La Ballade

Geschichten und Musik

Adventskalender

AdventskalenderHeute beginnt nicht nur der Winter, wie man sieht, es starten auch überall die Adventskalender. Ich habe hier ein paar gesammelt, bei denen es etwas zu lesen, zu hören, eventuell auch zu gewinnen gibt:

Die Wissenschaftliche Buchgesellschaft hat hinter ihren Türchen Goodies für Mitglieder versteckt. Wer noch keins ist, kann sich überlegen, es zu werden. Das ist mal ein Buchclub, bei dem ich keine Probleme habe, jedes Jahr mindestens ein Buch abzunehmen. Ich muss mich eher bremsen, bevor ich den Etat hoffnungslos überziehe.

Ebenfalls aus der wissenschaftlichen Ecke kommt der Kölner Klima-Advent, auch wenn man das dem ersten Beitrag vielleicht nicht so direkt anmerkt.

Der Zauberfeder-Verlag bietet auf Instagram einen #RezepteKalender. Die LARP-Zeit dagegen hat einen Adventskalender, bei dem es täglich Dinge zu gewinnen gibt.

Jeden Tag frische Musik liefern Ella & Louis in Mannheim, garniert mit dem einen oder anderen Online-Konzert. Bei Twitter (@Donauschwalbe) geht es unter #AdventInFemDur quer durch die Musikgeschichte, beginnend mit der ersten “offiziellen” Komponistin Kassia aus dem 9. Jahrhundert.

Nachtrag: Etwas traditioneller weihnachtliche Musik findet sich im Adventskalender von The Telling.

Ich wünsche viel Vergnügen und weitere spannende Entdeckungen.

Advent

Ich wünsche allen, die hier vorbeikommen, einen friedlichen Advent, mit wenigen Terminen und ausreichend Plätzchen.

Advent

 

‘luja ist liturgisch gerade nicht angesagt, aber Hosianna singen steht noch auf dem Plan …

 

Weihnachtskuchen mit Honig

Rechtzeitig zum ersten Advent ist hier ein Weihnachtskuchen mit Honig entstanden, nach einem Rezept aus Irland.

Weihnachtskuchen mit Honig

  • 200 g Butter
  • 150 g brauner Zucker
  • 2 EL fester Honig
  • 5 mittelgroße Eier
  • 100 g Zitronat & Orangeat
  • 50 g ganze Mandeln
  • je 200 g Korinthen, Rosinen und Sultaninen
  • 225 g Mehl
  • 1 gestr. TL Backpulver
  • 1 gestr. TL Muskatnuss
  • je 1/2 TL Zimt und Nelken
  • 1-2 EL Whiskey

Eine Kranzform einfetten. Den Backofen auf 150 °C vorheizen.

Alle Zutaten außer dem Whiskey in eine große Schüssel geben und mit einem Holzlöffel 3 Minuten verschlagen.

Die Form dünn mit Mehl ausstreuen. Den Teig vorsichtig einfüllen und die Oberfläche glattstreichen. Auf der mittleren Einschubleiste 2 1/2 Stunden backen. Eventuell mit Backpapier abdecken, falls der Kuchen zu dunkel wird. (War hier nicht nötig.)

Mit einem Holzspieß testen, ob der Kuchen gar ist, dann aus dem Ofen nehmen. In der Form 20 Minuten abdampfen lassen, dann auf einen Draht stürzen.

Mit einem Spieß rundum einstechen und mit dem Whiskey beträufeln. Wenn die Flüssigkeit eingezogen ist, in Butterbrotpapier wickeln und in einer luftdichten Dose aufbewahren.

* * *

So sitzt der Weihnachtskuchen jetzt im Keller, nicht weit von einem Christmas Pudding (nach schottischem Rezept mit diversen Spirituosen und Bier), und wartet auf seinen Einsatz in vier Wochen. Falls Besuch kommt, wird er vielleicht auch noch mit einer Kerze in der Mitte und grünen Zweigen außen herum dekoriert. Wenn uns die Kalorien so nicht reichen, kommt noch etwas flüssige Sahne oder Brandybutter dazu.

