Geschichten und Musik

Schlagwort: Weltenbau

Instant-Fantasy

Heute geht es wieder in fantastische Gefilde, und zwar zu Instant-Fantasy. In den letzten vier Wochen habe ich zwei Romanprojekte eingereicht, die ihr Leben als solche begonnen haben. Bei einem davon liegt sogar noch die Urfassung unter dem Titel „200 g Fantasyroman, episch“ im virtuellen Tresor.

Kochrezept

Instant-FantasyDabei geht es weniger um den Inhalt als um die Zubereitungsart. Meine beiden Exemplare sind schon etwas älter, und das macht sich bei den Zutaten bemerkbar: Man nehme 1 dunklen Herrscher, der das Land unterjochen will, 1 magisches Artefakt, das ihn besiegen kann (hier dürfen es auch 3 oder 7 sein), 1 auserwählten jungen Helden, der das Artefakt sucht, und 1 Handvoll treue Gefährten. Mit 50k Wörtern aufgießen, umrühren, fertig. Wann immer eine Entscheidung zu treffen ist, nehme man die erste Lösung, die sich beim Griff in die Klischeekiste anbietet.

Sehr nützlich ist bei dieser Vorgehensweise das links abgebildete Buch: The Tough Guide to Fantasyland von Diana Wynne Jones. Es enthält eine umfassende Zutatenliste und praktische Kniffe für die Zubereitung.

War’s das schon?

Das ist allerdings erst der Anfang. Damit es nicht bei schlappem Essen in trauricher Terrine bleibt, sollte noch einiges dazukommen. Zum Beispiel an Weltenbau oder Figurenentwicklung oder an Plottwists. Ich setze in der Regel beim Weltenbau an und versuche, dem Ganzen eine Geschichte zu geben, die über die aktuelle Invasion mit Thronraub hinausgeht.

Beim zweiten meiner oben erwähnten Projekte bin ich damit noch nicht sehr weit gediehen. Noch sind die Bösen einfach böse und irgendwie mächtig. Von dem Königreich, in das sie einmarschieren, weiß man ebensowenig. Immerhin gab es da einmal einen sagenhaften Helden, mit dem das gesuchte Artefakt in Verbindung gebracht wird.

Auch die aktuellen politischen Verhältnisse sind noch nicht definiert. Gibt es neben der weltlichen auch eine geistliche Macht? Ist der Adel die tonangebende Schicht, oder hält er sich nur dafür? In welche Nachbarländer könnte der entthronte König ins Exil gehen?

Diese Fragen muss ich demnächst beim Überarbeiten beantworten, auch, um meine Figuren in ihrer Welt zu verankern. Wahrscheinlich werde ich in den nächsten Monaten noch das eine oder andere Mal von ihnen berichten.

Weltenbau – Über Orks

Beim PAN-Branchentreffen geht es dieses Jahr um Weltenbau. Das nehme ich zum Anlass, mir über den einen oder anderen Punkt zu diesem ziemlich vielseitigen Thema Gedanken zu machen. Als Beispiel verwende ich die Welt, in der Die Göttin der Helden spielt (erscheint voraussichtlich im Dezember 2019). Die wächst seit über zehn Jahren vor sich hin, entwickelt mit Inspirationen aus allerlei Quellen eine umfangreiche Geschichte und ist gerade dabei, mit Waypoint FiftyNine ins All aufzubrechen.

Aber zurück zu den Anfängen.

So könnten Orks aussehen

Ich weiß nicht, wie seriös die Zuordnung dieses Bildes zur Überschrift “Ork” ist, der Gute sieht “meinen” Orks allerdings ähnlicher als die meisten Standard-Fantasy-Abbildungen zum Thema; Quelle: Wikipedia

Über Orks

Ein Markenzeichen der Fantasy sind die „Völker“, die sich auf den einschlägigen Welten tummeln. Nicht auf allen natürlich, und ich bin selbst eher zurückhaltend, wenn es um den Einsatz von Elfen, Zwergen und dergleichen geht. Allermindestens kriegen sie neue Namen, und das führt in der Regel dazu, dass sich das ganze Volk vom klassischen Vorbild wegentwickelt. Was meistens sinnvoll ist. Warum habe ich also auf der oben erwähnten Welt trotzdem Orks herumfliegen?

