Es folgt eine neue Portion Lesestoff, “Dämlich, aber froh”, Teil 8 der phantastischen Kurzgeschichte mit ausgiebiger Eiersuche. Hier geht es zu Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5, Teil 6 und Teil 7.

Lesestoff - Dämlich, aber froh

In der jüngeren Tante Schröder hatte er sich nicht getäuscht. Drei Tage lang hob sie die Eier aus und verteilte sie auf die vier Haushalte. Dann traf sie Harry bemüht zufällig an seiner Garage, als er von der Arbeit kam.

„Ich hätt da mal ne Frage …“

„Ja?“

„Könnten Sie die nächsten paar Tage für mich die Eier ausheben? Ich muss ins Krankenhaus …“

„Sie sehen ja, wann ich von der Arbeit komme. Wenn das um die Uhrzeit noch reicht …“

„Der Herr Wels hat das doch alles genau aufgeschrieben“, sagte sie. „Hat er Ihnen das nicht gegeben?“

„Doch, doch …“

„Einmal am Tag müssen die Eier ausgehoben werden, wenn die Hühner nicht mehr in den Nestern sind. Aber die sind ja draußen, solange es hell ist.“

„Ja, dann mach ich das. Ist ja nur für ein paar Tage.“

„Eben. Vielen Dank.“

Noch am gleichen Abend rief er den Marans-Züchter an, den er ausfindig gemacht hatte, und sagte ihm, dass er ein Huhn kaufen wollte, am besten sofort. Der alte Herr war gleich einverstanden und verlangte zwanzig Euro. Das schien ein wenig übertrieben und Harry handelte ihn auf siebzehn herunter. Sie vereinbarten einen Übergabetermin Anfang der nächsten Woche. Harry hielt sich mit dem Drängen zurück, der Mann sollte nicht zu lange darüber nachdenken, warum jemand unbedingt sofort ein Huhn brauchte und so viel Geld dafür ausgeben würde.

Als Harry am nächsten Tag die Eier verteilte, fragte Dieter ein wenig verstört: „Können Sie das eventuell noch weiter machen? Ich glaube, mit der Frau Minich wird das nichts mehr.“

„Warum?“, fragte Harry dagegen. So alt war die Frau noch gar nicht.

„Wahrscheinlich kann sie nicht mehr laufen nach der OP.“

„Ach so.“ Was hatte sie eigentlich für eine Krankheit? So genau hatte Harry bei ihrem Gejammer nie zugehört.

„Frau Schröder hat mich schon angesprochen, die beiden werden das ganze Haus umbauen müssen.“

Wenn es ähnlich aufgebaut war wie das, in dem Harry wohnte, dann auf jeden Fall. Es enthielt eine Menge unnötiger Stufen. „Mhm“, sagte er. Vielleicht erwartete Dieter, dass Harry gleich seine Hilfe beim Umbau anbot. Er hatte schließlich in dieser Nachbarschaft die meiste Erfahrung. Aber wenn es nach ihm ging, sollten sich die Tanten Schröder ruhig an seinen Chef wenden und ein seriöses Angebot einholen.

* * *

Fortsetzung folgt.

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Bild: Simon Meyer, foto-x.ch, CC BY-SA 3.0


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