Musik spielt in vielen phantastischen Welten eine große Rolle. Manche entstehen sogar erst, indem die zuständige Schöpfergottheit singt bzw. spielt. Das tun die Regenbogenleute nicht, die landen eines Tages auf der fertigen Welt Derevindia und machen sich dort breit. Wenn es so weit ist, liegt die Musik auf der Grenze zwischen dem blauen und dem Indigo-Haus.

Mehrere Jahrtausende Musikgeschichte

Aber natürlich wurde in Derevindia schon vorher gesungen und gespielt. In den alten Zeiten, als die Drachenreiterin die Orks vor dem drohenden Ende der Welt warnte, gab es die Mondaresse von Sulihah, eine Schule für Künstlerinnen. Dort wurden unter anderem Sängerinnen und Spielerinnen eleganter, langhalsiger Zupfinstrumente unterrichtet. Da ich aus diese Zeit bisher noch nicht mal ein Viertel Abenteuer geschrieben habe, kann ich darüber auch kaum etwas erzählen. Vielleicht wird Der Schlüssel zum Abenteuer eines Tages fertig, dann kommen auch die Mondaresse und ihre Schülerinnen zu Ehren.

Mehrere Tausend Jahre später ist Gorja, die Hauptfigur in Die Göttin der Helden, eine Musikerin aus dem fahrenden Volk der Danzy. Sie spielt eine Art Laute und hat eine sehr spezielle Stimme.

Shmeerps

Wie „eine Art Laute“ und die „eleganten, langhalsigen Zupfinstrumente“ zeigen, sind Musikinstrumente die idealen Kandidaten für Shmeerps. Das bezieht sich auf einen Ausspruch, der dem amerikanischen SF-Autor James Blish zugeschrieben wird: Wenn das Wesen aussieht wie ein Kaninchen und sich verhält wie ein Kaninchen, wird es nicht dadurch zum Alien, dass man es Shmeerp nennt.

Nun wurden auf dieser unserer Welt im Laufe der Jahrtausende schon eine Menge Musikinstrumente erfunden, mit einem Namen versehen, weiterentwickelt, von anderen Kulturen übernommen, auf ferne Kontinente exportiert und zwischendrin immer mal wieder mit einem neuen Namen versehen. Die Wahrscheinlichkeit ist also recht gering, dass mir ein völlig neues Instrument einfällt, das sich auch noch sinnvoll in seine Roman-Umgebung einfügt. Selbst das Brontosaurophon gibt es schon.

Ich statte also meine Figuren mit Instrumenten aus, die (ähnlich) bei Hornbostel und Sachs beschrieben und benannt sind. Wenn ich dafür einen neuen Namen erfinde, habe ich ein Shmeerp. Verwende ich den Namen, der unter Terranern dafür gebräuchlich ist, hole ich mir damit ein Päckchen Kultur in die Geschichte, und muss mir überlegen, ob es das richtige ist.

Weltenbau - Musik

Es könnte sich hier um ein Shmeerp handeln

Wie soll es denn nun heißen?

Nehmen wir an, Gorjas Laute sei dreieckig und habe zudem drei Saiten. Wenn ich das Gerät „Laute“ nenne, fällt das Wort beim Lesen nicht auf, das Aussehen gerät in Vergessenheit und stört, wenn es später doch einmal erwähnt wird. Schreibe ich stattdessen „Balalaika“, werden viele nicht nur beim ersten Lesen darüber stolpern und eventuell nach weiteren Russland-Klischees Ausschau halten. Die sind aber nicht vorgesehen.

Also wird es wahrscheinlich doch ein Shmeerp, mit der Erklärung, dass die Danzy eben solche Instrumente und folglich einen Namen dafür haben, die Sesshaften dagegen nicht. Damit habe ich die Sesshaften als „die Normalen“ definiert, nach deren Standards der Rest der Welt einsortiert wird. Das ist ganz nützlich, um sich beim Lesen in der Romanwelt zu orientieren, aber es muss nicht immer so sein.

Jetzt habe ich eine Menge Wörter über diesen einen Punkt zum Thema Musik und Weltenbau verloren und von vielen anderen noch gar nicht angefangen. Auf die werde ich wohl noch zurückkommen, sei es bei diesem Projekt oder bei anderen, die neue Perspektiven auf das Thema mit sich bringen.

Bild: Wilhelm Amandus Beer, Russischer Knabe mit Balalaika