Gestern war Ökomarkt in Lindenfels, wie schon seit etlichen Jahren am ersten Sonntag im September. Die Händler standen nicht gerade dicht an dicht, es hätten noch einige Platz gehabt. Dafür war erfreulich wenig Kruscht im Angebot, bei dem man sich fragt, was er ausgerechnet auf einem Ökomarkt zu suchen hat. Die Buchhandlung Lichtblick aus Zwingenberg hatte neben einigen Tischmetern Esoterik auch handfeste Praxisbücher zu Selbstversorgung und Selbermachen dabei. Ansonsten gab es statt Krempel Pflanzen und handgesiedete Seifen, Großes und Kleines aus Holz, Textilien und Keramik. Und natürlich echtes Essen, aus der Region und von weiter her.
Mein ursprünglicher Plan für den Sonntag lautete, auf dem Markt eine Kleinigkeit essen, dann Schwimmen gehen. Aber dann habe ich so viel feine Sachen entdeckt, dass ich so schnell nicht weggekommen bin.
Die „Kleinigkeit“ waren chilenische Empanadas, eine gefüllt mit Tomaten, eine mit Spinat und Käse. Merke: Man muss den Teig nicht unbedingt aus Vollkorn-Dinkelmehl machen, nur weil man auf dem Ökomarkt steht. Die Weizen-Variante war eindeutig knuspriger geraten. Gleich gegenüber, am Löwenbrunnen, gab es frisches Gemüse. Damit hatte ich mich leider schon vorher eingedeckt, aber zwei Pfund Kartoffeln – eins rot, eins blau – waren noch drin. Die halten sich ja bekanntlich etwas länger. Beim Stand nebenan wurde es ein Glas Kokosmus. Nicht gerade kalorienarm, dieser Brotaufstrich, und direkt vor der Haustür wachsen die Nüsse auch nicht. Aber bei „hin und wieder mal ein bisschen“ hält das Glas hoffentlich eine Weile vor.
Eine spannende Neueröffnung steht für Ende Oktober in Reichelsheim bevor: El Gusto bietet mediterrane Feinkost an. Das Olivenöl aus Katalonien gehört sozusagen zur Familie.
Eine Hanfplantage kann ich mir jetzt auch anlegen. Cannamoda aus Sachsenheim hatte nicht nur Kleidung und Taschen aus Hanf dabei, sondern auch Ess- und Trinkbares sowie Kosmetik. Mindestens eine Pflanze für den Balkon wird bei dem reichlichen halben Pfund Körner fürs Müsli oder zum Keimen wohl herauskommen …
Bei den feinen Bränden aus Litzelbach habe ich mich mit dem Probieren eher zurückgehalten, ich war ja noch der Meinung, ich müsste noch Auto fahren (zur Odenwald-Therme, aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden). Dabei wirkte die Auswahl an Hochprozentigem sehr interessant, vor allem die Liköre mit ihren Nibelungen-lastigen Namen. Meine Alkoholvorräte habe ich dann ein paar Stände weiter bei Imker Stefan Hillenbrand ergänzt, da gab es nämlich Met.
Ein hilfreiches Angebot für Tage, an denen es schnell gehen muss, hatte Sabines Suppenmanufaktur aus Mutterstadt dabei. Wie der Name schon sagt, gibt es dort Suppen im Glas, ohne Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker. Da ich meistens doch eher Frisches koche, wurden es hier zwei Päckchen Nudeln, eins davon aus Emmermehl. Ich bin gespannt, wie die sich als Grundlage für Gemüse machen.
Bisher macht das Ganze einen sehr vegetarischen, abgesehen vom Honig auch veganen Eindruck, ohne dass dafür besondere Verrenkungen nötig wären. Bei dem Thema liegt das ja nahe. Fleisch gab es aber auch, zum einen in etlichen von Sabines Suppen, zum anderen geräucherte Wurst und Schinken vom Schaf (und die andere Hälfte des Standes lag voll mit kuschelig aussehenden Fellen, so richtig einladend zum Reinlegen).
Insgesamt ein buntes Angebot an leckeren und angenehmen Dingen, von denen die meisten nicht erst um die halbe Welt reisen müssen, damit wir sie vor Ort kaufen können. Hin und wieder lohnt sich eine kleine Entdeckungstour wie diese. Ich bin gespannt auf den Markt im nächsten Jahr.