Phantastische Sportler

in Phantastische Sportler, Hrsg. W. Schröder & M. Heitkamp

Hinter den sieben Bergen lebte einst eine Königin, die hatte eine wunderschöne Tochter. Diese trug zu allen Kleidern, die sie besaß, ein Paar grüne Ärmel. Sie waren aus den Blättern der Bäume und Sträucher der Elfenwälder gefertigt. Ihr Liebster hatte ihr diese geschickt und wenn der Elfenprinz an seine Geliebte dachte, dann erschien zwischen dem Grün eine helle Blüte. Darum nannte man sie Prinzessin Rosenarm.

Der Prinz war ein schmächtiger junger Mann mit blonden Locken und tückisch schrägen Augen, der nach der Art seines Volkes in den Tag hinein lebte. Er streifte durch die Wälder, jagte mit Pfeil und Bogen oder mit seinen Falken, er sang zur Harfe und tanzte bei den Festen am elfischen Hof, bis die Sonne aufging. Darum nannten ihn die Menschen, die ihm wohlgesonnen waren, Prinz Leichtfuß. Die Königin und andere, die ihn nicht in ihrem Land sehen wollten, sagten dagegen: »Der Tagedieb!«

Die Elfen lebten überall in den sieben Bergen und sie lauerten nur darauf, dass sie auch das Königreich dahinter in ihre Hände bekämen. Dazu die Bucht am Fuß der sieben Berge, wo die Seehändler ankerten und Schätze aus dem Osten und aller Welt an Land brachten. Alles, was funkelte und duftete, war den Elfen genauso lieb wie den Menschen. Wenn die Prinzessin den Elfenprinzen heiratete, brauchten sie dafür nicht einmal in den Krieg zu ziehen.

Deshalb schaute die Königin nach einem jungen Mann aus, der besser zu ihrem Königreich passte. Sie fand Piet Hein, den Größten unter den Seehändlern, dessen Fahrten mit seinem Schiff, dem Grünen Drachen, ihn in weiter entfernte Regionen führte und mehr Abenteuer bestehen ließen als die anderen. Auch brachte er von seinen Reisen noch seltenere und kostbarere Schätze mit. Er kannte die Sprachen aller Völker dieser Welt, wenn sie nur Handel trieben. Außerdem kannte er alle Wege der See und die Ungeheuer, die dort hausten.

Auch die Elfen schätzten seine Waren sehr. Aber Piet Hein ließ sich nicht von ihren Schlichen blenden, mit denen sie andere Händler übervorteilten. Er nahm ihr falsches Gold nicht an und er tauschte seine Waren nicht gegen ein Lied.

Im Königreich hinter den sieben Bergen war es von alters her Brauch, dass junge Prinzen und Edelleute anreisten, um im Wettstreit miteinander die Hand der Prinzessin zu gewinnen. Drei Aufgaben mussten sie bestehen und jeweils den Preis zur Königin bringen: über die Felder zur Halle des Bienenkönigs reiten und einen Honigstein holen, mit Pfeil und Bogen zum Holzapfelbäumchen ziehen und drei Äpfel herunterschießen und zum Schluss in der Bucht am Fuß der sieben Berge den Lachs angeln, der den Ring der Königin verschluckt hatte.

Doch die Königin dachte bei sich: »Diese Prüfungen wird der Tagedieb leicht bestehen, denn er reitet wie der Wind, jeder Pfeil von seiner Sehne trifft das Ziel und sein tückisches Volk durchschaut alle Tiere.« Sie überlegte, wie sie die Aufgaben verändern konnte, sodass Piet Hein der Seefahrer sie am schnellsten und besten lösen würde.

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