Geschichten und Musik

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Mit Chili, ohne Carne

Ein Projekt, das diese Woche fertig wird, dreht sich um eine Party mit leckerem Essen. Also gibt es zum Vorfreuen und Tomaten verarbeiten ein Beispiel, was auf dem Fest-Büffet auftauchen könnte – mit Chili, ohne Carne.

Mit Chili, ohne CarneTomatensuppe mit Bohnen

  • 2 EL Olivenöl
  • 2 Zwiebeln, fein gehackt
  • 3 Knoblauchzehen, fein gehackt
  • 1-2 mittelscharfe Chilis, Samen entfernt, fein gehackt
  • ½ TL Kreuzkümmel
  • 600 ml Gemüsebrühe
  • 200 ml Passata
  • 400 g Tomaten, Samen entfernt, fein gehackt
  • 400 g Augenbohnen aus der Dose, abgetropft
  • Oregano
  • 1 Prise Zucker
  • Saft von 1 Limette
  • grüner Koriander
  • Salz und Pfeffer

 

Das Olivenöl bei mittlerer bis schwacher Hitze in einem Topf erhitzen. Die Zwiebeln darin anbraten, bis sie weich werden. Knoblauch, Chili und Kreuzkümmel einrühren.

Brühe und passierte Tomaten angießen, dann die frischen Tomaten, die Bohnen, den Zucker und den Oregano hinzufügen. Mit Salz und Pfeffer würzen, aufkochen und 10 Minuten leise köcheln.

Vom Herd nehmen, Limettensaft und Koriander einrühren.

Nach Wunsch mit saurer Sahne und eventuell noch mehr gehackten Kräutern servieren.

Bild: Marco Verch via Flickr, CC BY 2.0

#bücherhamstern – 1x Krimi, 1x Fantasy

Immer noch unter dem Motto #bücherhamstern habe ich mir auf Empfehlung aus dem Netz 1 x Krimi und 1 x Fantasy geholt, als Lesefutter für ein paar entspannte Tage über Fronleichnam.

#bücherhamstern - 1x Krimi, 1x FantasyDie schwarze Madonna

von Noah Sow ist ein afrodeutscher Heimatkrimi, erschienen bei BoD. Damit ich mich nicht in Spoiler verstricke, fasse ich mich möglichst kurz. Wer das Genre mag, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen. Es gibt eine fähige Ermittlerin, die Kaufhausdetektivin Fatou Fall, bayrisches Landleben und eine ausführliche Frisuren-Session. Nach den gängigen Marketing-Theorien sind die Hauptfigur und ich uns so unähnlich, dass ich mich mit ihr ü-ber-haupt nicht identifizieren können sollte. Komischerweise stört das beim Lesen so gar nicht, im Gegenteil

Das Blut fließt in diesem Krimi nicht gerade literweise, was in meinen Augen ein Vorteil ist. Die Bösewichte sind einigermaßen erwartbar; das kann man als Manko ansehen, oder auch als eine der Genrekoventionen, mit denen gespielt wird. So kommt auch der berühmte Anruf von Scotland Yard. Auch das Familienleben der Ermittlerin wird ausführlich beleuchtet, was ein paar interessante Nebenfiguren auf den Plan ruft.

Von mir aus könnte Fatous zweiter Fall demnächst kommen.

#bücherhamstern - 1x Krimi, 1x FantasyMaresi – Das Lied der Insel

von Maria Turtschaninoff ist ein High-Fantasy-Roman mit vergleichsweise wenig epischem Gemetzel, erschienen bei Heyne. Die Originalsprache ist ausnahmsweise nicht Englisch, sondern Schwedisch, übersetzt hat Hedwig M. Binder. Die Titelheldin wächst in einem Kloster auf, und ich bin schwer beeindruckt davon, wie faszinierend dieses regelmäßige Leben beschrieben wird. Natürlich bleibt es nicht beim friedlichen Idyll, die Heldin muss schwierige Entscheidungen treffen, um ihr Zuhause zu retten. Möglicherweise sind auch hier die Schurken gar zu finster und eine Wendung etwas klischeehaft geraten. Der Kern der Geschichte ist allerdings ein anderer, und der wird genau richtig beleuchtet. Es gibt einen weiteren Band der Reihe mit dem Titel Naondel, der allerdings noch nicht auf Deutsch erschienen ist.