* * *

Zurzeit bin ich noch mit der Übersetzung von zwei Computerspielen beschäftigt (1x Englisch, 1x Russisch). Deshalb will ich keine allzu lauten Versprechungen abgeben. Falls es klappt, wird hier aber im Lauf des Advents die eine oder andere weihnachtliche Geschichte erscheinen, möglicherweise auch ein paar weitere Rezepte.

 

NaNoWriMo – Vorzeitiges Ende

NaNoWriMo SchnipselEs ist noch nicht so lange her, da habe ich mich über ein internationales Großereignis gefreut, das Corona nicht über den Haufen werfen kann, den NaNoWriMo. Das ist auch immer noch richtig, es schreiben noch viele tolle Leute viele wunderbare Geschichten. Für mich nimmt die Sache aber ein vorzeitiges Ende, und das liegt zumindest indirekt an Corona.

Virtuelle Gangster

Anfang November habe ich ein Übersetzungsprojekt an Land gezogen, das mal etwas aus dem Rahmen fällt – ein Computerspiel aus dem Russischen. (Das Original war dem Vernehmen nach chinesisch.) Der Text wurde zwischen mir und einer Kollegin geteilt. Also so weit machbar bis erfreulich. Nur ist die Kollegin leider krank geworden … Ich vermute, dass es um mehr geht als einen verdächtigen Kontakt oder einen positiven Test. Unsere Zunft bleibt sowieso meist auch dann zu Hause, wenn kein Infektionsschutz angesagt ist. Also wünsche ich alles Gute in die Ferne und kümmere mich um alle weiteren Belange der virtuellen Gangster.

Lesestoff

Damit (und noch ein paar anderen Projekten, die sowieso immer laufen) sind meine Kapazitäten zum Tippen und Wörter dressieren allerdings aufgebraucht. Ich kriege es noch hin, die Schreibaktionen anderer Leute im Auge zu behalten und auch ein paar andere Dinge zu lesen, wenn auch nicht ganz so viel, wie ich gerne würde. Zurzeit bin ich an einer spanischen Space Opera, mit der ich allerdings nicht besonders warm werde. Vielleicht ist das einfach nicht mein Genre und Leute, die gern Perry Rhodan lesen, würden damit glücklicher. Also steige ich demnächst auf sibirische Märchen um.

Noch ein Hinweis zu mehr Lesestoff: Die Longlist für den KrePFL (Krefelder Preis für fantastische Literatur) wurde bekanntgegeben, und es stehen einige interessante Titel von guten Autor_innen drauf. Stöbern lohnt sich auf jeden Fall (siehe hier).

Und wer in diesem Jahr neben allen anderen Abenteuern einen Roman veröffentlicht hat bzw. das bis Ende Dezember noch tut, kann das Werk zum Seraph 2021 einreichen.

 

 

 

Schwäbisch Haller Sackpfeifertage 2021

 

Schwäbisch Haller Sackpfeifertage 2021Heute hat in den betreffenden Gegenden die Fastnachtssaison begonnen. Deshalb gibt es hier, für Leute, deren Optimismus so weit trägt, einen Hinweis auf das Ende dieser Jahreszeit: Die Schwäbisch Haller Sackpfeifertage 2021 sind ausgeschrieben. Vom 12. bis 15. Februar (Rosenmontag) wird auf der Comburg ein etwas reduziertes Kursprogramm angeboten.

Update: Die Veranstaltung ist verschoben auf das Himmelfahrtswochenende, 13. bis 16. Mai 2021.

NaNoWriMo – Schnipsel 8

Heute Nacht erscheint ein Computerspiel, an dem ich mit übersetzt habe. Deshalb wurde es die letzten Tage und auch heute noch einmal etwas hektisch, und der NaNoWriMo-Schnipsel Nr. 8 kommt wieder erst nach Mitternacht. Mit meiner Heldin und ihrem Reisegefährten bin ich nicht wirklich warm geworden, also kommt jetzt eine Schurkin zu Wort, die bisher nur einen Decknamen hat – die Fächertänzerin Glenda Bowles.

