Ich war gerade mal wieder solo. Mein Ex war mit seiner Neuen sonst wohin gezogen, und ich hatte mir einen Tapetenwechsel verordnet. Eine Kreuzfahrt war bei meinem Etat nicht drin. Es wurde also trotz Winterwetter das Ferienhaus einer Kollegin im Schwarzwald. Das kam meinem aktuellen Bedürfnis entgegen, möglichst keine Männer zu Gesicht zu bekommen. Mit neuen Bekanntschaften hatte ich es so gar nicht eilig. Und in diesem niedlichen Dorf in der Mitte von Nirgendwo ließ es sich leicht einrichten, dass ich außer der Bäckersfrau plus Tante Emma überhaupt keinen Menschen traf.
Tagsüber wanderte ich durch den Wald und träumte von Märchenprinzen. Die gab es nur in meiner Einbildung, und andere Leute kamen hier nicht vorbei. Manchmal sah ich Spuren, die zeigten, dass doch jemand hier gewesen sein musste, sei es der Förster im Jeep oder eben doch der Märchenprinz auf seinem weißen Ross.
Während ich so vor mich hinwanderte und träumte, spielte ich in der Jackentasche mit einem Anhänger, den mir besagter Ex geschenkt hatte. Alles andere hatte er anhand seiner akribischen Buchführung aufgelistet und zurückverlangt, nur dieses Teil nicht. Vielleicht war es ihm doch zu peinlich gewesen. Es war ein goldener Tropfen, etwa so groß wie meine Fingerkuppe.
Eines Tages war er damit angekommen. »Das ist von meiner Oma. Die meinte, ich soll es dir schenken.«
»Danke schön. Was verschafft mir die Ehre?« Patrick erzählte normalerweise nicht von seiner Familie. Schon gar nicht hatte er mich bei ihnen vorgestellt. Jetzt gab es also plötzlich eine Oma.
»Ach, die ist schon völlig gaga. Weißt du, wo sie das Ding herhaben will?«
Natürlich nicht. »In der Tombola gewonnen?«
Patrick schüttelte den Kopf. »Viel schlimmer. Ein Geisterfrosch hat ihr angeblich gezeigt, wo ein Schatz liegt.«
* * *