Beide Bücher gibt es als Print wie auch als E-Book, im stationären Buchhandel oder online. Wer Abenteuer ohne Liebesgeschichte zu schätzen weiß, ist mit beiden gut bedient.

#52Katzen – Update

#52Katzen - UpdateVon der Reihe #52Katzen im Machandel-Verlag war hier schon mehrfach die Rede und es wird Zeit für ein Update, denn sie läuft fröhlich weiter. Im Mai sind mehrere Zigarettenpausen-Bücher erschienen, im Juni gibt es drei etwas größere Büchlein. Bereits erhältlich (über die Buchhandlung des Vertrauens) ist Caballero Kater del Agua, eine Kurzgeschichte von Susanne Eisele. Demnächst folgt Der Kater der Magierin von Tanja Rast.

Wie auf der oben verlinkten Seite zu lesen ist, hat das Projekt sich im Laufe der Zeit immer weiter ausgebreitet. Von Katzen aller Art kann mensch schließlich nicht genug bekommen. Deshalb läuft auf den diversen Online-Kanälen des Verlags – hier zum Beispiel – die Aktion „Katze der Woche“. Dort erzählen noch etliche andere Samtpfoten, die nicht in der Reihe landen konnten, ihre Geschichte. Gutaussehend, wie sie sind, sollen sie ein eigenes E-Zine bekommen, natürlich eins, das international beachtet wird. Ein Kickstarter-Projekt soll dafür sorgen, dass eine angemessene Übersetzung ins Englische finanziert werden kann.

Wie hier schon das eine oder andere Mal erwähnt, bin ich in der Katzenreihe auch mit zwei Büchern vertreten. Von Numero 1 ist inzwischen die lektorierte Fassung zurückgekehrt. Es soll im Juli erscheinen, deshalb muss es jetzt eher schnell gehen. Trotzdem hoffe ich, bei der Überarbeitung noch den einen oder anderen aus der Blogreihe von Alpakawolken einbauen zu können. Schließlich spielt in diesem Abenteuer auch eine Art Weltraum-Kolonialismus eine Rolle, und ich zweifle immer mal wieder, ob ich in jedem Fall in die richtige Schublade gegriffen habe.

Vermutlich kommt dazu in den nächsten Tagen nochmal was, dann geht es wieder weiter mit einer Eskapismus-Geschichte.

Bild: Karl Werner

 

Virtuelles Konzert Nr. 4 – Sowjetisches

Heute gibt es wieder ein virtuelles Konzert, inzwischen Nr. 4, mit Musik von einem sowjetischen Komponisten. Über Reingold Morizewitsch Glier – er schrieb sich mitunter auch “Glière” – bin ich in der Übersetzung gestolpert, die ich zur Zeit lektoriere, und muss gestehen, dass ich noch nie von ihm gehört hatte. Nun sind einige seiner Werke politisch inzwischen überholt, etwa die “Fantasie zum Feiertag der Komintern” für Blasorchester von 1924. Andere sind, in meinen Ohren jedenfalls, besser gealtert und weltanschaulich auf den ersten Blick weniger verdächtig.

Hier also eine kleine Auswahl:

Sinfonie für russische Volksinstrumente F-Dur, op. 80 – ist leider nicht zu erkennen, wer alles mitspielt.

“Hymne der großen Stadt” – hier vor illustrem Publikum

Konzert für Waldhorn und Orchester – eher weiter verbreitet als die anderen

Für den Fall, dass jemand noch nicht genug hat:

3. Sinfonie “Ilja Muromez” – unser Held wird mit Met geheilt.

 

Wolfenbütteler Gespräch 2019 – Nachlese Teil 1

Wolfenbütteler Gespräch - Nachlese Teil 1

Das diesjährige Wolfenbütteler Gespräch begann für mich wegen einer Zugverspätung mit dem traditionellen Abendessen im Wok-In am Bahnhof. Das ist gleich die erste Gelegenheit, ein paar neue Kolleginnen kennenzulernen. In diesem Fall Christine Diefenbacher, Jeannette Bauroth und Anja Lerz.