NaNoWriMo Schnipsel

Ich hatte gerade mein tägliches Training begonnen, als ein Laufbursche von Sir Nicolai in den Saal kam. Von Parkett ließ er sich nicht aufhalten, von der Meisterin schon. Sir Nicolai könnte sich wirklich bessere Dienerschaft leisten.
Jedenfalls brachte mir der Junge ein Brieflein, das an Glenda Bowles adressiert war. „Kommen Sie sofort zu Helmington’s Tea Shop.“
Allein aus Ärger über diesen Tonfall hätte ich eine andere von uns schicken sollen. Aber die Neugier war stärker. Die Nachricht war so dürr gehalten, dass ich nicht anders konnte, als mir die wildesten Schwierigkeiten zu überlegen, die in jenem anderen Böhmen aufgetreten sein konnten.
Trotzdem musste ich wenigstens meine halbe Stunde konzentriert zu Ende bringen, sonst war ich mein Engagement los. Und nur von den paar Shilling, die bei Sir Nicolai abfielen, konnte ich meine Miete nicht zahlen.

* * *

Danach machte ich mich aber gleich auf den Weg. Die Herren durften ruhig merken, dass ich noch einen anderen Beruf hatte. Zum Training kam ich immer in einem leichten Kattunkleid, das musste jetzt auch für Helmington’s Tea Shop genügen. Und es wird sich wohl niemand wundern, dass es dort weder Tee gab noch irgendjemand Helmington hieß.
Sir Nicolai erwartete mich in seinem Arbeitszimmer. Es war so nüchtern eingerichtet, keine Bilder, keine Hausbar, Mobiliar aus der Fabrik. Es schien fast, als wollte Sir Nicolai den Eindruck erwecken, dass dies seine Tarnadresse war.
Bei ihm saß Colonel Walker. Nicht das hellste Licht an der Lampe, aber absolut königstreu.
„Wir haben ein Problem, Miss … Bowles“, begann Sir Nicolai ohne Umschweife. Die Pause sollte wohl anzeigen, dass er wusste, dass dies ein falscher Name war – den er mir, eigentlich uns, gegeben hatte, weil er es notwendig fand.
Ich knickste und zwitscherte: „Ja, Sir.“
„Mr. Maxwell meldet sich seit einigen Monaten nicht mehr.“
„Oh.“ Das war eine Schwierigkeit, an die ich nicht sofort gedacht hatte.
„Sie müssen nach dem Rechten sehen.“
„Jetzt gleich?“, fragte ich. „Heute noch?“
Sir Nicolai nickte.
War das der richtige Zeitpunkt, um zu feilschen? Ich versuchte es wenigstens.

* * *

 

#Autor_innensonntag und NaNoWriMo – Schnipsel 7

Beim #Autor_innensonntag von Justine Pust geht es diesmal um die Frage: glückliches oder trauriges Ende. Da muss ich nicht lange überlegen, ich gehöre eindeutig zur ersten Fraktion. Ich möchte, dass meine Held_innen ihre Aufgaben lösen und ihre Welt im Rahmen ihrer Möglichkeiten etwas besser machen.

Um dahin zu kommen, werden sie sehr wahrscheinlich gegen Schurk_innen kämpfen und diese besiegen. Die müssen dabei aber keines grausamen Todes sterben oder auf der Galeere enden. Entweder finden sie gleich einen sinnvollen Platz in der „etwas besseren“ Welt, oder sie können untertauchen und noch eine Weile danach suchen. Nur ihre Macht sind sie am Ende des Abenteuers los.

Notfalls darf am Schluss sogar geheiratet werden.

* * *

Auf etwas Ähnliches wird es wohl auch in meinem NaNoWriMo-Roman hinauslaufen. Das Ende für die Bösewichte ist bereits geplant und vorbereitet, jetzt muss ich nur noch darauf zu schreiben. Und für meine beiden Hauptfiguren wird es Zeit, zu ihrer Quest aufzubrechen.

