Es folgt eine neue Portion Lesestoff, “Dämlich, aber froh”, Teil 6 der fantastischen Kurzgeschichte mit ausgiebiger Eiersuche. Hier geht es zu Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4 und Teil 5.
Als er früh morgens zur Kita Sieben Zwerge kam, war der Bauwagen von Rent-a-Chicken verschwunden.
Harry fluchte. Jetzt hatte er gar keine Spur mehr, die er verfolgen konnte.
Bevor hier Betrieb aufkam und doch noch jemand den Beobachter im leicht abseits geparkten Auto für einen Pädophilen hielt, tat er, was er sonst immer um diese Uhrzeit tat, er fuhr zur Arbeit. War gestern Abend nicht auch eine Nachricht vom Chef gekommen, die er vor lauter, lauter gar nicht registriert hatte?
Doch, genau. Neue Baustelle, Bürogebäude, Fassade und Innenräume. Predrag wartete schon auf ihn.
Vor Ort ging Harry mit Predrag durchs Erdgeschoss, die Lage peilen. In einem der leeren Räume lag Stroh auf dem Boden. Harry trat einen Schritt auf die Stelle zu und sah sich um, wo es hergekommen sein könnte, da sprang ihm mit lautem Gackern ein Hahn ins Gesicht.
Er riss die Arme hoch, um das Tier abzuwehren, aber es ließ sich nicht beirren.
Hinter ihm schrie Predrag und fuchtelte mit einem Rührer. Bevor Harry mit seinen nackten Unterarmen den Hahn loswerden konnte, bekam er einen Schlag auf den Kopf und ging zu Boden. Der Hahn hackte noch nach ihm, als es um ihn herum dunkel wurde.
Predrag entschuldigte sich ausgiebig, als Harry wieder zu sich kam.
„Macht nichts“, versicherte der. „Habt ihr irgendwas herausgefunden, wo das Vieh überhaupt hergekommen ist?“
Predrag zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Aber das war ein Mordskoffer.“ Er zeigte mit den Händen, wie riesig der Hahn ausgesehen hatte.
In Harrys Erinnerung war er noch größer und schien zum Teil aus Flammen zu bestehen.
„Der Chef sagt, du kannst es langsam angehen lassen“, fuhr Predrag fort. „Wir sollen hier eh keine Überstunden machen …“ Er verzog das Gesicht. „Bloß rechtzeitig fertig werden, das sollen wir.“
„Wie immer.“ Wenn Harry jetzt wenigstens das nächste goldene Ei in Aussicht gehabt hätte, wäre der Schlag auf den Kopf leichter zu verschmerzen gewesen.
* * *
Fortsetzung folgt.
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Bild: Simon Meyer, foto-x.ch, CC BY-SA 3.0
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