Auf dem Weg zum Lesefest in der Schünemannschen Mühle bot das Maifest auf dem Stadtmarkt ein musikalisches Kontrastprogramm.

Im ersten Leseslot habe ich mir Claudia Buchholtz mit Der König der Pinguine von Ned Zeman angehört. Darin geht es um den Schweizer Fotografen Bruno P. Zehnder, der sich auf Kaiserpinguine spezialisiert hatte. Er starb auf der Jagd nach einer letzten Fotostrecke und wurde im Beisein einer Abordnung der nächstgelegenen Kolonie auf der Buromski-Insel bestattet. Welche Schlüsse wird wohl die Archäologie einer fernen Zukunft aus diesem Gräberfeld ziehen?

Im zweiten Programmteil vor der Pause las Christian Hansen aus Die Prinzessin Primavera von César Aira. Die Titelfigur übersetzt Unterhaltungsromane, und in Anbetracht des Publikums nahm ihre Berufsauffassung in der Lesung breiten Raum ein. Die Handlung dreht sich allerdings um ihre Auseinandersetzung mit ihrem ewigen Widersacher General Winter.

Nach der Pause war Karen Nölle an der Reihe, die schon beim PAN-Branchentreffen auf dem Podium vertreten war. Diesmal ging es allerdings nicht um Phantastik, sondern um Naturbeobachtung: Pilger am Tinker Creek von Annie Dillard. In dem betreffenden Ausschnitt machten die weit reisenden Monarchfalter bei der Erzählerin Station.

Damit war allerdings meine Aufnahmefähigkeit für diesen Abend erschöpft. Und das zweite Glas Wein hat nicht wirklich weitergeholfen. Also machte ich mich über das oben erwähnte Maifest – inzwischen mit Lightshow – auf den Weg zurück ins Hotel.

Fortsetzung folgt.

Repair-Café in Reichelsheim

Repair Café in Reichelsheim

Der Patient

Gestern habe ich eine neue Institution kennengelernt: das Repair-Café in Reichelsheim. Ich habe nämlich ein neues Spielzeug bekommen, das schon einige Abenteuer hinter sich hat. Das sieht vielleicht schlimm aus, aber das Innenleben des guten Stückchens scheint noch ganz intakt zu sein. Daher suchte ich einen Menschen, der bereit wäre, es zu reparieren, ohne mir nebenbei ein neues aufzuschwatzen. In der Zeitung stand der Hinweis auf das oben genannte Repair-Café, das immer am dritten Samstag im Monat stattfindet – praktischerweise gestern. Daraufhin habe ich den Patienten eingepackt und bin einmal hingefahren.

Wann und wo

Veranstaltungsort ist das Haus der Vereine in der Bismarckstraße. Auf der Suche danach ist mir auch gleich wieder eingefallen, dass bei den Märchentagen auf dem dazugehörigen Parkplatz ein Metstand untergebracht ist. Geöffnet ist das Repair-Café ab 14.00 Uhr, und es kommt offenbar gut an. Wie in dem Zeitungsartikel angekündigt, hatte ich gemütlich Zeit, einen Kaffee zu trinken. Sehr appetitanregend aussehenden Kuchen gab es ebenfalls, den habe ich mir aber heldenhaft verkniffen, weil ich abens noch zu einem Geburtstag eingeladen war.

Sowohl beim Publikum als auch bei den Helfer*innen waren verschiedene Altersgruppen vertreten. Neben freundlichen Menschen, die sich um Elektrogeräte in allerlei Formen und größen kümmerten, gab es auch eine Nähstation, an der neue Reißverschlüsse eingebaut und Strümpfe gestrickt wurden.

Nachdem ich eine Weile das Kommen und Gehen beobachtet und dabei eine Bekannte getroffen hatte, konnte ich einem jungen Mann mein Problem schildern und bekam Tipps, wie weiter vorzugehen wäre. Auf diesem Weg bin ich jetzt. Wenn alles klappt, wird aus dem Spielzeug demnächst ein Werkzeug.