NaNoWriMo Schnipsel

„Bitte sehr.“ Mr. Durie sah sie erwartungsvoll an.
Sie schluckte noch einmal und begann mit dünner Stimme: „Alle Jahre wieder kommt das Christuskind …“
„Wandern“, erinnerte Mr. Durie leise.
Das brachte sie völlig aus dem Konzept, sie musste von vorn beginnen. Diesmal setzte sie gleich die Finger direkt am Neckarstrand auf die Karte. Es schien zu funktionieren, gleichzeitig mit den Fingern wandern und singen.
Sollte sich da jetzt etwas tun? Sie wiederholte dreimal: „… wo wir Menschen sind“, und ging dann zum Summen über.

* * *

„Was machen Sie denn da?“
Lea fuhr herum. „Geht Sie das … Oh, guten Tag, Frau Fischer.“
„Ach, Sie sind das. Und der junge Mann, der gestern in den Laden geplatzt ist wie Mephisto in Auerbachs Keller. Warum wundert mich das jetzt nicht?“
Mr. Durie strahlte sie gar nicht teuflisch an.
„Das kann ich Ihnen auch nicht sagen“, erwiderte Lea. „Aber wir handeln nicht mit Drogen und wir planen keinen Anschlag. Wir haben uns zum Lernen verabredet.“ Endlich hatte sie lange genug gequatscht, dass ihr eine Ausrede einfiel.
„So, Sie planen also keinen Anschlag? Meinen Sie, ich merke das nicht? So aufgewühlt ist das Qi hier sonst nie!“
„Wer?“ Da fiel ihr wieder ein, welche Bücher Frau Fischer bevorzugte. „Bevorstehende Klausuren sind eben aufregend.“
„Sie studieren doch gar nicht mehr, Sie sind doch schon viel zu alt!“
„Ich hänge noch einen Master in Geografie an.“
„So, so. Das lässt sich nachprüfen.“
„Bitte sehr, tun Sie das.“ Nur lassen Sie uns jetzt in Ruhe.
„Ja, das tue ich. Komm, Fuchur, wir gehen.“ Ihr kleiner weißer Hund schnupperte sehr interessiert an der Dose, in der Wanda steckte. Die Kröte knarrte drohend.

* * *

Frau Fischer warf noch einen sehr finsteren Blick auf die Dose, sagte aber nichts mehr. Mit kerzengeradem Rücken ging sie davon.
„Nur gut, dass die Polizei wegen aufgewühltem Qi nicht ausrückt“, sagte Lea.

 

NaNoWriMo – Schnipsel 6

Bevor es weitergeht mit NaNoWriMo-Schnipsel Nr. 6 möchte ich noch auf eine Ausschreibung hinweisen. Einsendeschluss ist im nächsten Frühjahr, das Thema eignet sich aber wunderbar, um in dieser Jahreszeit geschrieben zu werden: Bei FaKriRo (wieder so eine tolle Abkürzung: Fantasy, Krimi, Romance) werden Beiträge zu einer Adventskalender-Anthologie gesucht. Das Motto lautet “Gemeinsam mehr erreichen”.

Und jetzt geht es weiter mit Die Kartenreisende. Lea weiß bisher noch nichts von ihrem Beruf, muss aber langsam mal Vorbereitungen für ihre erste Reise treffen.

NaNoWriMo Schnipsel

„Haben Sie eine Karte von diesem Ort?“, fragte Mr. Durie.
„Bestimmt“, antwortete Lea abwesend. „Schauen Sie im Kartenzimmer nach.“ Sie fand inzwischen heraus, dass die Hauptstadt von Liechtenstein Vaduz hieß und der dazugehörige Bahnhof in der Nachbargemeinde Schaan lag.
Mr. Durie stand noch immer neben ihr und sah sie erwartungsvoll an.
„Ich weiß nicht, ob wir eine aktuelle Karte von Liechtenstein da haben“, sagte sie schließlich. „Die meisten Bestände hier sind schon älter.“
„Ihr Onkel muss eine haben.“
„Woher …“ Doch, natürlich. Mr. Durie wusste, welche Landkarten Onkel Carl privat besaß. Und Lea hatte eine Vorstellung, wo sie steckten. „Na gut“, sagte sie. „Ich zeige Ihnen unsere geheimen Vorräte. Vielleicht können Sie damit ja etwas anfangen.“
Sie holte die nötigen Schlüssel aus der Schublade und ging voran in den Keller.

