Geschichten und Musik

Schlagwort: Ankündigung

Festivals und Fantasy

Heute gibt es nur einen kurzen Hinweis auf viele Festivals und eine Fantasy-Ausschreibung.

Unter dem Motto “Feier dein Festival zu Hause” organisieren etliche seuchenbedingt ausgefallene Festivals ein virtuelles Programm für den 21. bis 23. August. Es laufen verschiedene Shows, auf dem “Campingplatz” sind Challenges geplant. Damit das richtige Festival-Feeling aufkommt, kann man ein Paket mit Bändchen, T-Shirt und so weiter bestellen. Vom Erlös werden die Veranstalter*innen und Künstler*innen unterstützt, die finanziell ziemlich in die Röhre gucken.

In Sachen Fantasy wurde heute die Ausschreibung für einen neuen Preis bekanntgegeben. Er hört auf den sympathischen Namen KrePFL (Krefelder Preis für phantastische Literatur) und bringt nicht nur ein beachtliches Preisgeld mit sich, sondern auch einen Pentagondodekaeder. Wer seit dem 1. August 2018 ein Buch veröffentlicht bzw. eins für spätestens Mitte September dieses Jahres in den Startlöchern hat, kann hier sein Glück versuchen. Kurzgeschichten treten allerdings ausschließlich in der Jugend-Kategorie U18 an.

Tanzen und S(pr)ingen

Aus aktuellem Anlass gibt es mal wieder etwas Musiklastiges zu lesen, diesmal über sonderbare Instrumente.

Wie in der Terminliste angekündigt, findet am 10. Juni um 18.30 Uhr ein Konzert im Kronepark in Bensheim-Auerbach statt, mit Renaissance-Tänzen, unter anderem nach Arbeau und Negri. Es singt der Eventchor Bensheim, es tanzt der Historische Tanzkreis und es spielen acht unerschrockene MusikerInnen, meist auf Blockflöten. Dazu kommen Trommel bzw. Tamburin, Gitarre und Cello.

Historische Instrumente sind eher spärlich vertreten: Es sind Drehleier, Dudelsack und Portativ. Dabei ist „historisch“ oder auch „traditionell“ sowieso ziemlich relativ.

Aus dem 16. Jahrhundert, in dem die Tänze aufgezeichnet wurden, gibt es auch Quellen zu Musikinstrumenten und ihrer Verwendung. YouTube-Videos sind verständlicherweise spärlich, aber auch Originalinstrumente sind nur vereinzelt in Museen erhalten. Das sind dann vor allem solche, die überwiegend aus nicht biologisch abbaubarem Material bestehen. Sie gehörten in der Regel eher Leuten, die es sich leisten konnten, mal etwas aufzubewahren, was nicht mehr unmittelbar in Gebrauch war.

Die größte Gefahr für diese Instrumente war die wechselnde Mode. Oft lassen sich an Museumsstücken die Spuren späterer Umgestaltungen finden, mit denen das Instrument einer neuen Klangvorstellung angepasst werden sollte. Manchmal stellen sie sich auch als Fälschung aus dem 19. oder 20. Jahrhundert heraus, wie zum Beispiel ein Portativ im Instrumentenmuseum des Königlichen Konservatoriums in Brüssel. Es galt noch vor fünfzig Jahren als Original aus dem 17. Jahrhundert. Das wäre ohnehin recht spät gewesen, denn aus Bildern sind halbwegs glaubhafte Darstellungen der Mini-Orgeln schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts verschwunden, die letzte urkundliche Erwähnung erfolgte in einem Inventar Heinrichs VIII.

Wie beim Cembalo und bei der Blockflöte ist die Tradition für dieses Instrument also abgerissen und wurde erst mit dem neu entstandenen Interesse an Alter Musik im 19. Jahrhundert wiederbelebt. Als Grundlage dazu diente – in Ermangelung von Originalen, die man hätte nachbauen können – der aktuelle Stand der Technik im Orgelbau. Aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist ein Portativ mit zwei Registern – davon vermutlich eins mit Zungenpfeifen – erhalten (Museum Tholey). Beschrieben wird es allerdings als Nachbau eines Memling-Modells … (Koninklijk Museum voor de Schone Kunsten, Antwerpen).

Die Entwicklung ist hier also etwas anders verlaufen als beim Cembalo oder bei der Blockflöte, bei denen die Hersteller an vorhandene Instrumente anknüpfen konnten. Von dort aus wurden Neuerungen entwickelt, die den zeitgenössischen Hörgewohnheiten entsprechen, sei es in Sachen Lautstärke, um in großen Sälen mit Orchesterinstrumenten mitzuhalten, oder in Sachen Tonumfang – noch tiefer, noch chromatischer.

Beim Portativ kamen die Bemühungen, sich an den vorhandenen Abbildungen und anderen Quellen aus dem Mittelalter zu orientieren, eher später, mit der nächsten Welle des „Early Music Revivals“ ab den 1960er Jahren. Überlegungen zu Einsatzmöglichkeiten jenseits der Mittelalter-Musik und damit die Entwicklung neuer Klangvorstellungen für das Instrument kommen gerade in Gang. Man darf gespannt sein, was in den nächsten Jahren noch entsteht.