Neues Spiel, neue Erfahrung

Es hat mir aber auch so schon einen gewissen Aha-Effekt beschert. Denn ich übersetze zwar Computerspiele, ich spiele aber keine. Der Herr, der mir das Gerät überlassen hat, musste aber vorher noch eins installieren. Das Ding macht leider süchtig, folglich habe ich das lädierte Display beim Schnecken abschießen noch ein bisschen weiter eingedrückt. Dafür habe ich jetzt einen Eindruck davon, wo diese Marketing- und Ingame-Texte am Ende landen. Sie sind in der Tat genauso nervig, wie sie beim Übersetzen wirken. Trotzdem kann ich die Finger kaum davon lassen.

Das Repair-Café werde ich wahrscheinlich bald wieder besuchen. Im Lauf der Veranstaltung sagte jemand: „Schade, dass ich nichts zu reparieren habe.“ Dieses Gefühl kann ich auch nach einem Besuch schon ganz gut nachvollziehen.

 

 

Die von Meara Finnegan gestartete Blogreihe über Heldinnen der Phantastik hat einen neuen Beitrag, seit gestern bei Gwees Bücherwelt. Es geht diesmal um eine gestaltwandelnde Automechanikerin mit dem passenden Namen Mercedes. Wer bei Urban Fantasy nicht unbedingt Romantik erwartet, ist bei der Autorin Patricia Briggs offenbar an der richtigen Adresse.

Die deutsche Übersetzung stammt von Vanessa Lamatsch – wenn wir schon beim Sichtbarmachen häufig unbeachteter Heldinnen sind.

Musik bei der Arbeit

Ich sitze gerade an einer Übersetzung aus dem Niederländischen. Weder kulinarisch noch musikalsich, sondern ein Organisationsratgeber. Immerhin empfiehlt der Autor, um Ablenkungen durch andere zu vermeiden, die Kopfhörer aufzusetzen und Musik laufen zu lassen.

In den Flow singen

Zumindest in diesem Punkt kann ich ihm absolut zustimmen. Instrumentalmusik ist natürlich bestens geeignet. Für mich funktioniert aber auch Gesang, wenn ich weiß, dass ich den Text nicht verstehen muss. Zum Beispiel Kalakan, die baskisch singen. Dazu kann ich mich prima in eine längere Übersetzung wie dieses Büchlein stürzen.

Da der Start in den NaNoWriMo nicht mehr weit ist, liegt der Gedanke nahe, diesen Tipp, um in den Flow zu kommen, auch für den Schreibmarathon zu verwenden. Etliche AutorInnen stellen sich passend zu ihrem Romanprojekt eine Playlist zusammen. Ich empfinde das als weniger hilfreich, abgesehen vom Schreiben in der Bahn. Da blendet die Musik allzu mitteilungsbedürftige Mitreisende recht gut aus.

Das MP-3-Orakel

Zu Hause dient mir die beachtliche Sammlung in meinem Player als MP3-Orakel. Diese großartige Erfindung von Sabrina Železný (soviel ich weiß) eignet sich hervorragend als Schubser von der Leitung, wenn ich an einer Stelle nicht weiterkomme. Ich formuliere das Problem und klicke vorwärts zum nächsten zufällig ausgewählten Titel.

So banale Fragen wie: „Ist diese Nebenfigur männlich oder weiblich?“, entscheide ich anhand dessen, wer als nächstes spielt. Bei dem beliebten Ergebnis „Unbekannt“ kann ich entweder weiterklicken oder mir etwas anderes einfallen lassen.

Abseits der Gleise

Bei Plotfragen im engeren Sinn hilft mir der Titel des nächsten Stücks weiter. Vorschläge wie The Naked Man in the Whirlpool oder A Short Prayer for the Bishop of Greenland führen schon ganz gut um das eine oder andere Plotloch herum. Bei generischen Titeln oder Satzbezeichnungen muss schon mal der Komponist oder seine Auftraggeberin herhalten. So habe ich zu Details der Nebenwelt in meinem fantastischen Kurzroman Silberschimmer gefunden.