* * *

Mr. Durie sah sich sehr interessiert um, wie immer. „Ist das die Pyramide, von der Sie erzählt haben?“
„Ja.“
Er ging näher heran und betrachtete das matt glänzende Gebilde. „Was ist das für ein Holz?“
„Ich weiß es nicht.“ Es war kräftig gemasert mit einem leicht rötlichen Einschlag.
„Yew“, meinte er. „Ist das nicht ein magischer Baum?“
„Kann sein.“ Lea hatte keine Ahnung, wovon er redete, und überhaupt kannte sie sich mit Holzarten nicht aus. Ein Ikea-Regal aus „Kiefer unbehandelt“ war das Höchste der Gefühle.
Dafür hatte sie einen Verdacht, in welchem der Schränke die Karten sein könnten, die sie suchten, nämlich exakt der neben dem halbhohen mit der Pyramide. Das war ein sehr schmales Modell. Bei geöffneter Tür zeigte sich, dass jemand mit wenig Sachverstand viele Fächer eingebaut hatte. Vielleicht war das gute Stück deshalb auf dem Sperrmüll und letzten Endes hier im Keller gelandet.

* * *

In den Fächern lagen in der Tat Landkarten. Ein aktueller Weltatlas, darunter Reiseführer und Detailkarten nach Kontinenten sortiert. Auch die waren so aktuell, wie sie in Zeiten von Navis und Google Maps eben noch gedruckt wurden. „Meinen Sie so etwas?“, fragte sie.
Mr. Durie, der noch immer die Pyramide inspizierte und noch mehr Möglichkeiten gefunden hatte, sie zu zerlegen, wandte sich irritiert zu ihr um.
Sie hielt ihm den Atlas hin.
„Wenn darauf Liechtenstein zu finden ist … das ist doch nicht so groß, oder?“

* * *

NaNoWriMo – Schnipsel 5

Der Tag heute war ein wenig hektisch. Für ein Spiel, an dem ich mit übersetze, rückt der Erscheinungstermin näher, deshalb kamen allerlei Änderungen in letzter Minute hereingeflogen. Zusätzlich zu den regulären Texten für ein anderes Spiel, das gerade erst im Entstehen ist.

Trotzdem hat die Zeit gereicht, um die nötigen Wörter für heute zu schreiben und meine Heldin einiges über die Vergangenheit ihrer Familie entdecken zu lassen. Es folgt NaNoWriMo-Schnipsel Nr. 5, aus meinem Roman “Die Kartenreisende”, gerade rechtzeitig zu Mitternacht fertig geworden.

NaNoWriMo Schnipsel

Noch einmal stellte sich Lea vor dem Schrank auf die Zehenspitzen und holte die nächste Mappe heraus. Darauf stand nun allerdings „Phantásien“. Was sollte das? Lea öffnete sie und stieß auf die vergrößerte erste Seite aus einem Asterix-Heft. Dahinter steckten die Karte von Mittelerde, mehrere Regionalkarten von Aventurien und anderen fantastischen Landschaften. Etliche waren ebenfalls mit der Stricknadel bearbeitet worden. Von wem? Onkel Carl?
Lea schluckte. Seit gestern hatte sie reichlich Übung darin bekommen, unmögliche Dinge zu glauben. Also warum sollte sie nicht annehmen, dass ihr verschrobener Onkel mithilfe von kopierten Landkarten und einem mäßig spitzen Gegenstand in fantastische Welten reiste? Wenn er nun eine davon als sein Zuhause ansah, wurde die Sache kompliziert. Dann müssten sie herausfinden, welche Welt das war, und dort nach der verlorengegangenen Königin fahnden.
Ging das überhaupt? Das würde ihr Miles morgen sicher erzählen können. Lea legte die „Phantásien“-Mappe wieder an ihren Platz und nahm sich das nächste Schrankfach vor.

