Traditionelle Instrumente im modernen Kontext haben auch in einer Übersetzung eine Rolle gespielt, die in diesem Frühjahr entstanden ist. Es handelte sich um das Programm zur Universaloper Buddha Passion des chinesischen Komponisten Tan Dun, unter anderem bekannt für die Filmmusik zu Tiger and Dragon. Die Welturaufführung fand am 23. Mai bei den Dresdner Musikfestspielen statt und wurde vom Publikum begeistert aufgenommen.

Pipa

Im dritten Akt, der sich um die opferbereite Prinzessin Miaoshan dreht, tritt Wenqing Shi als Tänzerin auf. Sie spielt auch eine Form der chinesischen Laute, der Pipa, die in den der Oper zugrunde liegenden Wandmalereien in den Dunhuang-Grotten zu sehen ist. Etwa in der Zeit, in der die Grotten entstanden und belebt waren, entwickelte sich die Pipa unter Einflüssen aus Persien entscheidend weiter. Die Spielhaltung war noch immer horizontal, aber statt der Fingernägel wurde häufiger ein Plektrum verwendet, das Instrument hatte nur noch vier Saiten statt wie früher fünf. Die Anzahl der Bünde war noch deutlich geringer als heute. Sie änderte sich erst im 20. Jahrhundert durch die Anpassung an die westliche Tonskala.

Chinesische Laute

Pipa, horizontal gespielt

Pferdekopfgeige

Im fünften Akt „Herzsutra“, der die Begegnung eines Sängermönchs mit einer Frau aus dem Westen beschreibt, tritt der Obertonsänger Batubagen in Erscheinung. Er spielt die mongolische Pferdekopfgeige oder Morin khuur, ein Streichinstrument mit zwei Saiten. In früheren Zeiten waren diese aus Pferdehaar, heute wird eher Nylon. Auch der traditionell mit Tierhaut überzogene Korpus wird inzwischen meist ganz aus Holz gefertigt.

Morin Khuur

Mongolische Pferdekopfgeige

Batubagen ist auch mit der mongolischen Band Hanggai unterwegs, die 2010 in Wacken zu hören war. Ein gutes Beispiel für die Vielseitigkeit traditioneller Instrumente und ihrer SpielerInnen.

Wer dieses Jahr zufällig noch nach Melbourne oder Hongkong kommt, kann Buddha Passion live hören.

Siehe auch: Tanzen und S(pr)ingen