Wenn mich der Zufallsgenerator zu Kalakan führt oder zu Enkhjargal Dandarvaanchig, liegt der Anstoß für die Inspiration nicht direkt auf der Hand. Dann gehe ich entweder auf die Suche nach einer Übersetzung – kann einige Zeit dauern, das ist im NaNo kontraproduktiv – oder ich lasse das Stück für sich klingen.

Konkrete Pläne

Geplant habe ich für diesen November wieder einmal zwei Schreibprojekte. Ich werde nicht für jedes 50.000 Wörter schreiben, will aber möglichst nahe herankommen.

Projekt Nr. 1 trägt den Arbeitstitel „Die Alten Riesen“, Portalfantasy mit Lehrerin im Ruhestand, schwertschwingendem Geist und erfolglosem Comiczeichner. Die Vorbereitungen sind schon recht weit gediehen, bis zum 31. Oktober muss ich vor allem noch entscheiden, in welche Nebenwelt das Portal führen soll.

Projekt Nr. 2 heißt vorerst „Buntspecht und Anton“. Es handelt sich um das noch zu schreibende Katzen-Abenteuer für den Machandel-Verlag.

Buddha Passion

Traditionelle Instrumente im modernen Kontext haben auch in einer Übersetzung eine Rolle gespielt, die in diesem Frühjahr entstanden ist. Es handelte sich um das Programm zur Universaloper Buddha Passion des chinesischen Komponisten Tan Dun, unter anderem bekannt für die Filmmusik zu Tiger and Dragon. Die Welturaufführung fand am 23. Mai bei den Dresdner Musikfestspielen statt und wurde vom Publikum begeistert aufgenommen.

Pipa

Im dritten Akt, der sich um die opferbereite Prinzessin Miaoshan dreht, tritt Wenqing Shi als Tänzerin auf. Sie spielt auch eine Form der chinesischen Laute, der Pipa, die in den der Oper zugrunde liegenden Wandmalereien in den Dunhuang-Grotten zu sehen ist. Etwa in der Zeit, in der die Grotten entstanden und belebt waren, entwickelte sich die Pipa unter Einflüssen aus Persien entscheidend weiter. Die Spielhaltung war noch immer horizontal, aber statt der Fingernägel wurde häufiger ein Plektrum verwendet, das Instrument hatte nur noch vier Saiten statt wie früher fünf. Die Anzahl der Bünde war noch deutlich geringer als heute. Sie änderte sich erst im 20. Jahrhundert durch die Anpassung an die westliche Tonskala.

Chinesische Laute

Pipa, horizontal gespielt

Pferdekopfgeige

Im fünften Akt „Herzsutra“, der die Begegnung eines Sängermönchs mit einer Frau aus dem Westen beschreibt, tritt der Obertonsänger Batubagen in Erscheinung. Er spielt die mongolische Pferdekopfgeige oder Morin khuur, ein Streichinstrument mit zwei Saiten. In früheren Zeiten waren diese aus Pferdehaar, heute wird eher Nylon. Auch der traditionell mit Tierhaut überzogene Korpus wird inzwischen meist ganz aus Holz gefertigt.

Morin Khuur

Mongolische Pferdekopfgeige

Batubagen ist auch mit der mongolischen Band Hanggai unterwegs, die 2010 in Wacken zu hören war. Ein gutes Beispiel für die Vielseitigkeit traditioneller Instrumente und ihrer SpielerInnen.

Wer dieses Jahr zufällig noch nach Melbourne oder Hongkong kommt, kann Buddha Passion live hören.

Siehe auch: Tanzen und S(pr)ingen

Menschentürme

Bei meiner letzten größeren Übersetzung von 2017 handelte es sich um einen Kulturreiseführer für Katalonien. Nein, zum Thema Separatismus werde ich jetzt nicht mehr schreiben, als dass die Hauptakteure sich bisher allenfalls mit Rum bekleckert haben. Hier soll es um angenehmere Dinge gehen, nämlich um Musik und Essen, wie es sich gehört, und außerdem ums Türmebauen.