Es lebe das Klischee

Vor vielen Jahren habe ich eine Fantasy-Kurzgeschichte geschrieben, die dann auch veröffentlicht wurde (erinnert sich noch jemand an INTRAG?). Als Aufhänger hatte ich ein rotes Stoffnilpferd und das Thema der Ausschreibung, Traumland (gebraucht bei Amazon). Meine Hauptfigur träumte also von einer unbekannten Welt, in der sie als große Heldin alle Abenteuer besteht. Sie war mit einer etwas begriffsstutzigen einheimischen Drachenreiterin unterwegs, um die wichtigen Leute dieser Welt vor der herannahenden Katastrophe zu warnen. Die Drachenreiterin – wie gesagt, etwas begriffsstutzig – wollte auch eine Horde primitiver Unsympathen warnen.

Wie mache ich als Autorin kurz und schmerzlos diesen kulturellen Hintergrund klar? Ich lasse die Drachenreiterin zu „den Orks“ fliegen.

Damit wusste ich also, dass es die in der besagten Welt gibt, neben allerlei anderen Völkern und Organisationen mit coolen Namen. Ich bin allerdings nicht davon ausgegangen, dass die Sache noch größere Formen annimmt.

Andockmanöver der Welten

Lange Zeit tat sich auf dieser Welt nichts, dann wollte ich einen Anlauf zum Hohlbein-Preis nehmen. Zu diesem Zweck nahm ich mir ein Buch vor, das ich als Jugendliche gern gelesen habe, und machte mich daran, es in einen Fantasy-Roman umzuarbeiten (beginnend mit: „Ich unterziehe die Hälfte der Belegschaft einer Geschlechtsumwandlung“ – aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden). Dazu gehörte für mein Empfinden eine Portion Magie, und damit sich das Ganze noch in etwa wie die Vorlage anfühlte, bekamen meine HeldInnen ein Fluggerät, das Teil eines weltweiten Verkehrssystems war.

Unterweges sollte einer der strahlenden Helden zeigen, wie vorurteilsfrei er doch ist. Also brauche ich wieder einen Instant-Unsympathen – einen Ork. Der tauchte diesmal an einem internationalen Flughafen auf und ein Mitarbeiter dort machte sich darüber lustig, dass die Pelzviecher doch eigentlich zum Mond wollten, das aber nicht schafften.

Die noch nicht näher definierte Welt hatte nun also nicht nur Orks, sondern fliegende Orks mit Mondfahrt-Programm. Wie gesagt gehe ich mit Fantasy-Völkern eher sparsam um. Deshalb war es nicht mehr weit zu der Erkenntnis, dass das neue Abenteuer wohl in der Welt des „Traumlands“ spielt, nur ein paar Tausend Jahre später. Der eine pelzige Flieger hat mir also ein ganzes Paket an Vor- und Frühgeschichte sowie eine Organisation mit coolem Namen angeliefert.

Weg von den Instant-Schurken

Jetzt arbeite ich an Die Göttin der Helden. Chronologisch liegt dieses Abenteuer zwischen der Drachenreiterin und dem Ork-Flieger. Ein langjähriger Krieg zwischen den Orks und den benachbarten Menschen ist gerade zu Ende gegangen, verschiedene Interessengruppen machen sich daran, die Welt neu zu sortieren. In dieser Situation bekommen die Orks mehr Raum – sie heißen aber immer noch so, es sei denn, mir fällt ein guter eigensprachlicher Name ein – und es wird vermutlich klar, wie sie zu ihrem Ruf als primitive Unsympathen gekommen sind. Wie berechtigt er ist, und wie viel sympathischer und zivilisierter die Menschen sind, bleibt abzuwarten.

Der Mond und die dazugehörige Göttin spielen bereits eine große Rolle. Wahrscheinlich wird es auch um die Ursprünge des Mondfahrprogramms gehen. An die wichtigen Leute und die Organisation mit coolem Namen denkt in ihrer Welt inzwischen niemand mehr.

Vor ein paar Jahren entstand im NaNoWriMo ein weiteres Romanprojekt mit einem Ork als Helden. Der fliegt zwar nicht, sondern er singt, hat aber immer noch mit vergleichbaren Vorurteilen zu kämpfen wie seine beiden Vorgänger. Eventuell tritt er demnächst in diesem Theater in einem Artikel zu den Musikern seiner Welt auf.

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