, eine Wagenladung voll Miesmuscheln aus der Bretagne anzuliefern und bei einem Volksfest zu verkaufen. Nach zwei Jahren Ausfall kann dieses Jahr das Jubiläum angemessen gefeiert werden. Ab 13 Uhr am Sonntag ist mit musikalischen Aktivitäten von Port Melange zu rechnen, es darf getanzt werden.

Entstanden ist das Fest aus einer privaten Freundschaft, basierend auf der Verschwisterung zwischen Reichelsheim und Dol-de-Bretagne (Quelle). Damit ist es Teil einer sinnvollen Antwort auf die „Erbfeind“-Rhetorik, die zur Zeit des ersten Burgfestes im Schwange war. Anstelle des früher üblichen Revanchismus kamen nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa internationale Städtepartnerschaften in Mode und brachten alljährliche bis alltägliche Kontakte mit sich.

Möge das „feste Feiern“ in unterschiedlichen Zusammenhängen noch lange zur Verständigung beitragen.

 

Bild: Pixabay

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