Castells

Fangen wir mit Punkt 3 an. Castells – Menschentürme – bauen ist eine typische Sportart in Katalonien, die seit 2010 als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt ist. Mit Rivalitäten zwischen Ortschaften und Vereinen (Colles), Ranglisten und Fernsehübertragungen hat es in der Tat einiges von Mannschaftssport – ganz abgesehen von den körperlichen Voraussetzungen und dem dazugehörigen Training. Auf einem Fundament von auch schon mal meheren Hundert Menschen werden mehrere Stockwerke aus bis zu vier Personen aufgebaut. Daran turnt ein besonders leichter Teilnehmer, meist ein Kind, hinauf und gibt das Zeichen, dass der Aufbau beendet ist. Dann wird ebenso zügig wieder abgebaut.

Dass sich am Fundament mehr oder weniger zufällig anwesende Zuschauer beteiligen (Noyes, 208), war in den Anfangszeiten dieser Tradition im 19. Jahrhundert vielleicht üblich. Aktuelle Videos zeigen allerdings auch die Basis in Vereinsfarben und in koordinierter Aufstellung. Wer es auf Reisen trotzdem ausprobieren möchte, kann bei den Minyons in Terrassa am Training teilnehmen.

Turmbau zu Hangzhou

Abgesehen davon sind in den vergangenen Jahren auch etliche Colles außerhalb Kataloniens entstanden, häufig gegründet von katalanischsprachigen Gemeinschaften vor Ort. In Deutschland gibt es zum Beispiel die Xiquets de l‘Alster in Hamburg im Rahmen des katalanischen Kulturvereins El Pont Blau. Einen anderen Hintergrund haben die Xiquets de Hangzhou in China: Sie wurden 2010 als Betriebssportgruppe eines Textilunternehmens gegründet, in engem Austausch mit einer Truppe aus Valls, sozusagen der Heimat der Castells. (Hier sind sie bei einem Wettbewerb in Tarragona zu sehen.) Inzwischen dient das Türmebauen also nicht mehr nur der Bildung einer lokalen oder regionalen Gemeinschaft, sondern auch der Verbindung in alle Welt – sei es zu den Freunden „zu Hause“ oder zu Gleichgesinnten aus ganz anderen Ecken.

Geschichte …

Aber bei allem Punktezählen und Schutzhelmtragen sind dem Ganzen doch noch die Ursprünge in einer Tanzform anzumerken. In den meisten Quellen wird die Entstehung der Castells auf den „Ball de Valencians“ aus dem späten 18. Jahrhundert zurückgeführt. Dieser enthielt bereits akrobatische Figuren, bei denen die Tänzer einander auf die Schultern steigen. Noyes (207) beschreibt das als „vehicle for male display“. Im Lauf des 19. Jahrhunderts verselbständigten sich diese Figuren, und die ersten Türme bauenden Truppen zogen von einem lokalen Fest zum nächsten, um ihre Kunst zu zeigen und nach Möglichkeit auch Geld dafür zu bekommen.

… und Musik

Aus diesen Anfängen heraus ist es nicht verwunderlich, dass auch heute noch Musik zum Türmebauen gehört. Die typische Begleitband einer Colla Castellera besteht aus beliebig vielen Gralles (Schalmeien) und Timbales (Trommeln). Gespielt werden meist bestimmte Stücke passend zu den einzelnen Abschnitten eines Treffens der Castellers, von der Eröffnung des Festes am Morgen über den Einzug auf dem Platz bis zum gemeinsamen Abschluss beim „vermut“. (Hier gibt es Hörbeispiele.)

Während des Hauptteils der Veranstaltung haben die ziemlich durchsetzungsfähigen Instrumente eine wichtige Aufgabe zu erfüllen: Sie informieren die Zuschauer, vor allem aber auch die Teilnehmer in den unteren Etagen des Turms, wie weit der Aufbau gediehen ist und wann der Abbau beginnt. Das Standard-Stück für diese Gelegenheit, der „Toc de Castells“, ist in entsprechende, gut erkennbare Teile gegliedert.

Selbstverständlich haben die Grallers und ihre Instrumente noch mehr drauf. Darum wird es dann in einem anderen Artikel gehen, ebenso um den Ball de Valencians und weitere Tänze mit ihrer Begleitmusik.

Literatur: Noyes, D. 2001. „Festival and the Shaping of Catalan Community“, in D. Keown, A Companion to Catalan Culture, Woodbridge: Tamesis.

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