Siehe auch: “Der Pfarrer von Plön”, oder was?

“Der Pfarrer von Plön”, oder was?

Es wird höchste Zeit, mal wieder was Musikalisches zu verbreiten, und einen passenden Anlass gibt es auch: Les Escargots spielen am kommenden Samstag, 10. März 2018, beim Jubiläumskonzert des MGV Langenbrombach. Gefragt war „mal was anderes“. Wir spielen also mit unseren teils sonderbaren Instrumenten (siehe Titelbild) Tanzmusik aus dem 17. Jahrhundert.

Es handelt sich um vier Stücke aus dem ersten The English Dancing Master (1651), gesammelt und veröffentlicht von John Playford: Parsons Farewell, Scotch Cap, Jenny Pluck Pears und Gathering Peascods. Mindestens für zwei davon sind frühere Belege zugänglich. „Gathering Peascods“ zum Beispiel war schon im Fitzwilliam Virginal Book und in W. Ballet‘s Lute Book enthalten.

„Parsons Farewell“ hat sogar eine weitreichende europäische Karriere hinter sich. Mit hoher Wahrscheinlichkeit beginnt sie unter dem Titel „La Bourree“ bei Michael Praetorius (Terpsichore, 1612). 1626 erscheint das Stück – na gut, eine sehr ähnliche Melodie – in der patriotischen Sammlung Nederlandtsche Gedeck-Clanck von Adrian Valerius, ebenfalls mit der Überschrift „La Boree“, versehen mit einem Text, der diejenigen „in staet en macht“ daran erinnert, dass auch sie nicht nach Belieben schalten und walten können. Dazu gab es eine Tabulatur für Laute.

Deutlich später als bei Playford taucht „Bourée d‘Avignonez“ in der Sammlung Recueil de Plusieurs Vieux Airs von André Danican Philidor auf, der als Musiker und später Musikbibliothekar am Hof Ludwigs XIV. beschäftigt war. Einen Text gibt es hier nicht, dafür einen sechsstimmigen Satz, vermutlich für Rohrblattinstrumente.

Die Playford-Sammlung wurde bis ins 18. Jahrhundert immer wieder aufgelegt, und auch danach kamen Tänze in diesem Stil bei der zahlungskräftigen, städtisch geprägten Zielgruppe – das Vorwort der ersten Ausgabe richtet sich an die „Gentlemen of the Innes of Court“ – noch bestens an. Deshalb werden sie heute gern mit Jane-Austen-Verfilmungen in Verbindung gebracht. Danach scheinen sie aber relativ schnell aus der Mode gekommen zu sein, denn Cecil Sharp wird nachgesagt, er habe mit seiner Sammlung im frühen 20. Jahrhundert die Tradition der Country Dances „wiederbelebt“. Ob sie tatsächlich ausgestorben war, kann ich zur Zeit nicht nachvollziehen. Die Wiederbelebung war jedenfalls nachhaltig.

Einige Jahre später und ein paar hundert Kilometer weiter östlich wurden die Melodien und Tanzbeschreibungen von der deutschen Jugendmusikbewegung aufgegriffen. 1928 erschien die Sammlung Alte Kontratänze, die „Parsons Farewell“ unter dem Titel „Fietepaster (oder: Der Pfarrer von Plön)“ enthält. Mindestens bis End der 1960er Jahre, als das nächste Folk- bzw. Early-Music-Revival in die Gänge kam, wurde sie mehrfach nachgedruckt. Seit 1989 ist Altenglische Country Dances von Roswitha Busch-Hofer und Ferdinand Grüneis auf dem Markt, inzwischen wieder mit den ursprünglichen englischen Titeln und mit Anmerkungen zur mutmaßlichen historischen Aufführungspraxis.

Das Stück ist also weit herumgekommen. Bear McCreary, der es für die Musik zur Piratenserie Black Sails (ab 2014) verwendete, deklariert es in diesem Zusammenhang als „traditional sea shanty“. Einen weiteren Beleg dafür habe ich nicht gefunden, widerlegen lässt sich das angesichts der oben beschriebenen Wanderlust der Melodie allerdings auch kaum.

Mehr zum heutigen Lebensraum der Playford-Tänze findet sich zum Beispiel hier.

Nach dem Burgfest …

… nimmt man hier in Lindenfels alles Mögliche in Angriff. Bei mir wird es ein neues Blog.

Burg Lindenfels – schöneres Wetter haben wir derzeit nicht, die Lieferung ist für Samstag zugesagt.

Ab nächster Woche sollen auf dieser Seite Artikel zu historischen, fantastischen, musikalischen Themen erscheinen. Dazwischen kommt immer mal wieder etwas aus dem Odenwald oder einer anderen Gegend, wo es schön ist, echtes Essen (und Trinken), etwas zum Spielen und die Zeit vertreiben – kurz: Dinge, die das Leben angenehm machen.

Am Anfang bin ich noch mit Ausprobieren beschäftigt. Es wird also wohl auch mal das eine oder andere schiefgehen. Ich bemühe mich, das baldmöglichst zu beheben. In jedem Fall sollte spätestens alle zwei Wochen etwas Neues zum Lesen und Weiterverfolgen bereitstehen.

Schöne Grüße aus der Blogwerkstatt

Susanne

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