* * *

Darin standen dicht an dicht Fotoalben in allen Größen. Eins davon fiel Lea besonders ins Auge. Mit fast echtem Ledereinband, Metallbeschlägen und dubiosen Edelsteinen sollte es wohl einen mittelalterlichen Folianten darstellen. Sie zog es vorsichtig heraus und schlug es auf.
An einem weißen Strand schlenderte ihre Mutter, die Schuhe in der Hand, auf einen lichten Wald zu. Zwischen den schlanken Stämmen schimmerte etwas Weißes. Ein Pferd vielleicht.
Das Foto daneben zeigte von Leas Mutter nur eine Schulter und ein Stück des Hinterkopfs, dafür das Weiße umso deutlicher. Es hatte einen pferdeähnlichen Kopf, mit einem kleinen Bärtchen unter dem Kinn und einem Horn auf der Stirn.

* * *

Bevor Lea ihre nächste Frage im Kopf fertig ausformuliert hatte, sah sie auch schon die Fotos, die sie beantworteten. Über mehrere Bilder kamen Mensch und Tier einander näher. Das Einhorn war von verschiedenen Seiten aufgenommen, auf einem Bild hatte es ein Vorderbein für den nächsten Schritt erhoben. Sein Schweif war mal auf der einen Seite des Körpers zu sehen, mal auf der anderen.

* * *

NaNoWriMo – Schnipsel 4

Hier kommt NaNoWriMo-Schnipsel Nr. 4: Die gestern begonnene Teeparty wird fortgesetzt. Der Verhaftete ist der in Schnipsel 1 vermisste Onkel Carl.

NaNoWriMo Schnipsel

„Verhaftet?“ Hatte sie das richtig verstanden? Sie kreuzte die Handgelenke, was hoffentlich nach gefesselt aussah.
„Im Gefängnis, genau.“
„Warum?“
„Wir wissen es nicht genau. Unser Anwalt nimmt sich der Sache an, aber sie ist reichlich verworren.“
Er machte eine Kunstpause. Offenbar sah sie ungeduldig genug aus, dass er weitererzählte. „Ihr Onkel soll Waffen geschmuggelt haben …“
„Nach Schottland? Für die Unabhängigkeitsbewegung?“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Für wen, weiß wohl niemand. An der Grenze ist es in letzter Zeit wieder zu Zwischenfällen gekommen, und es gibt auf beiden Seiten Leute, die sehr laut mit den Säbeln rasseln. Unser Interimskönig ist leider ganz vorn mit dabei …“
„Interims … König …“ Wer sollte das sein? „Moment.“ Wie sagte man Kurpfalz auf Englisch? „Sind Sie gerade im Reich von Kaiser Wilhelm zu Besuch?“
„Das hatte ich jetzt angenommen?“
„Irrtum. Sie sind in der Bundesrepublik Deutschland …“
„Verzeihung, natürlich. Carl hat mir davon erzählt, aber ich habe das nicht wirklich ernst genommen.“
„Und ich die Sache mit dem Kaiserreich nicht.“

* * *

Sie schauten einander an. Leas Gedanken rasten. Entweder fiel sie gerade auf eine groß angelegte Täuschung herein, oder ihr Onkel steckte in einer Parallelwelt fest. Im Gefängnis. Was war das Schlimmste, was passieren konnte? Variante B stimmte, und Onkel Carl drohte eine harte Strafe.
„Wissen Sie, welche Strafe mein Onkel zu erwarten hat?“
„Eine … hohe. Er könnte …“ Er brach ab.
So schlimm, dass man es nicht einmal aussprechen konnte? „… auf der Galeere enden?“
„Am Galgen.“
Also doch. Dann sollte sie davon ausgehen, dass es so war, und alles tun, um ihren Onkel wieder hierher zu schaffen, wo es keine Todesstrafe gab.
„Und was kann ich tun, um das zu verhindern?“
„Den Interimskönig stürzen.“
„Ich? Den König von Schottland? Wie kommen Sie denn darauf?“

* * *

 

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